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House of Europe

Die Europäische Union unterstützt den ukrainischen Kultursektor bereits seit vielen Jahren. Eine Vielzahl von Institutionen, Initiativen, Plattformen, Unternehmen und Einzelpersonen arbeiten täglich daran, kreativen Menschen in den Bereichen Kultur und Bildung Möglichkeiten zu bieten und Brücken zwischen der Ukraine und Europa zu bauen. Eines dieser Projekte ist House of Europe. Im Dezember 2023 hatten wir die Gelegenheit, mit ihnen über ihre Aktivitäten zu sprechen.

Franziska Simon – Leiterin des Programms
Ilona Demchenko – Managerin Internationale Zusammenarbeit und InfrastrukturförderungenE-Mail: ask@houseofeurope.org.ua

Anschrift: Vul. Lavrska 16 L, 01015 Kiew, Ukraine

Was ist House of Europe?

Franziska Simon: House of Europe ist ein EU-finanziertes Projekt, das 2019 ins Leben gerufen wurde und seitdem vom Goethe-Institut Ukraine umgesetzt wird. Es zielt darauf ab, Ukrainer:innen, die in den Bereichen Kultur, Bildung, Kreativwirtschaft, junge Medien und soziales Unternehmer:innentum tätig sind, mit ihren Kolleg:innen in der EU zu vernetzen, den fachlichen und kreativen Austausch zu fördern und die Kapazitäten der in diesen Bereichen Tätigen auszubauen. Meines Wissens war es 2019 das größte Projekt zur Förderung von Kultur, Kreativwirtschaft und Bildung, das die EU jemals außerhalb der EU initiiert hat.

Wie sah das Konzept am Anfang aus und wie hat es sich im Laufe der Zeit verändert?

Ilona Demchenko: Es gab ein Programm namens Culture Bridges, das 2015/2016 vom British Council ins Leben gerufen wurde und das Fördermittel und Capacity Building für den Kultur- und Kreativsektor in der Ukraine bot, als die Gespräche über die Stärkung der Beziehungen zwischen der Ukraine und Europa konkreter wurden. Es war das erste große Förderprogramm für ukrainische Kulturprojekte. Als wir mit der Entwicklung von House of Europe begannen, konnten wir auf den Erfahrungen aus diesem Programm aufbauen.
Ilona betont, dass House of Europe im Laufe der Zeit viel über die Bedürfnisse seiner Zielgruppe gelernt hat. Dementsprechend hat sich das Projekt als Reaktion auf das Feedback der Förderempfänger:innen und Teilnehmer:innen ständig weiterentwickelt.

Ilona: Das Projekt kann und wird sich anpassen, und ich denke, dass diese Flexibilitäteine große Stärke darstellt.

Franziska: Über die Jahre konnten wir eine Struktur aufbauen, die Flexibilität ermöglicht. Als Covid kam, hat das Projekt seine Strukturen genutzt, um mit der Situation umzugehen, und das hat uns auch nach dem 24. Februar 2022 geholfen. So konnten wir zum Beispiel 1,5 Millionen Euro für die Soforthilfe für unsere Partner:innen und Zielgruppen umwidmen.

Wie hat sich House of Europe nach der Eskalation des Krieges durch Russland verändert?

Ilona: Die Sache ist die, dass dieses Projekt von der EU finanziert wird. EU-Förderprogramme sind nicht gerade für ihre Flexibilität bekannt und ich war sehr beeindruckt, dass wir weitermachen konnten. Das war eine Geste, die viel über die zugrunde liegenden Werte aussagt. Sowohl uns als auch unseren Partner:innen wurde eine gewisse Flexibilität zugestanden. Zum Beispiel wurden unsere Stipendiat:innen, die das Geld vor der vollständigen Invasion erhalten hatten, gefragt, ob sie das Geld behalten wollen, um weiter an dem Projekt zu arbeiten, oder ob sie es lieber zurückgeben wollen. Und einige Leute wollten die Projekte trotz des Krieges wirklich durchführen.
Wir hatten Stipendiat:innen in Mariupol, die nicht nur selbst fliehen konnten, sondern auch vielen anderen geholfen haben, die Stadt zu verlassen, was sehr beeindruckend ist.

Und im ersten Jahr der großangelegten Invasion konnten wir auch eine Reihe interessanter Projekte unterstützen. Wir haben das internationale Dokumentarfilmfestival für Menschenrechte DocuDays UA bei der Archivierung von Videos über Kriegsverbrechen unterstützt. Ein weiteres Beispiel ist ein Programm zur Unterstützung von Müttern, die in Luftschutzkellern entbunden haben. Und natürlich haben wir bei der Evakuierung von Museumssammlungen aus den am stärksten betroffenen Regionen geholfen. Die Menschen haben so viele mutige Dinge getan, um Kunst zu retten, und wir sind froh, dass wir dazu beitragen konnten.

