Kunst, Migration und Mutterschaft: Geschichten von ukrainischen Frauen in Österreich
Migration – und insbesondere erzwungene Migration – ist oft mit dem Verlust des sozialen und finanziellen Status, vertrauter Routinen und Unterstützungsnetzwerke verbunden. Wir waren besonders an Künstlerinnen interessiert, die auch Eltern sind, da der Integrationsprozess eine ganz andere Dimension annimmt, wenn Kinder involviert sind.
Oksana Maslova ist Mutter einer Tochter, Schriftstellerin und aktiv involviert in der Wiener Theaterszene. Olena Maiorenko, Mutter von drei Kindern, ist Malerin und Kunstpädagogin. Sie erzählten Office Ukraine, wie sich ihr Leben verändert hat, seit sie in Österreich angekommen sind.
Interview mit Oksana Maslova
Wie hat sich Ihre Position in Österreich entwickelt, seit Sie aus der Ukraine gekommen sind?
Seit meiner Ankunft in Österreich konzentriere ich mich auf künstlerische Projekte, die sich mit persönlicher Transformation und Resilienz in Krisenzeiten beschäftigen. Wir leben in einer Zeit intensiver Umwälzungen, und diese Erfahrungen können selbst bei jenen nachhallen, die noch nie mit solch tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert waren.
Im Jahr 2023 schloss ich meinen Poesie-Performance-Zyklus Temporary Life ab, der sich mit der Gefühlswelt ukrainischer Vertriebener auseinandersetzt. Er reflektiert die Reise, die Heimat zu verlassen, die Trennung von geliebten Menschen – manche für immer – und die Navigation durch mehrere Realitäten: eine zerstörte Welt, die zurückgelassen wurde, eine, die nur durch Telefonanrufe erreichbar ist, und eine unbekannte neue, die nun aufgebaut werden muss. Das Stück, das im Rahmen des Wiener Literaturfestivals 2023 in ukrainischer und englischer Sprache aufgeführt wurde, ist eine intime Erkundung von Vertreibung und Anpassung.
Meine bisher wichtigste Initiative war Young Drama: Exploring New Meanings Laboratory, das durch ein Arbeitsstipendium des Programms Ukraine-Hilfe‘ des österreichischen Ministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) unterstützt wurde. Ursprünglich als Dramaturgie-Workshop konzipiert, entwickelte sich das Labor zu einem lebenswichtigen Projekt für Kinder, die vor dem Krieg geflohen waren, und half ihnen, Sprache, Ausdruck und Zugehörigkeit in einem neuen Land zu finden.
Dank einer Partnerschaft mit DSCHUNGEL WIEN nahmen zehn Kinder als Co-Dramaturg:innen, Regieassistent:innen und Schauspieler:innen teil. Durch ihr kreatives Engagement entdeckten sie die transformative Kraft der künstlerischen Introspektion, die ihnen dabei half, persönliche Verluste zu verarbeiten und einen neuen Sinn zu finden. Das Projekt gipfelte in einem neuen Stück, das nun die zeitgenössische ukrainische dramatische Literatur bereichert und sowohl auf Ukrainisch als auch auf Deutsch erhältlich ist.
©Oksana Maslova
Können Sie von Ihren Erfahrungen mit Beschäftigung und künstlerischen Aktivitäten berichten?
Das Bewerbungsverfahren für das Mira-Lobe-Stipendium über das BMKÖS war klar und gut strukturiert, mit detaillierten Richtlinien auf der Website des Ministeriums. Eine der wichtigsten Anforderungen war eine Arbeitsprobe, die in deutscher Sprache verfasst werden musste. Das Schreiben war sowohl eine Herausforderung als auch eine Freude. Es ermöglichte mir, mich voll und ganz auf das Erzählen von Geschichten einzulassen und Wege zu finden, Nuancen, Emotionen und die Perspektiven von Kindern, die vom Krieg betroffen sind, auszudrücken.
