IN // BETWEEN: Workshopreihe für ukrainische Künstler:innen in Österreich
In der letzten Märzwoche fand in drei Städten Österreichs der für ukrainische Künstler:innen konzipierte und in Kooperation mit den Office Ukraine Büros umgesetzte Wanderworkshop IN // BETWEEN statt. IN // BETWEEN: London and Kharkiv [https://www.instagram.com/inbetweenlondonandkharkiv/] ist ein kollaboratives Forschungsprojekt, das von UK/Ukraine Season: Future Reimagined, vom British Council, dem Ukrainian Institute, dem Royal College of Art und dem YermilovCentre unterstützt wird. Die Workshopleitenden – Künstler:innen und Lehrende am Royal College of Art (London, UK) – veranstalteten in Graz (25. März), Wien (27. März) und Innsbruck (28. März) eintägige Workshops basierend auf dem Psychogeographie-Ansatz, an denen 21 ukrainische Künstler:innen verschiedener Disziplinen beteiligt waren.
IN // BETWEEN ist eine praxisgeleitete Forschungskooperation, die seit Februar 2022 neu konzipiert wurde und in Städten in ganz Europa sowie online stattfindet. Das Team besteht aus Kyung Hwa Shon und Aleya James, zwei mit dem Royal College of Art (London, UK) affiliierten Kulturakteur:innen, und der Kuratorin Olena Kasperovych (YermilovCentre, Ukraine). Kyung Hwa Shon ist eine interdisziplinäre Künstlerin, Forscherin und Pädagogin; sie arbeitet als Research Tutor am Royal College of Art in London. Die Forscherin, Pädagogin und Autorin Aleya James arbeitet als Academic Skills Tutor am Royal College of Art. Olena Kasperovych hat mehrere internationale Ausstellungen sowie ein Residenzprogramm im YermilovCentre in Charkiw kuratiert.
Die Workshops boten den ukrainischen Künstler:innen die Möglichkeit, sich zu treffen, auszutauschen und in kollaborative Kunst- und Schreibpraktiken einzutauchen. Während der Workshops in den genannten österreichischen Städten lernten die Teilnehmer:innen die Dérive-Methode kennen und wandten sie mit ihren künstlerischen Medien an. Die Künstler:innen beschäftigten sich mit Praktiken des Dokumentierens und Archivierens, des Schreibens und Zeichnens, des Fotografierens und Sammelns, des Lesens und Sprechens. Die Treffen wurden so zu einem fruchtbaren Boden für Vernetzungsmöglichkeiten unter den Künstler:innen. Als Ergebnis der anschließenden Arbeit in Kleingruppen entwickelten die Teilnehmenden künstlerische Projekte, die auf ihrer Erkundung von Raum und Umgebung basierten. Diese Arbeiten werden in der Abschlussphase des Projekts in eine Ausstellung und/oder Publikation einfließen. Die gesammelten Erfahrungen und neuen Fähigkeiten werden die Künstler:innen weiterhin in ihrer künstlerischen Praxis begleiten und inspirieren.
Die Plattform Office Ukraine dankt dem Projektteam von IN // BETWEEN: London and Kharkiv für die Zusammenarbeit und die gemeinsame kreative Zeit.

Workshop in Graz (25. März). Teilnehmende: Margo Sarkisova, Anastasiia Rudnieva, Elmira Shemsedinova, Eva Fomitskih. Ort: Rotor Zentrum für zeitgenössische Kunst. Foto: Olena Kasperovych

Workshop in Wien (27. März). Teilnehmende: Lizaveta German, Marta Ahafonova, Ivan Mochebrod, Marianna Kotsan, Oleksandra Horbatiuk, Eliza Pogorilska, Lyudmyla Zadorozhna, Mark Chehodaiev, Ania Zorh. Ort: IG Architektur Wien. Foto: Olena Kasperovych

Workshop in Innsbruck (28. März). Teilnehmende: Angelina Danko, Yana Grechukhina, Kristina Kapeliuh, Iryna Kurhanska, Tamara Maksymenko, Sofia Martseniuk, Oksana Radkevych, Angela Zavhorodniaia. Ort: Künstlerhaus Büchsenhausen. Foto: Veronika Riedl
Office Ukraine Wien
Inner Landscapes
Unter dem Titel "Inner Landscapes” versammelte die Ausstellung in der Fenstergalerie der ERSTE Stiftung sieben ukrainische Künstler:innen — Lilia Petrova, Maryna Shtanko, Yevgen Samborsky, Vladyslav Riaboshtan,Taras Kovach, Yana Franz und Marharyta Zhurunova —, die mit unterschiedlichen Medien und Formaten arbeiten und an verschiedenen Orten leben.
Viele ukrainische Künstler:innen sind aufgrund der russischen Invasion gezwungen, ein Nomadendasein zu führen. Die bis 27. April präsentierten Arbeiten sind das Ergebnis einer Auseinandersetzung der Künstler:innen mit ihrer ungewissen existenziellen Situation.
Die Arbeiten verbinden Zeiten und Orte, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben: ukrainische Städte und Dörfer mit den Straßen Wiens, Smartphone-Screenshots mit Fantasiewelten, persönliche Befindlichkeiten mit Alltagsumgebungen.
Intention dieser Ausstellung war es, die Schwellenräume und Landschaften zu zeigen, die aufgrund ihrer Flüchtigkeit in die monumentale Logik schwer zu erfassen sind. Sie liegen zwischen dem Äußeren und dem Inneren, dem Urbanen und dem Privaten, dem Digitalen und dem Analogen.
Im Rahmen eines "Get Together” fand am 28. März in der ERSTE Bibliothek das Opening der Ausstellung statt: Nach einer Einführung über die ERSTE-Stiftung durch Heide Wihrheim gab Natalia Gurova von Office Ukraine Einblick in das Ausstellungskonzept. Im Anschluss führte Jutta Braidt, Leiterin der ERSTE Stiftung Bibliothek, interessierte Veranstaltungsbesucher:innen durch die Bibliothek.
Eine Kooperation von ERSTE Stiftung und Office Ukraine.



Fotos: Diana Fedoriaka
Ukrainische Künstler:innen im Projekt myt': Wo Vergangenheit und Gegenwart im LOT aufeinandertreffen
Office Ukraine unterstützt vor allem Initiativen, die ukrainische Künstler:innen in ihr Programm aufnehmen und ihnen Raum und Möglichkeiten bieten. Das LOT ist ein neuer Raum im 10. Bezirk in Wien, der sich in der Brotfabrik befindet und zu Beginn des Krieges seine Unterstützung für die Ukraine zum Ausdruck brachte. Vom 10. bis 12. März fand im LOT ein dreitägiges Festival statt, das der Symbolik der ukrainischen Kunst gewidmet war. Wir sprachen mit Lidiia Akryshora, einer der Kuratorinnen der performativen Ausstellung myt'.

Foto: Jana Mack
Die Kernausstellung "myt´: where past meets present" stellte die Werke von vier Künstler:innen vor - dem Duo SOC.I.A COLLECTIVE, Hélène Litorelle und Anastasiia Yevstratenko.
Die visuelle und performative Herangehensweise der Künstler:innen reflektierte die Identität und Geschichte der Ukraine, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und den brutalen hunderte Jahre langen russischen Imperialismus. SOC.I.A COLLECTIVE zeigte in einer Performance, wie es sich anfühlt, wenn sich ein Raketenangriff der Stadt nähert. Hélène Litorelle stellte ihr in einem ukrainischen Bunker geschriebenes Kriegstagebuch vor. Anastasiia Yevstratenko versuchte, durch eine Reihe von Gemälden über ukrainische Mythologie und den Krieg die Lücke im Bereich Folklore zu schließen, die durch jahrelange aggressive russische Kolonialpolitik verloren gegangen ist.
Die performative Ausstellung "myt´: where past meets present" ist ein Resultat des im Oktober 2022 initiierten Formats OPENLOT. Die ukrainischen Künstler:innen konnten beim LOT auf Stipendienbasis arbeiten – ein halbes Jahr später zeigten die Künstler:innen nun, wie sich ihre Arbeitsprojekte entwickelt hatten. ECHOLOT, ein Kulturverein für transdisziplinäre Kunst und angewandte Forschung, hat dabei in Kooperation mit den Künstler:innen die Ausstellung konzipiert.
Lidiia Akryshora im Gespräch über das Konzept der Ausstellung:
"Als Kurator:innen wollten wir die Ukraine im Kontext zeigen. Der russische Angriff ist ein imperialer Krieg und ein Krieg um Kultur. Es ist sehr naiv zu behaupten, dass Kultur und Sport unpolitisch sind. Das erste, was Russland in den letzten 400 Jahren getan hat, war die Zerstörung der ukrainischen Kultur, Sprache und damit der Identität. Wir wollten die schönen und farbenfrohen ukrainischen Traditionen und die moderne Kultur zeigen und aufzeigen, wie die Ukrainer es geschafft haben, Alt und Neu miteinander zu verbinden – aber auch, dass die ukrainische Kultur eine europäische Kultur ist.
Und natürlich wollten wir nicht zuletzt darauf aufmerksam machen, dass wir niemals zulassen dürfen, dass sich diese Aggression und der neunjährige Krieg "normalisieren", sondern dass wir dafür kämpfen müssen, ihn sobald wie möglich beenden zu können. Denn je eher die Ukraine gewinnt, desto eher können wir unsere Demokratie weiterentwickeln.
Ich bin wirklich stolz darauf, dass wir es geschafft haben, das LOT in eine Ausstellungshalle mit einem neuen Konzept zu verwandeln – wo man sich ganz zwanglos aufhalten, aber auch etwas Neues lernen kann.
Da die Künstler:innen sehr unterschiedlich arbeiten, waren auch die Themen vielfältig – traditionelle Fotos von Ukrainer:innen aus dem Honchar-Museum, Dokumentarfotos, Kino, auch ein Bandura-Konzert. Wir als Kuratoren – Hans-Christian Hasselmann und ich – arbeiten in den Bereichen Journalismus und Theater/Regie. Wir haben versucht, viele Institutionen, aber etwa auch Vertreter:innen der Botschaft, einzubeziehen. Ich bin also froh, dass es uns gelungen ist, ein sehr heterogenes Publikum zusammenzubringen, Menschen, die sich vielleicht sonst nie begegnen würden.”
Wir haben Lidiia auch über die Zusammenarbeit zwischen LOT und ukrainischen Künstler:innen befragt.
"Es war eine absolut produktive Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen ukrainischen und österreichischen Projektbeteiligten, bei der die Bühne/der Raum/der Ort sehr offen für ukrainische Stimmen war, damit diese gehört werden können. Ich persönlich habe mich sehr darüber gefreut, dass so viele Menschen unterschiedlicher Herkunft sich für die Ausstellung interessiert haben.”