Franziska: Es war so beeindruckend, die Stipendiat:innen zu sehen, die zu Beginn des großflächigen Krieges gesagt haben, dass sie ihre Projekte weiterführen wollen. Das war ein Symbol des Widerstands. Und auch zu sehen, wie schnell sich die Menschen an die Situation angepasst haben und wie schnell sie zum Beispiel von Kulturarbeit auf Freiwilligenarbeit und Nothilfe umgestiegen sind. Es war beeindruckend, wie schnell sie sich organisiert haben.

Wie sieht aus der Sicht von House of Europe die Situation der ukrainischen Künstler:innenin der Ukraine derzeit aus?

Ilona: Es gab eine große Mobilität sowohl innerhalb als auch außerhalb des Landes. Bei den männlichen Künstlern ist die Situation natürlich anders. Einige von ihnen sind zur Armee gegangen, andere nicht, sind aber trotzdem in der Ukraine geblieben. Einige von ihnen waren außerhalb des Landes, als der großangelegte Krieg ausbrach, und je nachdem, wie sie ihre Rolle in der aktuellen Situation sahen, entschieden sie sich, zurückzukehren oder nicht.

Die Arbeit im Kunst- und Kulturbereich kann sehr prekär sein. Die meisten Künstler:innen hatten keine festen Verträge, und natürlich spüren sie die finanzielle Instabilität sehr stark. Andererseits gibt es jetzt mehr Möglichkeiten für sie, weil auch in der EU mehr Interesse an Kunst aus der Ukraine besteht. Es gab eine ganze Reihe von Ausstellungen, die sich mit dem Krieg auseinandergesetzt haben.

Die Zusammenarbeit ist aktiver geworden, würde ich sagen. Diese ohnehin schon turbulenten Zeiten sind also für Künstler:innen gerade jetzt besonders turbulent.

Und natürlich beeinflusst der Krieg die Themen, die in der Kunst behandelt werden. Auf der einen Seite gibt das, was jetzt passiert, vielen Künstler:innen mehr Material, mit dem sie arbeiten können, auf der anderen Seite sehe ich, dass viele von ihnen sehr bedrückt sind, aber einige von ihnen arbeiten immer noch, selbst unter den gegenwärtigen Umständen.

Franziska: Das Interesse an ukrainischer Kunst und Kultur war und ist tatsächlich größer als früher. Das hat der ukrainischen Kunstszene Auftrieb gegeben. Gleichzeitig kann es für ukrainische Künstler:innen in der Ukraine schwierig sein, an Fördermittel zu kommen. Deshalb sind die Programme von House of Europe zur Unterstützung von Künstler:innen und Kreativen so wichtig für die Ukrainer:innen. Und ich denke, es ist jetzt noch wichtiger als im letzten Jahr, ukrainische Kunst im Ausland zu präsentieren, denn leider lässt die Aufmerksamkeit der EU-Länder und anderer Länder etwas nach. Für die Ukraine, für ukrainische Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen ist es sehr wichtig, weiterhin Kunst und Kultur aus der Ukraine und die ukrainische Perspektive zu zeigen.

Mich würden auch Einblicke in die Kommunikation mit den Künstler:innen interessieren. Was brauchen sie? Wie gehen die Institutionen in der EU auf ihre Bedürfnisse ein? Und was sind die häufigsten Fragen zur europäischen Kunstszene?

Ilona: Ich würde sagen, dass sich die Bedürfnisse inhaltlich nicht geändert haben. Es besteht immer Bedarf an finanziellen Mitteln, an neuem Wissen und an neuen Kontakten. Diese Dinge wurden vor und nach der großangelegten Invasion benötigt. Ich denke, sie werden jetzt noch dringender gebraucht. Wir sprechen hier nicht über Interessen, sondern über Bedürfnisse. Die Situation für viele Menschen hat sich verändert, sie ist nicht stabil. Die Nachfrage ist groß, und das hängt auch mit der wirtschaftlichen Lage in der Ukraine zusammen.

Zu den häufig gestellten Fragen gehört der Wunsch nach mehr Informationen, zum Beispiel darüber, wie man in anderen Ländern an Fördermittel kommt. Das Netzwerk wächst wirklich, und das ist eines der positiven Ergebnisse der Situation. Das ändert zwar nichts an der Tatsache, dass die Lage sehr trist ist, aber diese Entwicklung wird für die Menschen in Zukunft nützlich sein.