Für mich ist das Schreiben zu einer Form des Überlebens geworden – nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele. Ich schrieb unter Tränen und Gelächter und schöpfte aus den lebendigen Erinnerungen an die Gespräche mit den Kindern – ihre Träume, ihr Schweigen, ihre unausgesprochenen Ängste. Als ich die Bewerbung einreichte, erwartete ich eine Absage. Ich habe sogar nachgeschlagen, wie man sich auf Deutsch höflich für die Chance bedanken kann. Aber zu meiner Überraschung – und mit tiefer Dankbarkeit – wurde mir das Stipendium gewährt.
Sie leben jetzt seit drei Jahren in Österreich. Wie haben Sie es geschafft, so schnell Deutsch zu lernen, und wie funktioniert die Sprache für Sie als Schriftsteller?
Ich habe vor kurzem einen C1-Deutschkurs abgeschlossen, der vom Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) unterstützt wurde. Damit ein Text wirklich ankommt, muss er in der Sprache geschrieben werden, in der er gelesen wird. Jede Sprache hat ihren eigenen Rhythmus, ihre eigene Logik und ihre eigenen Begriffsebenen – das Wortspiel ist ein perfektes Beispiel dafür.
Für mich ist die Sprache nicht nur ein Werkzeug, sondern ein Medium der emotionalen Präzision. Mein Schreiben ist gefühlsbetont, daher ist das Erfassen der Nuancen von großer Bedeutung. Im Moment fühlt sich dieser Prozess wie eine wissenschaftliche Analyse an: Jedes Wort muss präzise gewählt sein.
Ich hatte das Glück, in Wien Muttersprachler:innen zu treffen, die mir halfen, subtile Bedeutungsverschiebungen zu verstehen. Meine C1-Kursleiterin, Andrea, war besonders hilfreich. Sie zeigte mir, wie sich die Bedeutung eines Satzes durch einen einzigen Wortwechsel verändern kann – selbst zwischen zwei Wörtern, die fast identisch zu sein scheinen.
©Dschungel / Özgün Yarar
Wie hat sich Ihre Familiensituation verändert? Wie hat sich Ihre Tochter angepasst?
Meine Tochter hat die Sprache gelernt und ist jetzt eine der besten Schülerinnen ihrer Klasse. Aber emotional war der Übergang schwer. Viele ukrainische Kinder haben Schwierigkeiten, Freunde zu finden, da sie Verluste erlitten haben und sich in einer neuen Kultur zurechtfinden müssen.
Das Young-Drama-Projekt wurde zu einem wichtigen Ort, nicht nur um sich auszudrücken, sondern auch um Vertrauen und Bindungen wieder aufzubauen. Durch das Theater konnten die Kinder (einschließlich meiner Tochter) ihre Erfahrungen neu ordnen und ein Gefühl der Zugehörigkeit finden.
Ich bin auch den Organisationen sehr dankbar, die kostenlose psychologische Unterstützung für ukrainische Kinder anbieten. Es ist lebenswichtig für sie, mit jemandem außerhalb der Familie zu sprechen. Mütter – die oft selbst überfordert sind – können die emotionale Belastung durch ihre Kinder nicht immer allein tragen.
Beruflich habe ich im DSCHUNGEL WIEN dank der künstlerischen Leiterin Marianne Artmann und der Regisseurin Anna Horn ein Zuhause gefunden. DSCHUNGEL ist ein Theater, in dem Kinder und Jugendliche wirklich gehört werden. Zurzeit arbeite ich mit ukrainischen Jugendlichen an der neuen Produktion Guess Who Will Save the World – ein Hybridstück aus Videokunst und Puppenspiel. Die Premiere ist für Mai 2024 im Rahmen des Festivals der Theaterwerkstätten 2025 von DSCHUNGEL geplant. Die Aufführung wird in deutscher Sprache stattfinden, was eine neue Herausforderung und Chance darstellt: ukrainische Stimmen einem österreichischen Publikum näher zu bringen.
Karten sind bereits online erhältlich:
👉 http://dschungelwien.at/event/verflixt-wer-rettet-die-welt
Wie fühlen Sie sich psychologisch in dieser neuen Umgebung?
