Begegnungen in der Galerie Nothburga
Gruppenausstellung mit ukrainischen Künstler:innen in Innsbruck
Neben zahlreichen Arbeitsstipendien, die im Rahmen der 2022 ins Leben gerufenen Sonderförderung Ukraine-Hilfe des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport (BMKÖS) an ukrainische Künstler:innen vergeben wurden, wurden dank der zusätzlichen finanziellen Mittel auch zahlreiche Präsentationsmöglichkeiten für ukrainische Künstler:innen von lokalen Kunst- und Kulturinstitutionen geschaffen. Ein Beispiel für ein durch die Sonderförderung des BMKÖS ermöglichtes Projekt ist eine bereits seit 2022 geplante und im Juni/Juli 2023 umgesetzte Ausstellung in der Galerie Nothburga in Innsbruck. Die 1995 gegründete Galerie wird durch ein Team von Künstler:innen und Kunstenthusiast:innen geführt und leistet einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Leben in Innsbruck, indem sie junge Künstler:innen unterstützt, die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden aus dem gesamten Alpenraum stärkt, und Begegnung und Austausch auf internationaler Ebene fördert.
Künstlerinnen und Vertreterinnen von Galerie Nothburga und Office Ukraine im Rahmen der Eröffnung. Im Hintergrund: Arbeiten von Anastasiia Rudnieva. Foto: Andrei Siclodi.
Die Ausstellung „identity – coexistence“ in der Galerie Nothburga präsentierte vom 28. Juni bis 8. Juli 2023 Werke von sechs zeitgenössischen ukrainischen Künstler:innen. Die von Elisabeth Melkonyan kuratierte Gruppenausstellung wurde in Zusammenarbeit mit Office Ukraine realisiert. Die Künstler:innen Mark Chehodaiev, Igor Gaidai, Iryna Iskra, Oksana Radkevych, Anastasiia Rudnieva und Valentyna Samoilik kommen aus verschiedenen Teilen des Landes, arbeiten mit unterschiedlichen künstlerischen Medien und Techniken und greifen in ihren Arbeiten vielfältige Themen auf. Doch was sie verbindet, ist ihr Zuhause. Leider bedeutet Heimat in diesem Fall die traumatische Erfahrung von Krieg und Exil, Ungewissheit über ihre Zukunft sowie ständige Einschränkungen, Angst und Traurigkeit. Unter diesen Umständen stellt die Weiterführung ihrer künstlerischen Praxis für sie einen Weg dar, bei sich selbst zu bleiben. Der im Ausstellungstitel präsente Begriff der Identität wird so einerseits zum Anker in einer sich dramatisch verändernden Realität, verweist jedoch auch auf komplexe Identitätsfragen, die Vertreibung und Exil mit sich bringen. Ebenso tröstlich wie auch fragil ist die Koexistenz und Solidarität, die Neuankommende mit den in ihren neuen Wohnorten lebenden Menschen verbindet.
Die zu einem Großteil derzeit in Österreich lebenden Künstler:innen präsentierten im Rahmen der Ausstellung ihre Bilder, Zeichnungen und Fotografien, die manchmal energiegeladen und hoffnungsvoll, manchmal spirituell und meditativ, manchmal mit direkten oder metaphorischen Anspielungen auf die schmerzhaften Ereignisse in der Ukraine durchsetzt von der Lebensrealität der Künstler:innen seit dem Beginn des Krieges zeugen.
Finissage mit musikalischer Begleitung von ukrainischen Musiker:innen. Im Hintergrund: Arbeiten von Valentyna Samoilik. Foto: Andrei Siclodi.
Diese Ausstellung ukrainischen Künstler:innen zu widmen und unterschiedliche Positionen der ukrainischen Gegenwartskunst zusammenzubringen, bedeutet, ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Geschichte zu erzählen und ihre Visionen sichtbar zu machen. Sehr zur Freude der Kuratorin Elisabeth Melkonyan war das rege Interesse der Besuchenden deutlich spürbar: „Die Ausstellung „identity — coexistence“ war sehr erfolgreich. Besonders die Finissage – ein Fest mit den ukrainischen Künstler:innen und Freund:innen der Galerie war stimmungsvoll und harmonisch. Fünf ukrainische Musiker:innen verzauberten das Publikum. Nach einer Gesprächsrunde mit den ukrainischen Künstler:innen zeigten wir einen Film, den eine Galeriebesucherin vor der russischen Invasion in der Ukraine gedreht hatte. Als Kuratorin der Ausstellung bin ich über die positive Reaktion der Galeriebesucher:innen und teilnehmenden Künstler:innen sehr glücklich.“
Ausstellungen wie „identity — coexistence“ in der Galerie Nothburga leisten einen wertvollen Beitrag zur Unterstützung von Künstler:innen und Kulturschaffenden, die aufgrund des Krieges in der Ukraine nach Österreich gekommen sind, und verwandeln die Galerie in einen Ort der Begegnung verschiedener künstlerischer Visionen und Einflüsse, Themen und vor allem Menschen.