Welches Feedback erhalten Sie von den Künstler:innen nach Abschluss der Programme? Was sind ihre Pläne? Wollen sie in Europa bleiben oder in die Ukraine zurückkehren?Franziska: Die Teilnehmer:innen schicken uns Berichte über ihre Aktivitäten und ihre Pläne für die Zukunft. Nicht alle unsere Programme sind in der EU, die meisten sind in der Ukraine oder für diejenigen, die in der Ukraine leben. Viele Teilnehmer:innen, die sich für Programme in der EU beworben haben, sagen, dass sie die Möglichkeit hatten, entweder neue Kontakte in der EU zu knüpfen oder alte wieder aufleben zu lassen.

Ilona: Ich denke, es ist wichtig zu sagen, dass wir keine Programme für längere Auslandsaufenthalte haben. Soweit wir wissen, sind die meisten Teilnehmer:innen wieder in die Ukraine zurückgekehrt. Wir wissen natürlich, dass Künstler:innen, die jetzt im Ausland sind, sehr oft mit Projekten zusammenarbeiten, die in der Ukraine durchgeführt werden.

Wir sehen zum Beispiel, dass viele europäische Organisationen, die im Kulturbereich arbeiten, Ukrainer:innen einstellen, die länger in ihrem Land bleiben, also funktioniert diese Diffusion. Ich frage die Leute oft auf persönlicher Ebene, ob sie bleiben oder zurückkommen wollen, und was ich bisher gelernt habe, ist, dass sie diese Frage zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten können. Sie wissen es nicht. Genauso wie wir nicht wissen, ob wir bleiben werden oder nicht. Diese Art von Emigration ist nicht freiwillig. Ich denke, dass wir in Zukunft, wenn der Krieg vorbei ist, etwas anbieten können. Es werden noch viel mehr Menschen zurückkehren, auch diejenigen, die jetzt denken, dass sie es nicht tun werden. Diese Ungewissheit ist das Schwierigste.

Was sind die Pläne von House of Europe für die Zukunft?

Franziska: Wir werden weiterhin unsere Programmlinien umsetzen. Stipendien für Einzelpersonen, Übersetzungsstipendien, Mobilitätsförderung, Unterstützung der kulturellen Infrastruktur, internationale Kooperationsprojekte, Workshops für Kulturschaffende und Menschen aus dem Bildungsbereich, Konferenzen, Aktivitäten für unsere Alumni-Community. Wir werden auch ein Programm zur Unterstützung von Unternehmen aus der Kreativwirtschaft starten und die Organisation kleinerer Festivals in den Regionen wieder aufnehmen.

House of Europe ist in der Ukraine zu einem sehr bekannten Projekt geworden. Es verfügt über mehrere Social-Media-Kanäle und Interessierte können uns auf Facebook, Telegram und Instagram folgen. Wir haben auch einen YouTube-Kanal, auf dem wir relevante Videos über unsere Arbeit und unsere Stipendiat:innen zeigen. Und ein Newsletter mit Informationen über unsere Programme und andere relevante Angebote anderer Organisationen wird einmal pro Woche verschickt und hat über 15.000 Abonnent:innen. In den sozialen Medien haben wir über 55.000 Follower:innen und nutzen unsere Reichweite nicht nur für die Bewerbung unserer eigenen Programme.

Einer der Schwerpunkte von House of Europe in diesem Jahr sind Initiativen zur Förderung des Kulturerbes in der Ukraine.

In dieser Situation ist das Kulturerbe besonders gefährdet, beschädigt oder gänzlich verloren. Dies erfordert wirklich Aufmerksamkeit, und da es auch einer der Schwerpunkte der Europäischen Union ist, treffen sich die Bedürfnisse und Interessen beider Seiten. Wir werden einige Stipendien vergeben, um Menschen zu unterstützen, die sich in ihrer Arbeit mit Museumssammlungen beschäftigen. Wir wollen Menschen, die an Themen im Zusammenhang mit dem Kulturerbe arbeiten, mit Expert:innen in der EU zum Austausch und Wissenstransfer zusammenbringen.

Wir haben bereits Partner:innen von Europeana, die im letzten Jahr mit uns zusammengearbeitet haben. Es handelt sich um eine Initiative, die sich auf die Digitalisierung des Kulturerbes in der EU konzentriert.

Im Jahr 2022 haben wir einen Online-Hackathon für Projekte zu verschiedenen kulturellen Themen organisiert, an dem mehr als 1000 Menschen teilnehmen wollten. Wir haben Aktivist:innen, die bereit sind, mehr zu tun, und wir hoffen, den Hackathon mit neuen Themen, neuen Leuten, neuen Expert:innen und neuen Ideen zu wiederholen.

Franziska: Und natürlich hoffen wir, dass wir das Projekt auch nach 2024 weiterführen und ausbauen können.

Vielen Dank für das Interview!

Interviewerin: Anastasiia Diachenko / Office Ukraine