Ich bin allen dankbar, die mich und meine Tochter unterstützt haben – von Nachbarn, die mir Pflanzen vor die Tür gestellt haben, bis hin zu Gemeinden, die uns Haushaltsgegenstände, Sicherheit und Freundlichkeit geboten haben.
Dennoch ist die psychische Belastung des Krieges immer präsent. Der Verlust von geliebten Menschen hat es schwerer gemacht, sich zu öffnen – jede neue Verbindung wird von der Angst vor einem weiteren Verlust überschattet. Aber ich bin sehr dankbar für die Menschen, die mich so akzeptieren, wie ich bin, und mir das Gefühl geben, dass das Leben weitergeht.
©Oksana Maslova
Was sind Ihre größten Sorgen und Herausforderungen im Moment?
Meine größte Sorge ist die Sicherheit – nicht nur für die Ukraine, sondern für die ganze Welt. Ich glaube, dass jeder von uns etwas bewirken kann, und ich habe großes Vertrauen in die transformative Kraft der Kunst.
Für mich persönlich ist die Sprache sowohl meine größte Herausforderung als auch meine größte Freude. Als Schriftstellerin arbeite ich mit Nuancen und Präzision. Deutsch auf diesem Niveau zu beherrschen ist ein langsamer, aber sinnvoller Prozess.
Ich bin derzeit auf der Suche nach neuen Möglichkeiten – nach Projekten, Kooperationen und Positionen, in denen ich einen sinnvollen Beitrag leisten und gleichzeitig die Stabilität für meine Familie gewährleisten kann.
Ich träume davon, The Play for 10 Strangers zu veröffentlichen und führe derzeit Gespräche mit einem Verlag. Außerdem hoffe ich, weiterhin für junge Menschen zu schreiben, und entwickle gerade ein neues Projekt. Einer meiner größten Wünsche ist es, dass The Society of Lost Gloves ins Deutsche übersetzt wird.
Vor allem aber träume ich davon, einen künstlerischen Raum für Jugendliche und Frauen zu schaffen – einen Ort, an dem Kreativität zu einer Form der Resilienz wird und an dem kollektives Geschichtenerzählen uns allen hilft, der Welt, in der wir leben, einen Sinn zu geben.
Interview mit Olena Maiorenko
Wie hat sich Ihre Situation in Österreich verändert, seit Sie aus der Ukraine gekommen sind?
Als ich in Österreich ankam, war alles neu und unglaublich schwierig – die Sprache, der Papierkram, die Anpassung an das tägliche Leben. Und das alles unter dem Eindruck des Krieges. Keiner hatte vor, die Ukraine für lange Zeit zu verlassen. Es fühlte sich vorübergehend an – eine Woche, vielleicht einen Monat. Wir waren sicher, dass der Krieg bald zu Ende sein würde und wir nach Hause zurückkehren würden. Ich kam mit meinen beiden Kindern, die damals zehn und 15 Jahre alt waren, nach Wien. Wir haben uns bewusst für Österreich entschieden, weil meine älteste Tochter hier bereits an der Universität studiert hat.
Natürlich war ich auf eine so drastische Veränderung nicht vorbereitet. Mein ganzes Leben passte in zwei Koffer. Wir haben nur das Nötigste mitgenommen. Ich dachte ständig an alles, was wir zurückgelassen hatten, aber mit der Zeit veränderte sich etwas. Es gab eine Art inneren Reset. Mir wurde klar, wie viel wir eigentlich nicht brauchen, um glücklich zu sein. Vieles von dem, was ich für wichtig hielt, entpuppte sich als überflüssig.
Ein gewisser Überlebensinstinkt setzte ein – ich konzentrierte mich auf kleine Schritte. Ich begann, Deutsch zu lernen, und konzentrierte mich auf die Betreuung meiner Kinder. Am meisten Sorgen machte ich mir um meinen Mann, der zurückblieb und sofort in die ukrainischen Streitkräfte eingetreten war, nachdem er uns an die Grenze gebracht hatte.