Foto: Jana Mack
Another Side
Einzelausstellung von Anzhelika Palyvoda bei META legal
Die erste Soloshow der jungen ukrainischen Künstlerin Anzhelika Palyvoda in Wien ist derzeit bei META legal unter dem Titel "Another Side” zu sehen.
Ihre Arbeiten aus den beiden stilistisch unterschiedlichen Serien "Another Side” und "Sticks & Stones”, die parallel in Wien entstanden sind, wo die Absolventin der National Academy of Art and Architecture in Kyiv seit Oktober letzten Jahres lebt und an der Universität für angewandte Kunst studiert, versteht Anzhelika Palyvoda als reflektierten Dialog: zwischen ihr und der neuen Umgebung im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Fremdheit.
Die inhaltlichen Schwerpunkte der Arbeiten (Acryl auf Leinwand) der 2000 in Kyiv geborenen Künstlerin thematisieren Aspekte der aktuellen dramatischen Situation von Ukrainer:innen sowie von Palyvoda selbst: etwa Flucht und der komplizierte Prozess, ein neues Leben in einem fremden Land zu beginnen. Gleichzeitig spürt die Künstlerin in ihren meist in gedämpften Naturfarben gehaltenen Arbeiten, denen mitunter korrespondierende Satzfragmente wie "Ein Dach über dem Kopf haben” eingeschrieben sind, auch den Ähnlichkeiten, etwa in Sprache und Landschaft, zwischen Österreich und der Ukraine nach.
Die Ausstellung ist bis 23. September, Mo - Fr 9.00 - 18.00 zu sehen.
Voranmeldung unter philip.raffling@meta-legal.at erbeten
META legal
Universitätsring 12/1/13,
A-1010 Wien

Foto: Anzhelika Palyvoda, Mother’s Portrait, 2022, acrylic_canvas, 80x90 cm, Vienna / Austria
Office Ukraine Graz
Großes Talent zur Selbstorganisation
Am 11. März 2023 wurde in der Wohnung der ukrainischen Künstler:innen Yevheniia Laptii und Svitlana Zhytnia in Graz die Ausstellung "Home Reflections" eröffnet. Ziel dieser Pop-up-Ausstellung war es, die Beziehungen zur lokalen Community auszubauen und auf die vielseitig talentierten Künstler:innen aus der Ukraine aufmerksam zu machen. Weitere Ausstellungen sind geplant.

Foto: Thomas Raggam
Mit Yevheniia Laptii, einer der beiden Initiatorinnen der Ausstellung, sprach Nastia Khlestova, Kuratorin und Mitarbeiterin des Office Ukraine Graz:
Warum und wie entstand die Idee einer Ausstellung in der eigenen Wohnung?
Als ausgebildete Kunsthistorikerin habe ich früher Ausstellungen organisiert, dann aber selbst angefangen zu fotografieren und mich aus dem kuratorischen Feld zurückgezogen. In letzter Zeit bin ich jedoch wieder daran interessiert, meine künstlerischen Aktivitäten zu erweitern. Ich habe schon immer gerne mit anderen Künstler:innen gearbeitet, sowohl als Managerin als auch als Künstlerin. Und da wir in unserer Wohnung ein großes Zimmer haben – ideal für kleine Ausstellungen –, kam schnell die Idee auf: "Machen wir doch eine Ausstellung!"
Bezieht sich eure Initiative auf die Tradition von Wohnungsausstellungen in der Ukraine, habt ihr euch daran ein Beispiel genommen?
Wohnungsausstellungen sind in der Ukraine weit verbreitet, und die Erfahrung damit war für mich eine Inspiration und auch die Bestätigung, dass eine Ausstellung nicht unbedingt mit einem großen Budget und in professionell ausgestatteten Räumen durchgeführt werden muss.
Erzähl’ uns von der Ausstellung selbst – wie war der Organisationsprozess und welche Künstler:innen haben teilgenommen?
Da die Ausstellung Arbeiten der Grazer ukrainischen Community zeigen sollte, gab es kein Auswahlverfahren für Künstler:innen und ihre Werke. Ich habe einfach eine Gruppe in Telegram erstellt, zu der ich alle Künstler:innen hinzugefügt habe, mit denen ich kommuniziere. Dann habe ich ja auch dich, Nastia, gebeten, alle anderen Künstler:innen, die in Graz sind und die ich nicht so gut kenne, in den Chat aufzunehmen. Im Austausch mit den Künstler:innen habe ich erfahren, woran sie arbeiten und was sie in der Ausstellung zeigen möchten. Als Ergebnis hatten wir elf Teilnehmer:innen: Oksana Solop, Valeriia Lysenko, Elmira Schemsedinova, Polina Makarova, Diana Fedoriaka, Eva Fomitskih, Mariia Rohovets, Yurii Golik, Olia Fedorova, und uns beide: Svitlana Zhytnia und Yevheniia Laptii. Es gab kein Thema für die Ausstellung, das habe ich bewusst so gehalten, weil wir weder Geld für kuratorische Arbeit noch für die Produktion von Werken hatten. Trotzdem verbindet die Werke der meisten Künstler:innen ein Leitmotiv: der Appell an das Intime, Körperliche, eine Suche nach den eigenen Wurzeln. Viele Künstler:innen beziehen sich auf die Landschaft als Erinnerung an die Heimat. Ein Landschaftstraum, ein Gedanke über einen verlorenen friedlichen Himmel, ein verlorenes Zuhause. Andere Künstler:innen brachten Arbeiten mit, in denen sie sich mit dem Körperbild auseinandersetzen. Präsentiert wurden auch Tagebücher, in denen die Künstler:innen durch Reflexion ihrer eigenen Kriegserfahrungen den Alltag vieler Ukrainer:innen widerspiegelten.
Wer war das Publikum der Ausstellung? Welches Feedback habt ihr von der ukrainischen Community erhalten? Welches aus Österreich?
Zuallererst bestand das Publikum der Ausstellung aus unseren Freund:innen und deren Bekannten – insgesamt etwa 50 Personen. Obwohl sich die ukrainische Community erst vor einem Jahr in Graz zu bilden begann, ist sie in dieser Zeit erheblich gewachsen und besteht mittlerweile aus Ukrainer:innen und Österreicher:innen. Viele der Beteiligten luden ihre österreichischen Bekannten, Kurator:innen, andere Künstler:innen und ganz allgemeines Publikum ein, die alle daran interessiert waren, zeitgenössische ukrainische Kunst zu sehen und mit den Künstler:innen in einem zwanglosen Rahmen zu reden. Meiner Meinung nach ist unser Publikum auch daran interessiert, Kunst außerhalb von Galerien zu betrachten. Es ist eine intimere Atmosphäre, die eine tiefere und freundlichere Wahrnehmung von Kunst fördert.
Wie sehen die Zukunftspläne aus? Wird es weitere Wohnungsausstellungen geben?
Derzeit planen wir zwei weitere Ausstellungen, aber diesmal mit einer Auswahl von Künstler:innen, die ihre eigenen Themen und Konzepte haben. Wir planen auch Lectures von ukrainischen Künstler:innen und Kunstkritiker:innen. Diese Vorträge werden auf Englisch und Ukrainisch gehalten werden, um ein breiteres Publikum anzusprechen.
Warum ist deiner Meinung nach Selbstorganisation in der Kunst wichtig – für die Ukrainer:innen und überhaupt für alle in der Kultur?
Meiner Meinung nach ist dies eine philosophische Frage. Die Ereignisse der letzten Jahre in der Ukraine zeigen, dass die ukrainische Gesellschaft großes Talent zur Selbstorganisation hat. Wir können das am Beispiel von Freiwilligenbewegungen sehen, die Geld und Ausrüstung für die Armee sammeln, und bei öffentlichen Organisationen, die Flüchtlingen und Kriegsgeschädigten helfen. Oder bei der Maidan-Revolution, die dann zu einer großen sozialen und politischen Kraft wurde. Selbstorganisation ist ein integraler Bestandteil der ukrainischen Gesellschaft. Wenn es also die Möglichkeit gibt, selbst etwas sozial Nützliches zu tun, warum nicht? Ein weiterer Grund ist meiner Meinung nach, dass die Ukrainer:innen bereits daran gewöhnt sind, dass der Staat weder in kulturellen noch in anderen Bereichen hilft, sodass die meisten Projekte in Eigenregie durchgeführt werden. Ich hoffe, dass der ukrainische Staat und die ukrainische Gesellschaft nach Kriegsende auf einem neuen, qualitativ höheren Niveau sind, und Kunst dadurch in allen Bevölkerungsschichten populär gemacht wird.

"Small flower", Lera Elur. Foto: Thomas Raggam
Yevheniia Laptii ist eine ukrainische Fotokünstlerin, wurde in Charkiw, Ukraine, geboren, ist Absolventin der Kharkiv State Academy of Design and Arts (Fachrichtung «Kunstgeschichte») und lebt momentan in Graz, Österreich.
Office Ukraine Innsbruck
Selbstorganisierte Kunst- und Kulturinitiativen im Westen Österreichs
In diesem Monat möchten wir einige selbstorganisierte Kunst- und Kulturinitiativen im Westen Österreichs vorstellen, die von und für Ukrainer:innen, die aufgrund des russischen Krieges in der Ukraine vorübergehend vertrieben wurden und in Österreich Zuflucht gefunden haben, entwickelt wurden. Wie sind die Initiator:innen auf die Ideen für ihre Projekte gekommen? Mit welchen Hindernissen, aber auch inspirierenden Momenten sind sie konfrontiert? Wie sehen sie ihre Zukunft?

