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Kunst in unsicheren Zeiten: Künstler:innen bei der Arbeit

17. Dezember 2024

In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat Office Ukraine Hunderte von ukrainischen Künstler:innen getroffen – aus verschiedenen Generationen, Medien und Lebensphasen. Diese Künstler:innen haben uns von ihren Praktiken, Herausforderungen und Visionen berichtet. Heute stellen wir drei verschiedene Stimmen vor: eine Malerin, einen Dirigenten und einen Fotografen. Jede:r von ihnen berichtet, wie es gelingt, die künstlerische Arbeit trotz begrenzter Ressourcen fortzuführen, welche Möglichkeiten sie nutzen und was sie in unsicheren Zeiten zur Kreativität motiviert.

Office Ukraine Wien
Geschichten von Künstler:innen

17. Dezember 2024 CommunityInterviews

Polina Makarova bei der Arbeit, © Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers

Polina Makarova, Designerin und Malerin

In diesem Sommer wurde mir klar, dass das Zeichnen nicht nur etwas ist, was ich gerne tue, sondern dass es ein wichtiger Teil von mir ist. Um mir dafür Zeit zu nehmen, musste ich der Kreativität in meinem täglichen Leben bewusst Priorität einräumen. Ich widme der Kunst drei freie Stunden am Morgen, bevor meine Arbeit am Nachmittag beginnt und meine Tochter von der Kindertagesstätte zurückkommt. Sie ist noch nicht einmal zwei Jahre alt, aber wir teilen unsere täglichen Aufgaben miteinander. Ob ich nun die Waschmaschine belade, den Geschirrspüler ausräume oder mich um die Katze kümmere – diese Momente, die ich mit Sorgfalt und Aufmerksamkeit verbringe, sind für uns beide eine wertvolle Zeit.

Mein Arbeitsbereich ist bescheiden: ein kleiner Tisch am Fenster, auf dem mein Laptop und ein Stück Karton zum Zeichnen stehen. Die begrenzte Größe meiner Werke spiegelt die Beschränkungen von Raum und Zeit wider. In letzter Zeit verspürte ich jedoch ein wachsendes Bedürfnis, mich zu vergrößern. Ich habe eine Staffelei gefunden, die genau in den halben Meter Abstand zwischen Tisch und Schrank passt. Ja, ich träume davon, mehr Platz oder sogar ein Atelier zu haben, aber ich erinnere mich daran, dass es bereits ein Privileg ist, überhaupt Platz zu haben.

Ich lasse mich von Landschaften inspirieren – Fragmente der Realität, die ich bei Spaziergängen durch die Natur oder durch die Straßen der Stadt mit meinem Handy festhalte. Mir fallen Kompositionen oder Details auf, die mich faszinieren, und später, wenn sich diese Fotos ansammeln, beginne ich zu entschlüsseln, was sie bedeuten. Dieser Prozess hat fast therapeutischen Charakter. In meinen Gemälden spiegeln Bäume, Pflanzen und ihre Interaktionen mit der Umwelt oft meine psychologischen Zustände und emotionalen Wahrnehmungen der Welt wider.

Für die Zukunft plane ich, mit größeren, abstrakten und surrealen Werken zu experimentieren. Eine neue Serie befasst sich mit dem Thema Mutterschaft, wobei ein zentrales Werk als monumentales Gemälde einer Brustwarze geplant ist – mindestens ein Meter mal ein Meter. Gleichzeitig werde ich weiterhin Landschaften malen, wobei ich ein Gleichgewicht zwischen Realismus und Abstraktion, zwischen groß und klein schaffen werde. Mein Ziel ist es, Kunst zu schaffen, die sowohl für mich selbst als auch für den/die Betrachter:in bedeutungsvoll und therapeutisch ist – etwas, das poetische Tiefe hat und gleichzeitig schön und beruhigend ist, um an der Wand zu hängen.

Der große Krieg, die Übersiedlung nach Österreich und das Muttersein – alles innerhalb eines Jahres – haben meine Identität grundlegend verändert. Ich sehe das als einen Phönix, der aus den Flammen aufsteigt, eine Wiedergeburt. Ich habe gelernt, dass ich Freude und Kreativität nicht aufschieben darf; ich bin es mir selbst schuldig, jetzt voll zu leben. In der Ukraine hatte ich so viel Arbeit, dass ich nur eine Handvoll Bilder pro Jahr malen konnte. Heute male ich viel mehr, aber ich sehne mich immer noch nach mehr Zeit zum Schaffen.