Mit der Zeit habe ich Fuß gefasst, einen Job gefunden und neue Leute kennengelernt. Jetzt fühle ich mich viel sicherer. Ich weiß, wie die Dinge hier laufen, und ich kann vorausplanen. Der Umzug war eine große Herausforderung, aber er hat mir auch neue Wege für Wachstum und Veränderung eröffnet.
©Inna Kravchenko
Können Sie uns etwas über Ihre Arbeit und Ihre künstlerische Praxis erzählen?
Ich bin bildende Künstlerin und Zeichenlehrerin. Seit 2016 hatte ich mein eigenes Atelier in Kiew und unterrichtete Kunstkurse für Kinder im Haus der Künstler. Als ich nach Österreich kam, begann ich im März 2022 in einem Flüchtlingslager ukrainische Kinder zu unterrichten – nur wenige Tage, nachdem am 3. März das spezielle Flüchtlingsgesetz für Ukrainer:innen verabschiedet wurde. Alle, die vor diesem Datum angekommen waren, wurden im Lager Traiskirchen untergebracht. Dort habe ich zum ersten Mal verstanden, wie wichtig es ist, den Kindern eine Möglichkeit zu bieten, sich zu entspannen und ihrer Situation – wenn auch nur für kurze Zeit – zu entkommen.
Schon damals beschloss ich, einen Raum zu finden, in dem ich kostenlose Kunstworkshops für ukrainische Kinder anbieten konnte. Ich schrieb über diese Idee in den sozialen Medien und begann, nach Möglichkeiten zu suchen.
Später wurden wir in eine kleine Stadt namens Opponitz in Niederösterreich umgesiedelt. Sie ist unglaublich schön – Berge, ein schnell fließender Fluss -, aber sie wirkte verlassen. Man konnte stundenlang spazieren gehen, ohne eine Menschenseele zu treffen. Wir haben gescherzt, dass dort nur Rehe und Forellen leben. Nachts leuchteten die Lichter in den Fenstern der verstreuten Häuser.
Die Fahrt von dort nach Wien dauerte zweieinhalb Stunden – mit dem Bus und zwei Zügen -, aber ich suchte weiter nach Möglichkeiten, zu unterrichten. Da stieß ich auf einen Beitrag über ein Treffen für ukrainische Künstler:innen, das von Office Ukraine veranstaltet wurde. Das habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen!
Ich möchte dem Team von Office Ukraine meine tiefe Dankbarkeit aussprechen. Ich habe es mehrmals um Hilfe gebeten, und es hat mich immer mit Freundlichkeit und Großzügigkeit unterstützt.
Bei diesem Treffen lernte ich wunderbare Menschen kennen – mit vielen von ihnen stehe ich heute noch in Kontakt. Dort lernte ich auch Hedwig Sachsenhuber kennen, die Leiterin des temporären Projekts Freiraum Ukraine im MQ21. Ich erzählte ihr von meiner Idee, und sie bot mir großzügig Raum und Material an. So begann das Projekt, das von April bis Juli 2022 lief. Wir haben zweimal pro Woche mit den Kindern gemalt, und es war wirklich magisch.
Von da an sprachen sich meine Aktivitäten herum. Ich wurde zur Teilnahme an Projekten des Roten Kreuzes und der Diakonie eingeladen. Später begann ich im ukrainischen Kulturzentrum Domivka zu arbeiten, wo ich fast drei Jahre lang blieb.
Eine weitere sehr bedeutsame Verbindung war die zu Ira Tuktareva, einer wunderbaren Frau, die ursprünglich aus Russland stammt und seit vielen Jahren in Österreich lebt. Sie hat so viel für die Ukrainer:innen getan und tut dies auch weiterhin. Ich bewundere ihre Freundlichkeit, Belastbarkeit und Entschlossenheit sehr. Wir haben mehrere Projekte gemeinsam realisiert.