Veranstaltung der Kulturplattform Ukraine-Tirol. Foto: Kulturplattform Ukraine-Tirol
Eine erst kürzlich entstandene, aber bereits sehr aktive Initiative, ist die Kulturplattform Ukraine-Tirol. Sie wurde Ende des Jahres 2022 von Polina Zavhorodniaia und Tatiana Ataiants in Innsbruck gegründet. Beide sind bereits vor einigen Jahren nach Österreich gezogen – Polina studiert Politikwissenschaften an der Universität Innsbruck und Tatiana zog ein Jahr vor der großangelegten Invasion wegen der Arbeit ihres Mannes von Odesa nach Innsbruck. Die beiden konnten seitdem aufgrund der Kriegshandlungen in der Nähe ihrer Heimatstadt nicht in die Ukraine zurückkehren. Polinas und Tatianas Einschätzung nach erhielten Ukrainer:innen, die sich seit Februar 2022 kriegsbedingt in Tirol niederließen, zwar finanzielle, rechtliche und medizinische Unterstützung von der Regierung, aber es fehlte ihnen an grundlegenden Kenntnissen darüber, wie die Dinge in Österreich funktionieren, und an einem Gefühl von Gemeinschaft, weshalb viele an Heimweh leiden.
"Als Menschen, die bereits alle Herausforderungen des Ankommens in einem neuen Land erlebt haben, konnten wir uns gut vorstellen, mit welchen Problemen die Ukrainer:innen, die 2022 flüchteten, konfrontiert werden würden", erklärt Polina, eine der Mitbegründerinnen der Plattform. "Jede Person, die schon einmal den Entschluss gefasst hat, zu emigrieren, weiß, wie schwierig das ist. Aber stell dir vor, wie hart es ist, wenn alles von einer Sekunde auf die andere auf den Kopf gestellt wird und man keine andere Wahl hat, als sich an einem gänzlich anderen Ort ein neues Leben aufzubauen.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf haben wir beschlossen, die Kulturplattform Ukraine-Tirol zu gründen, um den Menschen zu helfen, sich hier ein erfülltes Leben aufzubauen. Wir wollten Brücken zwischen Ukrainer:innen und Österreicher:innen in verschiedenen Lebensbereichen bauen. Wenn die Menschen ihre Umgebung besser verstehen, die Sprache sprechen, wenn sie lernen, kreativ sein, einfach Spaß haben und andere Menschen treffen können, wird sich ihr Leben verbessern."

Tatiana und Polina. Foto: Sofia Martseniuk
Einmal pro Woche organisiert die Plattform Treffen im Kulturzentrum Die Bäckerei – Kulturbackstube in Innsbruck. Das Format der Treffen ist vielfältig: Konversationsclubs, Kunst-Workshops, Spieleabende, Treffen mit lokalen Organisationen, Diskussionsrunden, Filmvorführungen und vieles mehr. Ihre Idee war mehr als erfolgreich: Die Plätze sind oft Wochen im Voraus ausgebucht.
"Natürlich", fährt Polina fort, "besteht unser Hauptziel darin, den Menschen zu helfen, mit den Veränderungen umzugehen und ein erfülltes Leben zu führen. Doch hinter dieser einfachen Idee stehen tiefergehende Überlegungen. Unsere Veranstaltungen sind auf verschiedene Lebensbereiche und Bedürfnisse ausgerichtet. Wir haben Sprachclubs, die Ukrainer:innen helfen, die Sprache zu lernen und Deutsch-Sprechende zu treffen, und wir organisieren verschiedene Kunst-Workshops und Meisterkurse. Unsere psychologischen Workshops und Kunsttherapie-Angebote helfen den Menschen, sich selbst zu verstehen und zu spüren. Wir veranstalten auch Diskussionsrunden und Fragerunden mit Einheimischen und Organisationen, um den Neuangekommenen ein Verständnis für die Gesellschaft zu vermitteln und ihnen zu zeigen, wie sie sich hier ein Leben aufbauen können, an wen sie sich wenden und wo sie Hilfe suchen können. Außerdem wollen wir gemeinsam Spaß haben und veranstalten Spieleabende und Gesprächsrunden. Die Plattform ist tatsächlich erfolgreich. Das bedeutet, dass die Menschen sie brauchen und als hilfreich empfinden, was uns unglaublich glücklich macht und uns motiviert, weiterzumachen und unser Projekt weiterzuentwickeln."
Bislang hat die Kulturplattform Ukraine-Tirol rund zwanzig Treffen mit über hundert Teilnehmer:innen organisiert.
Schon bald nach der Gründung ihrer Initiative setzte sich Polina mit Office Ukraine Innsbruck in Verbindung. Das Ergebnis: Einige ukrainische Künstler:innen, die in der Datenbank des Office Ukraine eingetragen sind und derzeit im Westen Österreichs wohnen, wurden von der Kulturplattform Ukraine-Tirol eingeladen, Kunst-Workshops für die ukrainische Community abzuhalten. Bei diesen Workshops haben die Ukrainer:innen die Möglichkeit, in entspannter Atmosphäre kreativ zu sein, neue Leute kennenzulernen und künstlerische Fähigkeiten zu erlernen. Die künstlerischen Workshops waren so erfolgreich, dass einige Künstler:innen nun überlegen, regelmäßig eigene Workshop-Reihen zu veranstalten und sich in Österreich selbstständig zu machen.

Aquarell-Workshop mit Angelina Danko im Künstlerhaus Büchsenhausen. Foto: Sofia Martseniuk
Eine von ihnen ist Angelina Danko, die Aquarellmalerei unterrichtet: "Mir wurde klar, dass wir Ukrainer:innen in diesen Tagen mehr Inspiration brauchen – etwas, das uns aufmuntern und uns Kraft geben kann. Das Zeichnen war für mich immer eine solche Kraftquelle. Durch einen glücklichen Zufall habe ich von Office Ukraine gehört und Polina und die Kulturplattform kennengelernt. Das Abhalten von kostenlosen Kursen ist für mich eine Gelegenheit, etwas in dieser Welt zu verändern. Als ich den ersten Aquarellkurs abhielt, wurde mir klar, dass die Menschen eine herzliche und aufgeschlossene Community brauchen, in der sie kreativ sein können. Ich beschloss, weiterzumachen und meine eigene kreative Initiative zu gründen, um mehr Treffen zu ermöglichen. So entstand "Creative Events Tirol". Ich habe bereits einen eigenen Kurs abgehalten und plane, noch mehr Veranstaltungen zu organisieren. Ich arbeite gerade daran, mich in Österreich selbstständig zu machen. Ich träume von einem eigenen Atelier hier in Innsbruck, wo wir regelmäßig Kurse abhalten können."
Auch in Vorarlberg haben drei ukrainische Künstler:innen eine Malworkshop-Reihe organisiert. Maryna Liapina, Svitlana Vardanian und Zugairat Novikova erhielten eine Projektförderung im Rahmen der BMKÖS-Sonderförderung Ukraine-Hilfe für die Durchführung einer Reihe von Malworkshops für ukrainische Frauen im vogelfreiRAUM in Rankweil.
"Wir malen alle auf eine andere Art und Weise", erzählen die Künstler:innen, "und haben unterschiedliche Erfahrungen und unterschiedliche Berufe. Das Gemeinsame, das uns verbindet, ist die Leidenschaft für die Kreativität. So beschlossen wir, gemeinsam Zeichen- und Malworkshops anzubieten. Jeden Montag von 17:00 bis 19:00 Uhr genießen wir mit einem Pinsel in der Hand die gemütliche Atmosphäre im vogelfreiRAUM."

Malworkshop im vogelfreiRAUM in Rankweil. Foto: Zugairat Novikova
Obwohl sich die drei Frauen erst letztes Jahr in Österreich kennengelernt haben, denken sie aktuell darüber nach, in Kyiv ein eigenes Gruppenatelier zu eröffnen, in dem sie Workshops durchführen wollen. Für die Zukunft ist auch eine Reihe von Ausstellungen geplant, von denen eine bereits in Arbeit ist. Zu den kommenden Workshops sind sowohl Ukrainer:innen als auch Österreicher:innen eingeladen, sodass Menschen aus verschiedenen Ländern, die aufgrund der Umstände zufällig am gleichen Ort leben, Freundschaften schließen können. Die Verständigung dürfte dabei kein Problem sein: "In den Kursen können wir auf Englisch kommunizieren und wenn dies nicht möglich ist, sprechen wir ganz einfach die Sprache der Kunst."
Office Ukraine Wien
Ruhepunkt im Herzen von Wien
Die Artist Residency im MuseumsQuartier Wien wurde aufgrund des Krieges auch für ukrainische Künstler:innen geöffnet
Ein Interview mit Larissa Agel, Geschäftsführerin und Projektmanagerin bei tranzit.at und Teil des Office Ukraine Teams
Larissa, du bist Teil des Office Ukraine, betreust aber auch das Artist-in-Residency Programm im Wiener MuseumsQuartier. Könntest du uns mehr über die Verbindung erzählen?
tranzit.at ist der in Wien ansässige Teil des tranzit-Netzwerks. Wir sind ein Verein für zeitgenössische Kunst, der hauptsächlich Projekte an den Rändern von Europa durchführt. Gemeinsam mit rotor in Graz und dem Künstlerhaus Büchsenhausen in Innsbruck und mit der Unterstützung des BMKÖS haben wir das Office Ukraine. Shelter for Ukrainian Artists gegründet.
tranzit.at hat aber neben dem Office Ukraine auch andere Projekte. So betreuen wir unter anderem auch das Artist-in-Residence Programm im MQ, das auf Initiative der ERSTE Stiftung schon seit 2003 besteht.
Könntest du ein wenig über die Residency erzählen? Wann wurde sie gegründet, aus welchen Gründen und wie viele Künstler:innen haben sie absolviert? Was ist der Schwerpunkt der Residency?
Das Artist-in-Residence Programm im Q21/MuseumsQuartier in Wien ist Teil der langjährigen Partnerschaft von tranzit mit der ERSTE Stiftung. Es unterstützt das konsequente Bestreben der Stiftung, zeitgenössische Kunst zu fördern und die fragilen Situationen der Kunstschaffenden, insbesondere in den Regionen Mittel-, Ost- und Südosteuropa, zu stärken. Die Residency besteht seit 2003 und gilt damit als unmittelbare Reaktion auf die Gründung des tranzit Netzwerks in 2002. Seit damals haben sicher über 150 Künstler:innen teilgenommen. Das Programm richtet sich an Künstler:innen und Kurator:innen aus den Ländern, in denen tranzit aktiv ist – also Slowakei, Tschechien, Rumänien und Ungarn. Seit 2019 kamen auch noch Slowenien und Kroatien dazu, um auch noch die anderen zentralen Langzeitpartner der Stiftung miteinzubeziehen. Die Igor Zabel Association hat ihren Sitz in Ljubljana und die Kontakt Sammlung arbeitet mit der in Zagreb ansässigen WHW Akademija zusammen.
Gibt es einen speziellen Fokus? Müssen die Künstler:innen bestimmte Aufgaben erfüllen?
Den eingeladenen Künstler:innen wird ganz bewusst die Möglichkeit gegeben, in ihrem jeweiligen Bereich gezielten Research zu betreiben. Der dezidierte Forschungscharakter dieses Residence Programms soll es ermöglichen, vom aufreibenden Produktionsdruck des Künstler:innen-Alltags Abstand zu nehmen und die notwendige Zeit zu finden, sich auf ein bestimmtes Interesse zu konzentrieren. Den Teilnehmer:innen wird es ermöglicht, für die Dauer von zwei Monaten in einem der MuseumsQuartier-Studios mitten im Herzen Wiens zu leben und zu arbeiten. Gemeinsam mit unseren Kolleginnen vom MQ unterstützen wir sie auch dabei, die für sie wichtigen Kontakte herzustellen und sich mit der lokalen Kunstszene zu vernetzen.