Ich bin Office Ukraine und Österreich zutiefst dankbar für ihre immense Unterstützung und die Möglichkeiten, zu wachsen und Kontakte zu knüpfen. Sie haben mir den Raum gegeben, mich auf das zu konzentrieren, was am wichtigsten ist – Kunst, Heilung und die Wiederentdeckung meiner selbst durch den kreativen Prozess.

 

Sergii Pavelko, Selbstporträt, ©Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers

Sergii Pavelko, Ikonograph und Fotograf

Für einen Künstler ist Kreativität keine Wahl, sondern eine Notwendigkeit. Es geht darum, ein beliebiges Objekt in etwas Sinnvolles und Schönes zu verwandeln. Insbesondere die Fotografie bietet unzählige Möglichkeiten, die Realität neu zu gestalten, und dieser Prozess ist zu meinem Zufluchtsort geworden, vor allem wenn andere Wege – wie die Ikonenmalerei – nicht mehr so zugänglich sind wie früher.

Vor dem Krieg bestand mein Leben zu 95 % aus Ikonenmalerei. In der Ukraine leitete ich erfolgreich Workshops für Kinder, in denen ich ihnen die heilige Kunst der Ikonenmalerei beibrachte. Hier in Österreich hingegen hält sich das Interesse an Ikonen in Grenzen, auch wenn sie bei Ausstellungen immer noch großen Anklang finden. Hier ist die analoge Fotografie in mein Leben getreten.

Aus der Serie „Komm und sieh mich“ © Sergii Pavelko

Da die Ikonenmalerei momentan pausiert, habe ich meinen Schwerpunkt auf die analoge Fotografie verlagert und mit Einfallsreichtum und Findigkeit Bilder geschaffen. Österreichs reiche Fotogeschichte und der Niedergang der analogen Fotografie haben zu Möglichkeiten geführt, die ich mir nicht hätte vorstellen können: Kameras, die normalerweise Hunderte von Euro kosten würden, werden für einen Bruchteil des Preises gefunden – manchmal defekt, aber noch reparierbar. Abgelaufene Filme, die von vielen als unbrauchbar angesehen werden, werden zu meinem Material für Experimente. So entdeckten meine Freunde kürzlich im Haus meiner Familie in der Ukraine eine alte Filmrolle, die sie Ende der 70er Jahre gekauft hatten. Sie schickten sie mir, und ich benutzte sie, um meine Familie hier zu fotografieren. Die Ergebnisse waren verblüffend – subtile Unvollkommenheiten, Flecken und Spuren der Zeit machten die Bilder noch wertvoller. Man weiß nie, was man bekommt, und dieses Überraschungsmoment ist Teil des Zaubers.

Der kreative Prozess lebt von Einschränkungen. Meine Dunkelkammer ist kein professionelles Studio, sondern ein umgebautes Badezimmer. Ich versiegele die Tür mit einer Decke, schalte alle Lichter aus und präge mir sorgfältig ein, wo Scheren, Rollen und Werkzeuge in der Dunkelheit liegen. Ich rufe in den Korridor und warne meine Familie, nicht einzutreten. Sobald die Negative entwickelt sind, gehe ich ins Badezimmer, um den Prozess abzuschließen. Ich scanne die Bilder und bearbeite sie digital, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, indem ich das Licht anpasse, Schatten hinzufüge oder Details hervorhebe. Es ist eine liebevolle Arbeit, die mit Freude, Vorfreude und Experimentierfreude verbunden ist.

Mein Filmarchiv, das ich sorgfältig in speziellen Ordnern aufbewahre, wächst stetig. Jede Filmrolle birgt eine emotionale Geschichte, egal ob es sich um ein modernes Experiment oder ein Familienfoto auf 40 Jahre altem Film handelt. Ich sage den Leuten oft: Bei der Kunst geht es nicht um perfekte Bedingungen – es geht darum, aus dem, was man hat, etwas Magisches zu machen. Meine Werkstatt, die ich fast vollständig kostenlos durch die Restaurierung und den Austausch von Geräten aufgebaut habe, ist ein Beweis für diese Überzeugung.