Alles in allem habe ich ein sehr aktives Leben als Volunteer geführt und gleichzeitig weiter Deutsch gelernt. Jetzt bin ich gerade dabei, mein eigenes Unternehmen zu gründen. Ich plane eine neue Serie von Gemälden – ich fühle mich endlich bereit. Seit Beginn des Krieges habe ich nur kleine Werke geschaffen, oft als Geschenk. Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass mein Weg als Künstlerin in Wien gerade erst beginnt. Wünscht mir Glück!
©Inna Kravchenko
Wie hat sich Ihre Familiensituation verändert? Wie haben sich Ihre Kinder angepasst?
Vor eineinhalb Jahren kam mein Mann zu uns nach Wien – das war ein echter Wendepunkt. Um ehrlich zu sein, hätte ich nie gedacht, dass wir ins Ausland ziehen würden. Als unsere älteste Tochter zum ersten Mal nach Wien an die Universität kam, haben alle gescherzt, dass wir nachkommen würden. Ich habe es immer verneint. Und doch sind wir jetzt hier. Jetzt glaube ich, dass Österreich mehr Möglichkeiten für die Zukunft unserer Kinder bietet.
Ihre Integration ist recht gut verlaufen. Am Anfang gab es natürlich Herausforderungen – sie sprachen die Sprache nicht -, aber Kinder passen sich schnell an. Sie besuchen jetzt beide ein Gymnasium. Dem Älteren geht es sehr gut, während der Jüngere noch dabei ist, sich anzupassen. Ich glaube, es ist besser, ein Jahr in einer stärkeren Schule zu wiederholen, als in ein einfacheres Programm zu wechseln. Sie haben gute Beziehungen zu den österreichischen Mitschüler:innen aufgebaut. Vielleicht hatten wir Glück mit der Schulgemeinschaft, denn ich habe schon andere Geschichten gehört. Aber insgesamt bin ich vom österreichischen Bildungssystem wirklich beeindruckt – die Schulen sind unglaublich gut ausgestattet und modern.
Was mich betrifft, so habe ich viele neue Freund:innen gefunden, darunter auch Österreicher:innen. Bevor ich hierher kam, sagte man mir, die Österreicher:innen seien reserviert und distanziert. Aber ich habe warme, offene und gutherzige Menschen kennengelernt. Insgesamt habe ich mit der Integration hier sehr gute Erfahrungen gemacht.
©Inna Kravchenko
Wie fühlen Sie sich psychologisch in dieser neuen Umgebung?
Am Anfang war ich natürlich geschockt. Aber dann entdeckte ich, dass das Geheimnis für ein langes und glückliches Leben in Österreich in zwei Worten liegt: langsam und kein Stress.
Wir kommen aus einer Kultur der ständigen Dringlichkeit – wo Stress die Norm ist. In Österreich spürte ich zum ersten Mal ein tiefes Gefühl der Sicherheit, ein Gefühl, eine Zukunft zu haben. Stellen Sie sich vor, Sie planen einen Urlaub zwei Jahre im Voraus! Ich lerne von den Österreicher:innen. Ich bin ruhiger geworden, habe mehr Bodenhaftung.
Natürlich bleiben die emotionalen Auswirkungen des Krieges, der Migration und der allgegenwärtigen Angst, das Wenige, das in der Ukraine noch übrig ist, zu verlieren, in mir. Ich vermisse meine Mutter und meine Freunde sehr, und ich versuche, sie so oft wie möglich zu besuchen. Wir haben auch häufig Gäste aus der Ukraine zu Gast.
Was sind Ihre aktuellen Sorgen und Herausforderungen?
Im Moment ist meine größte Herausforderung die Sprache. Gute Deutschkenntnisse sind für den Zugang zu einem guten, sicheren Arbeitsplatz unerlässlich. Es ist nicht leicht, Arbeit und Studium unter einen Hut zu bringen, aber ich versuche, die richtige Balance zu finden.
Ich habe das Gefühl, dass ich mir endlich einen Platz zum Landen ausgesucht habe – und wie ein Vogel beginne ich, Zweige zu sammeln, um ein Nest zu bauen. Schritt für Schritt baue ich mir hier in Österreich ein Leben auf.