Eugen Arlov
Wie viele Ukrainer:innen gab es vor und nach dem Krieg?
Die Residency war bisher nur auf die soeben genannten Länder ausgerichtet. Angesichts der Dringlichkeit haben wir jedoch 2022 beschlossen, unsere Solidarität mit der Ukraine und den Menschen, die den anhaltenden Krieg dort ertragen, oder davor fliehen müssen, zum Ausdruck zu bringen. Daher haben wir das Artist-in-Residence Programm für ukrainische Künstler:innen und Kurator:innen geöffnet und ihnen die erste Hälfte des Jahres 2023 gewidmet. Drei Residency Plätze konnten somit für jeweils zwei Monate zur Verfügung gestellt werden. Doch auch im Jahr 2022 konnten wir durch einen spontanen Ausfall eines Künstlers den ukrainischen Künstler Anatoly Belov in unser Programm aufnehmen und ihm zwei Monate im Museumsquartier ermöglichen.
Welche ukrainischen Künstler:innen nehmen in diesem Jahr teil, und welche Art von Kunst machen sie?
Eugen Arlov, Serge Klymko und Anna Sorokovaya sind die drei Künstler:innen und Kurator:innen aus der Ukraine. Eugen Arlov ist ein new media artist, performer und sound artist aus Kyiv. Er verarbeitet historische, soziale und politische Kontexte. In seiner Praxis wendet er sich oft dem Raum und der menschlichen Interaktion mit ihm zu und schafft so immersive Räume.

Serge Klymko
Serge Klymko arbeitet als Kurator, Kulturmanager, Researcher und Autor an der Schnittstelle von visueller und performativer Kunst und Musik. Er ist Geschäftsführer und Kurator der Kyiv Biennale – einem internationalen Forum für Kunst, Wissen und Politik, das Ausstellungen und Diskussionsplattformen zusammenbringt. Seit 2015 ist Serge Klymko Gründer und Kurator des interdisziplinären Raums Khashi für performative Kunst und urbane Ökosystemforschung in der Ukraine. Im März 2022 gründete er ESI _ Emergency Support Initiative für ukrainische Kulturschaffende, die durch den Krieg in Not geraten sind. Das Ziel der Initiative ist es, die im Land verbliebenen Menschen zu unterstützen und ihnen unter den Bedingungen der Besatzung und/oder Umsiedlung sofortige finanzielle Hilfe zu gewähren.

Anna Sorokovaya
Anna Sorokovaya ist eine bildende Künstlerin, die mit Objekten, Installationen und Fotografie arbeitet. Sie verwendet in ihrer künstlerischen und kuratorischen Praxis einen interdisziplinären Ansatz. Sie ist interessiert an sozialen und politischen Phänomenen – an der Art und Weise, wie Narrative und Erinnerungspolitik konstruiert werden.
Wie erfährt man etwas über den Bewerbungsprozess? Wer kann sich bewerben? Und wie funktioniert das Auswahlverfahren?
Der Residency Call wird jedes Jahr im Spätsommer online gestellt. Nähere Informationen dazu werden auf der tranzit-Website veröffentlicht und auch über die Kanäle der anderen Kooperationspartner. Die Einreichenden werden gebeten, ein Formular auszufüllen, in dem nach generellen Eckdaten gefragt wird, einem kurzen Motivationsschreiben, warum sie sich bewerben, sowie nach ihrem CV. Diese Informationen werden gemeinsam mit einem Portfolio eingereicht und schließlich von der Jury begutachtet. Die Jury setzt sich zusammen aus den Vertreter:innen des tranzit Netzwerks, Igor Zabel Association und Kontakt Sammlung, gemeinsam mit WHW Akademija, sowie der ERSTE Stiftung. Es freut mich sehr, dass ich bei der Auswahl der ukrainischen Bewerbungen die langjährige Expertise von tranzit.at einbringen kann.
“365 Days of full-scale War in Ukraine – Visual Diary” im MuseumsQuartier Wien

Seit dem 24. Februar 2022, dem Beginn des großflächigen Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine, hat sich das Leben aller Ukrainer:innen drastisch geändert: Viele haben die russische Besetzung ihrer Städte erlebt, viele haben Familienmitglieder und Freund:innen verloren, viele sind geflüchtet.
In der Veranstaltung am 24. Februar 2023 in der Arena21 im MuseumsQuartier haben wir anhand unterschiedlicher künstlerischer Medien beleuchtet, was Krieg für die Betroffenen bedeutet: Was erleben Menschen auf der Flucht? Wie erfahren sie ihre erste Zeit in einem fremden Land? Und wie kann das Zusammenleben zwischen Neuankommenden und Österreicher:innen vor dem Hintergrund so unterschiedlicher Lebenssituationen gelingen?
Nach einer Begrüßung durch das Office Ukraine und dem MuseumsQuartier Wien wurde das Video “15.02.22- 24.02.22 KYIV” der jungen Künstlerin Alisa Sizykh präsentiert. Der Film zeigt Videoaufnahmen von Studierenden der Kyiver Stadtakademie für Zirkus- und Varietékünste, die ihre Gedanken über den bevorstehenden Krieg äußern. Es folgte “Guide Map” von Alina Maksimenko, der zwei Wochen nach Kriegsbeginn die Flucht aus Irpin gelang und diese sorgfältig in Form eines Videotagebuchs dokumentierte.
Das Projekt “365 Tage” des Burgtheaterstudios (Leitung: Anna Manzano, Mitarbeit: Anastasiia Yakovenko) im Rahmen der Jungen Akademie 22/23 brachte elf verschiedene Menschen zusammen, die alle derzeit in Wien leben und teilweise aus der Ukraine stammen. Die kollektive Annäherung an dramatische Ereignisse wurde in den letzten 365 Tagen als gemeinsame künstlerische Reflexion erarbeitet. Das Theaterprojekt untersuchte das Unaussprechliche und all die erfolgreichen und gescheiterten Versuche, sich gegenseitig zu verstehen. Nach der Aufführung fand ein Gespräch mit den Teilnehmer:innen des Stücks statt.
Einen zusätzlichen Programmpunkt bildete eine Videoprojektion von Arbeiten ukrainischer Künstler:innen (Yehor Antsyhin, Eugen Arlov, Anatoly Belov, Mark Chehodaiev, Lucy Ivanova, Zoya Laktionova, Kateryna Lysovenko), die drei Tage lang an der Außenfassade des MQ zu sehen war.




Foto: Mariia Yeroshkina
Office Ukraine Graz
Aktionen rund um den 24. Februar 2023
Um an den andauernden Krieg in der Ukraine zu erinnern, konnte das Office Ukraine Graz in Kooperation mit ukrainischen Künstler:innen einige Aktionen rund um den 24. Februar realisieren. Gemeinsam mit den ukrainischen Musikern Nick Acorne und Stas Kononov wurde ein Jingle vorbereitet, der am Jahrestag des 24. Februar ganztägig auf Radio Helsinki ausgestrahlt wurde. Eine Illustration der ukrainischen Künstlerin Valeria Lysenko wurde für das Titelbild der Ausgabe „Ein Jahr Krieg in der Ukraine“ der Kleinen Zeitung ausgewählt. Unter dem Titel „Ein Stück Heimat“ wurden vier ukrainische Künstler:innen rund um den 24. Februar in den Salzburger Nachrichten vorgestellt: Valeria Lysenko, Anton Malynovskyi, Polina Makarova, Elmira Shemsedinova.
Hier drei Aktionen näher erläutert:
- „Plakatkampagne „WE ARE THE FREEDOM“ by Grafprom studio“
- „Wandmalerei „The long-lasting February 24“ by Anastasiia Rudnieva“
- „Brief aus der Ukraine „Meine Stimme erreichte die Welt“ by Olia Fedorova, eine Kooperation mit der Kleinen Zeitung"
Plakatkampagne „WE ARE THE FREEDOM“ by Grafprom studio, ist seit dem 24. Februar an verschiedenen Orten in Graz zu sehen, u.a. an der Murpromenade, am Forum Stadtpark. Die Plakatkampagne WE ARE THE FREEDOM basiert auf Texten des in Charkiw lebenden, ukrainischen Schriftstellers Serhij Zhadan, der seit Kriegsbeginn ein offenes Tagebuch führt. Die Zitate aus Zhadan’s Tagebuch haben drei Designer:innen des Grafprom studios mit Slogans ergänzt, die für den ukrainischen Widerstandsgeist stehen. Die aus 24 Plakaten bestehende Kampagne richtet sich an alle Menschen in Österreich, insbesondere an die nach Österreich geflohenen Ukrainier:innen.
Wandmalerei „The long-lasting February 24“ by Anastasiia Rudnieva, ist seit dem 24. Februar 2023 im Volksgarten Graz zu sehen. Das von der ukrainischen Künstlerin Anastasiia Rudnieva entworfene Wandbild „The long-lasting February 24“ erinnert an den Einmarsch Russlands in der Ukraine vor einem Jahr und steht darüber hinaus für die vielen Ukrainer:innen, die die Last des Krieges tragen, von Verlusten umgeben sind und nach wie vor beharrlichen Widerstand leisten.
Brief aus der Ukraine „Meine Stimme erreichte die Welt“ by Olia Fedorova, eine Kooperation mit der Kleinen Zeitung, wurde am 24. Februar 2023 im Zuge der Kundgebung „Year of Russian Aggression. Stop Russian Terror in Ukraine“ am Grazer Hauptplatz vorgetragen. Per Brief erzählt die ukrainische Künstlerin Olia Fedorova seit Kriegsbeginn von der Lage in der Ukraine, in regelmäßigen Abständen erscheinen diese Briefe aus der Ukraine in der Kleinen Zeitung. Dabei handelt es sich um Tagebucheinträge, in denen die Künstlerin von ihren subjektiven Wahrnehmungen und Erfahrungen während des Krieges berichtet. Der am 24. Februar 2023 erschienene 20. Brief handelt von den Ereignissen vor einem Jahr, der Invasion Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022.

