Wie man sich an einer österreichischen Kunsthochschule bewirbt: Die Erfahrungen von Olga Schtscheblykina
Office Ukraine setzt seine Reihe von Erfahrungsberichten von Studierenden über die Immatrikulation an österreichischen Kunsthochschulen fort. Viele Ukrainer:innen, die unser Büro besuchen, interessieren sich dafür, wie sie ihre Ausbildung in Österreich fortsetzen können und welche Vorteile dies mit sich bringt. Kunsthochschulen unterscheiden sich von anderen Bildungseinrichtungen dadurch, dass sie keine klassische geisteswissenschaftliche Ausbildung anbieten, sondern die Möglichkeit bieten, kreative Fähigkeiten zu entwickeln und Teil der Kunstwelt zu werden. Die Aufnahme erfordert jedoch viel Aufwand, da die Konkurrenz um die Plätze recht groß ist. Wir haben uns entschlossen, Ukrainer:innen, die bereits in Österreich studieren, zu fragen, wie sie es geschafft haben und welche Ratschläge sie denen geben können, die gerade über eine Bewerbung nachdenken.
Olga Schtscheblykina hat uns über ihre Erfahrungen mit der Bewerbung und ihr Studium an der Kunstuniversität Linz berichtet:
Könntest du kurz erzählen, in welchem Fachbereich du studierst und wie das Programm aufgebaut ist?
Ich studiere in der Abteilung für Malerei an der Kunstuniversität in Linz. Das ist mein viertes Studienjahr, und ich plane, nächstes Jahr mein Diplom abzuschließen. Das Programm heißt „Diplomstudium“ und besteht aus zwei Phasen: Die ersten zwei Jahre entsprechen einem Bachelor-Abschluss, die folgenden zwei ähneln einem Masterstudium. Struktur und Tempo des Studiums hängen stark von den eigenen Zielen und Plänen ab. Es gibt verpflichtende Bereiche, in denen man ECTS-Punkte sammeln muss, aber man kann aus einer großen Bandbreite an Lehrveranstaltungen und Fächern frei wählen. Man kann sich auf die Praxis konzentrieren – es gibt Werkstätten für Metall, Holz, Keramik und mehr – oder tief in die Theorie oder die technischen Aspekte der Malerei eintauchen. Viele Studierende kombinieren alles miteinander. Nach dem Abschluss des Kunst-Diploms ist es auch möglich, in die Theorie-Abteilung zu wechseln und ein Diplom in Kulturwissenschaften zu machen.
Wie läuft die Aufnahmeprüfung ab? Wie viele Phasen gibt es?
Für genaue Termine und Details sollte man am besten die Website der Universität besuchen. Kurz gesagt besteht das Verfahren aus drei Phasen. Zuerst reicht man eine Online-Bewerbung über das Hochschulportal ein und lädt sein Portfolio hoch. Wenn die Bewerbung in die engere Auswahl kommt, erhält man eine Aufgabe und wird zu einem Gespräch eingeladen. Wenn das gut verläuft, kann es zu einem zweiten Gespräch kommen.
War es für dich leicht, aufgenommen zu werden? Wie lange hast du dich vorbereitet?
Es war tatsächlich ziemlich schwierig. Ich wurde anfangs nicht aufgenommen – ich habe mich zwei Jahre hintereinander beworben und wurde beide Male nach dem Interview abgelehnt. Nach der zweiten Ablehnung bin ich trotzdem nach Österreich gezogen und habe einen Professor angeschrieben, um ein Gespräch zu führen und um Rat zu fragen. Es stellte sich heraus, dass einige der aufgenommenen Studierenden in diesem Jahr nicht erschienen waren, also entschied sich der Professor, mich doch noch aufzunehmen.
Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Auswahlkriterien?
Das ist sehr individuell, aber ich denke, die wichtigsten Faktoren sind Motivation, Originalität, visuelle Kompetenz und echtes Engagement für das gewählte Fachgebiet.
Wie sollten sich Bewerber:innen auf die Aufnahme vorbereiten?
Man sollte ein starkes Portfolio zusammenstellen – fertige Arbeiten sind entscheidend, nicht nur Skizzen oder Studien.
Spielen Alter oder vorherige Erfahrung eine Rolle?
Meiner Meinung nach ist es keine gute Idee, direkt nach der Schule ein Kunststudium zu beginnen. Lebenserfahrung spielt eine große Rolle bei der Entwicklung der eigenen Perspektive, und es ist oft besser, erst etwas Erfahrung zu sammeln und dann das eigene künstlerische Arbeiten an der Universität zu vertiefen. Das Alter spielt kaum eine Rolle – die Studierenden sind zwischen 18 und 36 Jahre alt.
Wie wichtig ist das Portfolio im Aufnahmeverfahren?
Es ist der erste Eindruck und das erste Auswahlkriterium – also sehr wichtig.
Hast du einen Rat für alle, die sich bewerben möchten?
Wenn möglich, sollte man persönlich zum Interview erscheinen. Man sollte auch Portfolio-Beratungen nutzen – viele Universitäten bieten während der Tage der offenen Tür Gespräche an. Es hilft auch, mit Alumni zu sprechen und Professor:innen im Vorfeld kennenzulernen. Insgesamt denke ich, es ist eine gute Idee, schon vor der Bewerbung aktiv in die Kunstwelt einzutauchen.