Für mich haben sowohl Ikonen als auch die Fotografie eine immense symbolische Bedeutung. Eine Ikone bewahrt den Glauben und die Tradition; eine Fotografie fängt flüchtige Momente des Lebens ein und friert die Zeit in einem greifbaren Bild ein. Ob ich nun an einer Ikone arbeite oder in einer abgedunkelten Toilette stehe, die sich in eine Dunkelkammer verwandelt hat, der Prozess selbst ist erfüllend. Er ist zutiefst persönlich, ein Akt der Transformation und der Widerstandsfähigkeit, ein Weg, in einer sich verändernden Welt weiterhin Schönheit und Bedeutung zu schaffen.

 

Rafael Edesh bei einer Performance © Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers

Rafael Edesh, Dirigent

Als Dirigent und Musikwissenschaftler hat sich mein künstlerischer Weg seit meiner Übersiedlung nach Österreich erheblich vertieft. Durch das Eintauchen in das reiche musikalische Erbe des Landes habe ich mein Repertoire um ein breiteres Spektrum an europäischen Komponisten erweitert, was meine Interpretationsfähigkeiten bereichert und meine künstlerische Perspektive erweitert hat. Österreichs pulsierende Kulturszene hat mich mit zeitgenössischen Musiktrends bekannt gemacht und es mir ermöglicht, innovative Elemente in meine Aufführungen und Forschungen einzubringen. Diese Erfahrung hat nicht nur meinen künstlerischen Ausdruck geformt, sondern auch eine nuanciertere und flüssigere Herangehensweise sowohl an das Dirigieren als auch an die Musikwissenschaft gefördert.

Während ich aktiv nach beruflichen Möglichkeiten suche, tauche ich weiterhin in Wiens außergewöhnliches musikalisches Umfeld ein. Ich nehme an Proben teil, die von geschätzten Dirigenten wie Christian Thielemann geleitet werden, beobachte ihre fortgeschrittenen Techniken und gewinne unschätzbare Einblicke in Interpretation und Führung. Außerdem nehme ich an Meisterkursen und Workshops teil, um mein Handwerk zu verfeinern und gleichzeitig mit modernen Musiktrends in Kontakt zu bleiben. Als Gaststudent an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) bereite ich mich auf die Aufnahmeprüfung für den Masterstudiengang vor und bin bestrebt, sowohl meine akademische Tiefe als auch meine praktischen Kenntnisse zu erweitern. Diese Begegnungen fördern meine Entwicklung als Dirigent, indem sie mich in der Tradition verankern und gleichzeitig zu einer neuen künstlerischen Vision inspirieren.

In Ermangelung eines eigenen Orchesters probe ich in meinem Kopf und lasse die Musik entstehen, während ich durch die Straßen Wiens gehe und die Rhythmen und Klänge aufnehme. Gespräche mit Menschen, das Brummen des täglichen Lebens und unerwartete Momente der Inspiration geben mir Halt. In diesem Sommer habe ich oft Mahlers Grab besucht – er bleibt eine meiner größten Inspirationen. Bei einem Besuch stolperte ich über eine Partitur, die ein junger österreichischer Komponist hinterlassen hatte. Ein einfacher Zufall, der jedoch zu einer bedeutungsvollen Verbindung führte; wir bleiben in Kontakt, und solche Begegnungen erfüllen mein Leben mit Energie und Sinn.

Die Herausforderungen, denen sich ukrainische Künstler:innen gegenübersehen, sind tiefgreifend. Viele Künstler:innen wurden vertrieben, mussten aus Konfliktgebieten fliehen oder arbeiten unter unsicheren und ungewissen Bedingungen. Das bedeutet, in einer ständigen Ungewissheit zu leben, die den kreativen Prozess noch schwieriger macht. Diejenigen, die geblieben sind, stehen oft unter dem unausgesprochenen Druck, Werke zu schaffen, die den Krieg, die Widerstandsfähigkeit und die nationale Identität widerspiegeln und gleichzeitig einen Ausgleich zwischen diesen Themen und dem persönlichen kreativen Ausdruck schaffen.

Trotz dieser Schwierigkeiten beweisen die ukrainischen Künstler:innen weiterhin außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Kreativität. Kunst ist zu einem Mittel des Überlebens geworden – eine Möglichkeit, Geschichte zu dokumentieren, Widerstand auszudrücken und Gemeinschaften in Krisenzeiten zu vereinen.