WE ARE THE FREEDOM, Foto: Maria Narazyan

The long-lasting February 24,
Foto: Anastasiia Rudnieva
Kundgebung am Hauptplatz in Graz,
Foto: Olia Fedorova
Office Ukraine Innsbruck
Kunst, die Krieg sichtbar macht
Der 24. Februar in Innsbruck und Umgebung
Nicht zu vergessen und Krieg nicht als Normalzustand hinzunehmen – unter diesem Motto initiierte und (ko)organisierte das Innsbrucker Büro von Office Ukraine eine Reihe von Projekten und Veranstaltungen anlässlich des 24. Februars. Auch ein Jahr nach Beginn der groß angelegten Invasion zählen Luftschutzwarnungen und Beschuss, Angst und Vertreibung nach wie vor zum Alltag der Ukrainer:innen.
Um den Alltag des Krieges auch im in vermeintlich sicherer Entfernung gelegenen Innsbruck sichtbar zu machen, hat die ukrainische Künstlerin und Grafikdesignerin Kristina Kapeljuh in Zusammenarbeit mit Office Ukraine die Plakatserie "365 Tage Krieg" entworfen. Kapeljuh, derzeit als Artist in Residence in der Architektur- und Kunstschule bilding tätig, bereitete statistische Daten über den Krieg und seine Auswirkungen grafisch auf, druckte diese im Risodruckverfahren und fügte sie zu vier unterschiedlichen Plakaten zusammen. Die Plakate waren ab dem 20. Februar 2023 zwei Wochen lang in den Straßen Innsbrucks zu sehen. Die aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragenen Zahlen und Fakten geben ein Bild über die humanitären, sozio-ökonomischen und politischen Auswirkungen und Hintergründe des russisch-ukrainischen Krieges. Wie viele Menschen sind geflüchtet? Wie weit ist der Krieg von uns entfernt? Wie oft wird der Alltag in der Ukraine von Luftschutzwarnungen unterbrochen? Die Zahlen helfen, sich das Ausmaß und die Realität des Krieges vor Augen zu führen. Denn hinter jeder Zahl stehen persönliche Schicksale, Verluste, zerstörte Zukunftsperspektiven und verlorene Menschenleben. Auf der Website des Projekts können die Quellen sowie weitere Hintergrundinformationen nachgelesen werden.

Kristina Kapeljuh: 365 Tage Krieg, Plakatserie, 2023.
Foto: Daniel Jarosch

Kristina Kapeljuh: Grafik im Risodruckverfahren, aus der Plakatserie 365 Tage Krieg, 2023.
Wie schwierig es ist, Worte für das Erlebte zu finden und es bildlich darzustellen, davon erzählt auch das kurz vor dem Jahrestag fertiggestellte Mural "Ohne Titel, ohne Plan" des in Saporischschja aufgewachsenen Künstlers Miki-Mike 665. An der Wand der Unterführung der Universitätsbrücke Süd schafft er ein intensives Storytelling, das sich auf einem schwarzen Hintergrund entfaltet – eine Anspielung auf die Unklarheit und Unmöglichkeit, gegenwärtig die Zukunft darzustellen. Die figurativen Motive zeigen uns die Realität, mit der die Menschen in der Ukraine seit Beginn des Krieges konfrontiert sind – ein Mann, der ein Fahrrad mit einer Box mit Starlink-Aufschrift schiebt, eine Frau aus der ländlichen Ukraine, bereit, sich zu verteidigen, ein Kind aus der vom Krieg verwüsteten Stadt Isjum, das sich über eine Schachtel Süßigkeiten freut. Aber Miki-Mike 665 zitiert auch den lokalen historischen und zeitgenössischen Kontext: Neben den ukrainischen Protagonist:innen entdecken die Betrachtenden Vater und Sohn, ein Denkmal, das den Tiroler Freiheitskämpfen von 1809 gewidmet ist, und einen Touristen, der durch ein Fernrohr schaut.

Miki-Mike 665: Ohne Titel, ohne Plan.
Foto: Daniel Jarosch

Miki-Mike 665: Ohne Titel, ohne Plan.
Foto: Daniel Jarosch
Durch den Krieg in der Ukraine scheint die geografische Entfernung zu Österreich kleiner geworden zu sein. Doch trotz der vor allem in den ersten Kriegsmonaten ausführlichen Berichterstattung in lokalen Medien bleiben einige Fragen unbeantwortet. Wie sah der Alltag der Menschen in der Ukraine während dieser 365 Tage aus und wie schaffen sie es, weiterzumachen? Wie kann man die völlige Zerstörung des eigenen bisherigen Lebens überstehen, ohne verrückt zu werden? Kann man sich an regelmäßig über den eigenen Kopf fliegende Raketen gewöhnen (was in der gegenwärtigen Situation permanent wiederkehrender Blackouts tatsächlich einfacher ist)? Die derzeit in Innsbruck lebende ukrainische Vertriebene und Mitarbeiterin von Office Ukraine Ira Kurhanska führte in der Radiosendung "Russlands Krieg gegen mich" durch die Lebensrealität der Menschen in und aus der Ukraine. Die im Austrian Cultural Broadcasting Archive nachzuhörende Sendung lässt uns eintauchen in das, was das ganze Jahr unter der Oberfläche der lokalen Nachrichten zu diesem Thema geschah – Musik und DJ-Tracks über den Krieg, Tagebücher und Gedichte, Stand-Up-Comedy-Auszüge und TikTok-Shorts, Memes und Fakten.
Auch die Kinoleinwände wurden in der Woche des 24. Februars mit Bildern aus der Ukraine bespielt. In Kooperation mit dem Leokino Innsbruck wurde eine Videoarbeit der ukrainischen Filmemacherin Zoya Laktionova gezeigt – und das mehrmals. Am 24. Februar war vor jeder Filmvorführung im Leokino und Cinematograph der Kurzfilm "Remember the Smell of Mariupol" als Vorfilm zu sehen. Am Abend, vor der Premiere von Signs of War, sprach die Filmemacherin via Zoom über die Entstehung und die Hintergründe des Films. Ebenfalls freuen wir uns, dass Kunstraum Schwaz unserem Aufruf gefolgt ist, und in Zusammenarbeit mit Office Ukraine ein Screening am 23. Februar organisierte. Der 2017 erschienene Film "The Distant Barking of Dogs" zeigt das Leben einer alten Frau und ihrer Enkel in einem an der Frontlinie gelegenen Dorf im Donbass. Simon Lereng Wilmont begleitete die Protagonist:innen über einen Zeitraum von einem Jahr und zeigt auf, was es bedeutet, in einem Kriegsgebiet aufzuwachsen.

Ira Kurhanska im Gespräch mit der Filmemacherin Zoya Laktionova.
Foto: Andrei Siclodi.
Wichtig war uns an diesem Tag zu betonen, dass wir auch in den kommenden Monaten als Anlaufstelle für ukrainische Kulturakteur:innen in Westösterreich zur Verfügung stehen werden – und dass nach wie vor Bedarf an Unterstützungs- und Kooperationsangeboten vonseiten der österreichischen Kulturinstitutionen und -akteur:innen besteht. Wir hoffen, dass die Kriegsgeschehnisse auch über den 24. Februar hinaus im Blickfeld der Öffentlichkeit bleiben und wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartner:innen zur Stärkung und Sichtbarmachung der ukrainischen Kulturszene beitragen können.
Office Ukraine Wien
In unserer Februar-Ausgabe widmet sich Office Ukraine Wien der Ausstellung "While I float", in der vier ukrainische Künstler:innen präsentiert wurden, sowie zwei von uns unterstützten Artist Residencies in Wien.
Prolet.air.studio residency
Ein Interview mit der Initiatorin Ania Zorh
Wann und zu welchem Zweck wurde die prolet.air.studio residency gegründet? Was sind die Schwerpunkte?
Prolet.air.studio residency wurde im Oktober 2022 initiiert und befindet sich in dem alternativen Bauprojekt Que[e]rbeet, Wildgarten in Wien. Das Artist-in-Residency-Programm "Mothering the (M)other" unterstützt ukrainische Flinta-Künstler*nnen - Alleinerziehende in prekären Lebenssituationen. Die erste Runde der Artists Residency wurde vom BMKÖS unterstützt, die zweite von der ERSTE Stiftung und tranzit.at. Offene Ausschreibungen für beide Runden wurden in sozialen Medien und mit Info-Unterstützung durch Office Ukraine veröffentlicht.
Welche Künstlerinnen haben bisher an dem Residency-Programm teilgenommen?
Zwei Artist-in Residency-Runden wurden bisher realisiert: Von Oktober 2022 – Januar 2023 lebten und arbeiteten die Schwestern Karina und Alina Haieva, ein Künstlerinnen-Tandem und die Gründerinnen von GA.EVA.UA BRAND., die in den Bereichen Grafik- und Modedesign arbeiten, in der Residency. Seit Januar (und bis April) wird die Residency von der bildenden Künstlerin Lucy Ivanova, sowie der Schriftstellerin Oksana Maslova, genutzt.
Wie funktioniert die prolet.air studio residency? Welches Programm ist für die Künstlerinnen während ihres Aufenthalts vorgesehen?
Zu Beginn der Residency wird von den Initiator:innen jeweils ein Künstler:innengespräch organisiert, in dessen Rahmen die Künstler:innen die Gelegenheit haben, die lokale Kunstszene kennenzulernen. Am Ende steht eine Ausstellung, in der jede Künstlerin ihre Arbeiten präsentieren kann. Die Produktion und Präsentation von Kunst ist allerdings kein Muss: Es handelt sich in erster Linie um eine Emergency Residency, bei der der Schwerpunkt nicht auf der Produktion, sondern auf der Betreuung und Unterstützung liegt.
Interview mit Alina und Karina Haieva in der prolet.air.studio residency

Photo credits: Karina und Alina Haieva, Ania Zorh
Wir sprachen mit den ersten Nutzerinnen der prolet.air.studio residency, Karina und Alina Haieva, und fragten sie nach ihrem Leben in Wien und der Kunstproduktion in Kriegszeiten.
Warum sind Sie nach Wien gekommen? Was sind Ihre Erfahrungen in Österreich?
Wir sind nach Wien gekommen, weil die Russische Föderation auf dem Territorium der Ukraine einmarschiert ist. Wir haben insgesamt drei Kinder, also hatte ihre Sicherheit für uns oberste Priorität. Außerdem lebt unsere Mutter seit 2018 in Österreich, nicht weit von Wien entfernt, so dass sich unser Aufenthalt hier mit dem "Frühurlaub" der Kinder bei der Großmutter verbinden ließ. Wir waren 2010 zum ersten Mal in Wien. Im Frühjahr 2022 wurden meine Schwester und ich in die Wiener Akademie der bildenden Künste eingeladen, um die Klasse von Veronika Dirnhofer zu besuchen. Das Ergebnis war eine gemeinsame Ausstellung an der Akademie, wo wir zum ersten Mal einen weiteren Teil des Projekts "... and flowers will sprout up on the ashes" präsentierten, das Alina Anfang 2022 in Kyiv begonnen hatte. Wir haben im Barbareum und in der ukrainischen Schule in Wien zahlreiche Workshops zum Thema Holzdruck in Textildruck abgehalten und nicht nur der jüngeren Generation von den Ursprüngen der ukrainischen Kultur erzählt. Wir waren auch an den Veranstaltungen von Office Ukraine und wurden von dieser Initiative zur Billboard-Ausstellung “razom” am Praterstern eingeladen. Jetzt ist eine Modenschau "im Rahmen des Projekts ... and flowers will sprout up on the ashes" in Vorbereitung.
Was haben Sie während der Artists Residency gemacht? An welchen Aktivitäten haben Sie teilgenommen?
Während des dreimonatigen Aufenthalts haben wir eine ganze Menge geschafft: Wir haben weiterhin Schmuck und Accessoires mit einem 3D-Drucker hergestellt und eine neue Bekleidungslinie mit Aufdrucken entwickelt - Westen mit stilisierten Bildern der Stickereien der Kosakenvorarbeitergewänder, die in der Sammlung des historischen Museums von Tschernihiw ausgestellt sind - und Reproduktionen von Ornamenten geschaffen. Karina hat neue Kleidungsstücke entworfen und sie mit Schmuck aus Ornamenten ergänzt, die im Februar auf einer Ausstellung in Wien präsentiert werden sollen; Alina hat neue Bilder gemalt. Außerdem haben wir an einem Weihnachtsmarkt und einem Wohltätigkeitsmarkt teilgenommen. Eine Ausstellung von Grafiken aus dem Projekt "..and flowers will sprout up on the ashes" fand in Lviv statt. Jeden Monat gab es in der Residency Veranstaltungen und die letzte war eine Ausstellung von Grafiken und Kleidern aus dem Projekt, an dem wir weiterhin arbeiten.
Welche Art von Ausstellungen oder Kunstaktivitäten haben Sie in Wien inspiriert?
Das Niveau und die Menge der Kunst in Wien ist beeindruckend. Wir waren sehr inspiriert von der Retrospektive von Ai Wei Wei in der Albertina Modern. Die Möglichkeit, Museen zu besuchen, ist im Allgemeinen sehr animierend, allein das Leopold Museum haben wir im letzten Jahr viermal besucht.
Worum geht es in Ihrer Kunst und für wen? Wie hat sie sich nach und während des Krieges verändert?
In unserer Kunst geht es um Selbsterkenntnis und Selbstidentität. "In der Kleidung dreht sich alles um eine Person, die die zentrale Figur dieser Art von Kunst ist", sagt Karina. In der Malerei und Grafik stellt Alina die Frage und beantwortet sie sofort: "Was ist wichtiger, du oder ich? – Was zwischen uns ist!". Nach dem Krieg wurde unsere Kreativität bewusster, umfassender, vollständiger.

Photo credits: Karina und Alina Haieva, Ania Zorh
While I float
Im Rahmen einer Kooperation von Vitalnya Vienna, Office Ukraine und Format (*.strk) wurde vom 13. bis 20. Januar in einem temporären Ausstellungsraum in Wien Währing die Ausstellung “While I float” mit Beiträgen von sechs in Wien lebenden Künstler.innen präsentiert.

Fotos: Kevin Daryl Ferdinandus
Der Ausstellungstext reflektiert das melancholisch-beunruhigende Ambiente des Showrooms, einer verlassenen Wohnung, und der gezeigten Arbeiten: “Looking in the mirror, I can’t seem to make out the shape of my own face, but there’s something moving behind me. (...) I turn around and I realize: This space is not actually empty, it is filled with absence.“
Mark Chehodaiev aus Kyiv, einer der vier aus der Ukraine stammenden Künstler:innen und derzeit Student an der Universität für angewandte Kunst Wien, verwendete in seiner Installation "Disputed territory"ein dreidimensionales Modellierungsprogramm, das sowohl erinnerungsbasierte als auch künstliche Umgebungen kombiniert. Das gerenderte Bild zeigt eine Szene aus der Draufsicht - eine Überschwemmung in seinem früheren Zimmer. Die Arbeit erforscht die Spannung, die aus den Erinnerungen an das frühere Leben und dem gegenwärtigen Gefühl von Abwesenheit und Katastrophen entsteht.

Fotos: Kevin Daryl Ferdinandus

Fotos: Kevin Daryl Ferdinandus
Olha Horiunova, ebenfalls aus Kyiv, hat für die Ausstellung mehrere Objekte und eine Wandinstallation geschaffen. Ihr Werk ist eine Hommage, eine Parodie auf das verlorene Gefühl des Schutzes, das die Wände ihrer gemütlichen Mietwohnung in sich aufgenommen haben, eine Kopie ohne das Original. Eine Serie von grafischen Arbeiten mit dem Titel "Psychedelic Forest", eine Geschichte über die Anpassung und das Überleben des Künstlers in dieser schrecklichen Welt um ihn herum, zeigte Anatoly Belov (Kyiv). Allein gelassen, begegnet er einem apokalyptischen Wald mit Ästen wie menschliche mutierende Gliedmaßen.. In müden Pastelltönen dokumentiert Lucy Ivanova aus Dnipro in ihren Selbstporträts das Leben und reflektiert die alltägliche Realität.
Die italienische Künstlerin Gloria Pagliani, Studentin an der Akademie der Bildenden Künste Wien, nutzt die sich aus ihrer Praxis ergebenden Konsequenzen und Widersprüche, wie Unpersönlichkeit, Künstlichkeit, die Verwendung von Illusionen und die Auseinandersetzung mit dem Unterschied zwischen Dekoration und Ornament. Das spielerische Element ist dabei ein grundlegender Bestandteil ihrer Arbeit.
Ivana Lazic aus Serbien und Studentin an der Universität für angewandte Kunst, zeigte in Japan entstandene Arbeiten, wo sie die traditionellen Techniken der Papier- und Wollherstellung erlernte. Sie arbeitet hauptsächlich mit Skulpturen und Installationen und versucht, die Verbindungen zwischen verschiedenen Aspekten des Verständnisses, der Bedeutung und der Aktivierung von Materie zu katalysieren und zu verkörpern.
Kuratiert und mitorganisiert von Sasha Horbatiuk,
Natalia Gurova und Claudia Strate
Gefördert durch BMKOES, Sektion IV: Kunst und Kultur
Office Ukraine Graz:
Projekte November 2022 – Jänner 2023
Auch in den Wintermonaten hat das Office Ukraine Graz ukrainische Künstler:innen mit der lokalen und internationalen Kunstszene verknüpft. Sehr erfreulich kann davon berichtet werden, dass im Zeitraum von November 2022 bis Ende Jänner 2023 insgesamt acht Projekte in Form von performativen Lesungen, Theaterperformances, Ausstellungen und Workshops umgesetzt wurden, mit kunstGarten Graz, PLÜ 77/ Kunstraum der Gruppe 77, Kulturvermittlung Steiermark, Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz, Theater im Bahnhof, Theater am Lend/uniT, ZOTL und The New Farm in San Francisco. Folgende Projekte sind Teil dieses Vernetzungserfolgs:
Kunstprojekt „Wiederbelebung - Ein work in progress für den Frieden - Teil I“ by Jane Laptii
In Kooperation mit dem kunstGarten Graz, das Projekt startete am 15. Dezember 2022.
Die junge ukrainische Künstlerin Jane Laptii fand im heimatlichen Garten eine „Bombe“ und setzt nun in Kooperation mit dem kunstGarten Graz das Projekt „Wiederbelebung - Ein Work in Progress für den Frieden, Teil 1” um, das in einem Hochbeet eine oder mehrere „Bomben-Geschosse“ in schwarzer Erde zeigt, aus der langsam Lilien wachsen, die dann ihre weißen duftenden Blüten öffnen werden. Das Kunstprojekt ist insgesamt in fünf Teile gegliedert.

Wiederbelebung, Fotos: kunstGarten Graz
Theaterperformance „Nobody Died Today“ by Nina Khyzhna
In Kooperation mit Theater im Bahnhof, die Aufführungen fanden von 20. - 22. Dezember 2022 statt.
Die Theaterperformance „Nobody Died Today” ist eine dokumentarische Performance auf der Grundlage von Interviews mit ukrainischen Freiwilligen, Militärangehörigen, Kulturschaffenden sowie persönlichen Geschichten der Schauspieler:innen. Neben der ukrainischen Regisseurin Nina Khyzhna sind folgende ukrainische Künstler:innen beteiligt: Artem Vusyk, Dmytro Tretyak, Vladyslava Chentsova. Die Theaterperformance fand im Theater im Bahnhof statt. Nina Khyzhna und Vladyslava Chentsova wirkten im November ebenfalls an der performativen Lesung „Unbeugsames Cherson“ im Theater am Lend mit. Die ukrainische Künstlerin Svitlana Zhitnia (Zhi Zhi Visuals) ließ ihre Visuals in die Produktion mit einfließen. Die Lesung fand in Kooperation mit uniT Graz statt.


NOBODY DIED TODAY, Theater im Bahnhof, Fotos: Maria Donska
Ausstellung „Діалоги/Gespräche" by Anton Tkachenko, Olha Babak und Anton Malynovskyi
In Kooperation mit dem Kunstverein Roter Keil und 127 garage (Kharkiv), die Eröffnung fand am 27. Jänner 2023 statt.
Im Jahr 2022 haben viele Menschen etwas über die Ukraine und die Ukrainer:innen gelernt. Ebenso haben viele Ukrainer:innen versucht, in europäischen Ländern zu leben. Wir alle wissen, dass es schwierig ist, mit jemandem zusammenzuleben, der eine völlig andere Lebensgeschichte hat. Wir wissen aber auch, dass die Fähigkeit, eine gemeinsame Sprache mit anderen zu finden, ein Zeichen des menschlichen Miteinanders ist.Die Ausstellung zeigt Werke von Künstler:inenn aus der Ukraine und Österreich, die sich in Bezug auf ihre Arbeitsweise ähneln, aus zwei selbstorganisierten Kollektiven: Roter Keil in Graz und 127 garage in Kharkiw. Beteiligte Künstler:innen: Anton Tkachenko, Belinda Winkler, Leon Podesser, Eero Teuschl, Olha Babak, Anton Malynovskyi. Kuratiert von Nastia Khlestova. Die Ausstellung kann noch bis 25. Februar 2023 in der KEIL Gallery in Graz besucht werden.
Beim nächsten Open House des Office Ukraine Graz gibt es zudem die Möglichkeit mehr über 127 garage aus Kharkiv zu erfahren. Die Gründer:innen Nastia Khlestova und Anton Tkachenko werden Einblicke in zukünftige Projekte geben sowie über Selbstorganisation in der Kunst, 127 garage und ihre Umsiedelung innerhalb der Ukraine sprechen. Das nächste Open House findet am 08. Februar um 18:00 im < rotor > Zentrum für zeitgenössische Kunst statt.

Діалоги/Gespräche, KEIL Gallery, Photos: Maria Schneider
Office Ukraine Innsbruck: Videokunst aus der Ukraine in Kooperation mit DOCK 20
In Solidarität mit ukrainischen Künstler:innen vergab das DOCK 20 – Kunstraum und Sammlung Hollenstein in Lustenau, Vorarlberg, in Zusammenarbeit mit Office Ukraine für das Jahr 2023 Arbeitsstipendien an die Videokünstlerinnen Nataliya Ilchuk und Maria Proshkowska. DOCK 20 widmet sich der Präsentation und Vermittlung zeitgenössischer Kunst und ihrer Diskurse mit einem Schwerpunkt auf jüngere Kunst. Mithilfe der Stipendien soll es den beiden Künstlerinnen ermöglicht werden, auch weiterhin im Bereich bildender Kunst tätig zu sein.
Arbeiten der beiden Künstlerinnen sind im Februar 2023 online und im Schaufenster des DOCK 20 nach Einbruch der Dunkelheit zu sehen.

Nataliya Ilchuk (Foto: Khrystyna Savchuk)
Video- und Medienkünstlerin Nataliya Ilchuk wurde 1985 in Lviv geboren. Nach ihrem Filmstudium in Kyiv und Warschau machte sie 2020 ihren Abschluss am Le Fresnoy – Studio National des Arts Contemporains in Frankreich. Nataliya arbeitet zu Veränderungen der menschlichen Wahrnehmung durch die Massenmedien und der Darstellung von Identität auf dem Bildschirm. Hierfür untersucht sie digitale Bilder, vor allem aus den Neunziger- und Nullerjahren aus der Ukraine. Sie arbeitet mit privatem Archivmaterial und Videocollagen.
Ab dem 1. Februar wird für zwei Wochen ihre Videoarbeit Livemusic (2021) im Fenster des DOCK 20 in Lustenau zu sehen sein. In dem Video beschäftigt sich die Künstlerin mit dem „Recycling“ bestehender Bild- und Tonaufnahmen aus ihrem Archiv. 2007 besuchte Nataliya die Stadt Kamianske, eine der am stärksten verschmutzten Städte der Ukraine, die auch bekannt für ihre Drum’n’Bass Szene ist. In der Videoarbeit scheinen sich der über der Industriestadt hängende Smog der Metallurgie- und Chemiefabriken und der Nebel, der die Feiernden in der Veranstaltungshalle umhüllt, zu verbinden und das Ökosystem dieser Stadt bei Tag und bei Nacht zu durchdringen.

Maria Proshkowska (Foto: Lera Manzovitova)
Maria Proshkowska wurde 1986 in Kyiv geboren. Sie studierte zeitgenössische Kunst an der School of Contemporary Art in Kyiv. Ihre Arbeiten wurden international gezeigt, unter anderem in Bologna, Prag, Lissabon, Tiflis und New York. Sie arbeitet primär mit Fotografie und Video, experimentiert jedoch auch immer wieder mit dem Medium Performance. In ihren Arbeiten beschäftigt sich Maria Proshkowska mit der Rolle der Frau in der postsovjetischen Ukraine. Sie stellt hierbei ihren eigenen Körper in den Mittelpunkt, stellt ihn stellvertretend für die Frau als solche aus und dokumentiert die Reaktionen der Umwelt. Daneben widmet sie sich immer wieder als weiblich verstandenen Tätigkeiten, Ritualen und Wissen.
In der zweiten Februarhälfte wird eine ihrer Arbeiten im Schaufenster des DOCK 20 gezeigt.
Liebe Leser:innen,
das Ende eines Jahres ist immer ein Moment, um Rückschau zu halten und zu analysieren, was gelungen ist und was nicht, was erreicht wurde und welche Aufgaben noch zu bewältigen sind.
Der Angriffskrieg gegen die Ukraine hat das Leben der ukrainischen Bevölkerung von einem Tag auf den anderen völlig verändert und viel Leid verursacht – und leider dauert diese Situation auch zehn Monate nach Kriegsbeginn an.
Im letzten Newsletter dieses Jahres möchten wir Ihnen einen kleinen statistischen Einblick in unsere bisherige Arbeit geben. Leider konnten wir nicht allen ukrainischen Künstler:innen, die uns kontaktiert haben, helfen. Aber wir hoffen trotzdem, dass sich für einige von ihnen ihre Lebenssituation aufgrund unserer Arbeit ein wenig zum Besseren gewendet hat.
Wir von Office Ukraine wünschen Ihnen allen schöne Feiertage und hoffen auf ein baldiges Ende des Krieges.
Ihr Office Ukraine Team

Office Ukraine Wien: Interviews mit den ukrainischen Künstlerinnen Mila Bereziuk, Danyilo Kovach, Olga Musina
Wir haben ukrainische Künstler:innen, die in Kontakt mit unseren Büros in Wien, Graz und Innsbruck stehen, nach ihren Erfahrungen in Österreich und ihren Strategien gefragt, die ihnen geholfen haben, ihre schwierige Lebenssituation zu bewältigen.
Mila Bereziuk
Mein Eindruck von Österreich seit meiner Ankunft ist überwiegend positiv. Manchmal ist es natürlich schwierig, aber die Schönheit des Landes, die gute medizinische Versorgung und die Einstellung der meisten Menschen hier ermöglichen es mir, auch mit dem einen oder anderen auftretenden Problem fertig zu werden.
Bei der Bewältigung von Schwierigkeiten helfen klare Vereinbarungen, Kreativität und die Einsicht, dass man zwar vieles, aber nicht alles selbst beeinflussen kann.
Ich wünsche allen Künstler:innen, die sich in der gleichen Situation wie ich befinden, dass sie an sich selbst glauben, nicht verzweifeln, ihr Leben selbst gestalten und aktiv auf neue Menschen zugehen. Es ist großartig, neue Fähigkeiten in sich zu entdecken und etwas Neues auszuprobieren.

Mila Bereziuk, Photo credits: Office Ukraine
Danyilo Kovach
Für ukrainische Kulturschaffende gibt es in Österreich viele Möglichkeiten: Stipendien, Artist Residencies sowie Galerien und Museen, die bereit sind, mit ukrainischen Künstler:innen zusammenzuarbeiten.
Ich bin sehr dankbar, ein dreimonatiges Stipendium des BMKÖS erhalten zu haben. Außerdem konnte ich schon an mehreren Ausstellungen teilnehmen – unter anderem an einer Einzelausstellung im Schauraum der Jan Arnold Gallery im Q21 / MuseumsQuartier Wien. Im Rahmen von mehreren Kunstauktionen der Notgalerie wurde auch meine Frau, die Künstlerin Dzvinya Podlyashetska, eingeladen und gemeinsam mit ihr und unserem fünf Monate alten Sohn, der in Österreich geboren wurde, können wir derzeit in der Artist Residency Montleart wohnen. Ich bin positiv überrascht von der Unterstützung durch die Menschen in Wien – auch für eine vorübergehende Unterkunft für unsere Familie. Manche von ihnen sind mittlerweile Freunde geworden.
Aber wir spüren bei manchen Österreicher:innen mittlerweile auch ein schwindendes Interesse an der Situation der Ukraine. Manche sind leider auch der Ansicht, dass die Wirtschaftskrise in Österreich auf die Ukraine zurückzuführen ist und nicht auf den Angriffskrieg Russlands. Wir glauben aber an den Sieg der Vernunft und hoffen, dass der Krieg bald zu Ende ist und wir in ein freies, starkes Land zurückkehren können.
Die Möglichkeit für ukrainische Künstler:innen, neue Arbeiten zu produzieren, ist auch eine Chance, uns besser zu verstehen. Die visuelle Kunst ist ein sehr mächtiges Instrument, das seit jeher die Geschichte der menschlichen Entwicklung dokumentiert und es ermöglicht, aus der Beschäftigung mit der Vergangenheit über eine bessere Zukunft nachzudenken.
Ich danke dem Office Ukraine für die Gelegenheit, gehört zu werden.

Danyilo Kovach, Photo credits: Office Ukraine
Olga Musina
Ich danke Österreich für ein neues Leben, eine Chance, etwas zu schaffen und mein Talent zu verwirklichen. Österreich ist ein wunderschönes Land, das uns willkommen geheißen hat und uns unterstützt. Meine Kinder und ich sind in Sicherheit, und wir haben die Möglichkeit zu leben, zu lernen und unsere kreative Arbeit fortzusetzen.
Österreich bietet uns neue Möglichkeiten, und ich bin sehr froh, meine Arbeiten im Stil der ukrainischen Petrikovsky-Volksmalerei fortführen und weiterentwickeln zu können. Die positive Ausstrahlung meiner Arbeiten überträgt sich nicht nur auf mich, sondern vermittelt sich auch den Betrachter:innen.
In schwierigen Situationen helfen mir der Glaube, die Familie und die Kreativität.
Wie viele meiner Landsleute hatte ich nicht vor, die Ukraine zu verlassen. Aber der Krieg war für uns alle ein Wendepunkt. Das Wichtigste ist aber: Das Leben geht weiter! Jedem von uns ist ein besonderes Talent gegeben, eine Fähigkeit, die wir vervollkommnen müssen. Jeder von uns hat sein eigenes Werkzeug, seine eigene Farbpalette. Und es hängt von uns ab, welche Farben wir nehmen und welches Bild wir von unserem Leben malen.

Olga Musina, Photo credits: Office Ukraine
Office Ukraine / Statistik
Gesamtstatistik /alle drei Offices
- Bereits im März 2022 - wenige Tage nach Kriegsbeginn - gegründet
- In den ca. 10 Monaten seit Bestehen: ca. 900 Anfragen von Künstler:innen. Gesamtzahl involvierter Personen (inkl. Familienmitgliedern): ca 1500
- An den drei Standorten derzeit: ca. 10 Anfragen von Künstler:innen wöchentlich (sowohl aus Österreich, aber auch aus der Ukraine).
- Zusammenarbeit mit über 170 österreichischen und internationalen Kulturinitiativen und Institutionen
- In den Büros sind bisher über 300 Hilfsangebote unterschiedlicher Art aus der österreichischen Zivilgesellschaft / Kulturszene eingegangen, darunter auch solche, die sich an eine größere Personengruppe richten.
- Gesamtzahl bisher vermittelter Unterkünfte an den drei Standorten: ca. 150 Unterkünfte für ca. 360 Personen

Statistik Office Ukraine Wien
- Anfragen von ukrainischen Künstler:innen und Kulturschaffenden: ca. 500 Personen; (inkl. Familienmitgliedern) ca. 900 Personen
- Beteiligungen an Ausstellungen, Konzerten, Panels, Lesungen, u.ä. (Von Office Ukraine Wien selbst organisierte Veranstaltungen und Veranstaltungsbeteiligungen): ca. 50
- Zu Veranstaltungen eingeladene ukrainische Künstler:innen und Kulturschaffende: über 120
- Für Interviews in Medien / Zeitungen / Zeitschriften vermittelte ukrainische Künstler:innen: ca. 30
- Besucher:innen bei Veranstaltungen, an denen Office Ukraine beteiligt war: ca. 2600
- Vernetzungstreffen Get Together: Bisher 11 Veranstaltungen mit insgesamt ca. 650 Besucher:innen und 22 Vortragenden
- Arts and Craft Market im MuseumsQuartier vom 2. - 5. Juni 2022, initiiert von Hedwig Saxenhuber / Freiraum Ukraine
Teilnehmer:innen: ca. 35 ukrainische Künstler:innen - Ukrainischer Kunstmarkt am Karmelitermarkt am 5. /6. / 7. Dezember, 12./ 13./ 14. Dezember, 19./ 20.21. Dezember 2022
Teilnehmer:innen: 20 ukrainische Künstler:innen - Art Supply Verteilaktionen: Juni / September / Oktober 2022:
Seitens des Office Ukraine Wien wurden bisher drei durch Spenden von
Zivilgesellschaft, Kulturinitiativen und Institutionen ermöglichte Verteilaktionen von Künstler:innenbedarf veranstaltet
Bisher konnten insgesamt über 100 Künstler:innen Gratismaterialien erhalten - Vermittlung von Unterkünften / Wohnungen: Das Office Ukraine Wien konnte bisher ca. 100 Unterkünfte – Wohnungen, Zimmer und Artists Residencies – für insgesamt ca. 220 Menschen vermitteln.
- Office Ukraine Wien hat bisher mit ca. 100 österreichischen und internationalen Institutionen zusammengearbeitet.
- Vermittlung von Bildungsangeboten: ca. 50
- Versendete Emails: ca. 9.000
- Posts Instagram: 888 Followers und 70 Posts
- Posts Facebook: 563 Teilnehmer:innen und 70 Posts
- Telegram Chats: 920 Teilnehmer:innen und mehr als 400 Posts
- Followers insgesamt: 2511 Follower
- Outreach insgesamt: ca. 60.000 Personen
Office Ukraine Graz: Conclusio und Statements der ukrainischen Künstlerinnen Yuliia Makarenko, Kateryna Lysovenko, Polina Makarova
Conclusio 2022
Die Arbeit des Office Ukraine Graz konzentrierte sich in den zehn Monaten seit der Gründung im März zunächst auf grundlegende Unterstützungsleistungen für ukrainische Künstler:innen und Kulturschaffende, die vor dem Krieg nach Österreich geflohen sind. In dieser Zeit wurde aber schnell deutlich, dass die Einbindung der hierzulande Schutz Suchenden in das österreichische Kunstsystem ein wesentlicher Faktor ist. Aus diesem Geist heraus wurden zahlreiche Tandems gebildet - Verbindungen von Ukrainer:innen und Österreicher:innen (Organisationen wie Künstler:innen), die gemeinsam neue Projekte entwickelten bzw. noch weiter betreiben. Dies wäre ohne die Unterstützung unserer Freund:innen und Partner - lokale Institutionen und Organisationen - nicht möglich gewesen. Der Ansatz des Office Ukraine Graz geht weiters auch davon aus, dass eine Präsenz ukrainischer Kunst und Kultur nicht nur für Ukrainer:innen, sondern auch für andere in Österreich lebende Menschen eine Bereicherung darstellt.
Artists Statements
Office Ukraine Graz
We asked Ukrainian artist that in touch with every office about their experience in Austria and strategies that helped them to cope with the hard life situation.
Answer by Yuliia Makarenko
In my experience, I'm very grateful to be here in Graz, a safe place far away from the war. For all the support I have received from the Austrian government, from institutions, especially Office Ukraine / < rotor > and from my friends.
Being surrounded by very nice and loving people and the chance to participate in art projects helps me to cope with the situation.
So I hope there will be further possibilities to create my art and give something back to all the people who support me. Also I really hope it will be possible for me to advance in my studies of the German language, because I like it very much.

Yuliia Makarenko, Photocredit: KotoUtka
Answer by Kateryna Lysovenko
I was very disoriented in Poland in March 2022, didn't know what to do later, my residency there was for one month. And when I spoke by phone with Margarethe from Office Ukraine, I understood that I have to go to Graz, as it will be the ideal place to save me and my children, and our time in Graz was like a dream: the incredible beautiful place, a people's care and support, new friends, and very good possibilities for the realization of my practice. I am very grateful. Now I rent a flat in Vienna and work here. Additionally, I am a student-guest at Akademie der bildenden Künste Wien. I like this place and the Viennese art community, and I plan to stay, study and work here, because I also found my big love in Vienna.

Kateryna Lysovenko
Answer by Polina Makarova
My experience in Austria was extraordinary and uplifting. I didn't expect to meet so many people willing to help with different aspects of being a refugee. The help from the government, charity organizations and private individuals allowed me not only to feel safe, seen and experience comfort, but even more -- to retain dignity and to grow as a person. All those opportunities to continue creating and communicating with local artists and the fact that there was a community of artists from Ukraine that was organised by Office Ukraine were therapeutic and much needed for me. All that resulted for me personally in a huge post traumatic growth, for which I am eternally grateful.

Polina Makarova, Photocredit: Elmira Shemsedinova
Statistik Office Ukraine Graz
- Anfragen von ukrainischen Künstler:innen und Kulturschaffenden: bisher ca. 500 Personen
- Beteiligung an Veranstaltungen, wie Ausstellungen, Projekte im öffentlichen Raum, Performances, Theaterproduktionen, Lesungen, Festivals, Vorträgen u.a.: ca. 50
- Zu Veranstaltungen eingeladene ukrainische Künstler:innen und Kulturschaffende: über 80
- Besucher:innen bei Veranstaltungen, an denen Office Ukraine beteiligt war: ca.1.600 Besucher:innen
- Vernetzungstreffen Open House: Bisher 14 Veranstaltungen mit ca. 350 Teilnehmer:innen und 23 Vortragenden (Ukrainer:innen und Österreicher:innen).
- Solidarity Art Event für ukrainische Künstler:innen im ZOTL Graz (15. - 17.12.2022), Teilnehmer:innen: ca. 15 ukrainische Künstler:innen
- Vermittlung von Unterkünften / Wohnungen: Das Office Ukraine Graz konnte Wohnraum (Zimmer, Wohnungen und Artists Residencies) für mehr als 35 Menschen vermitteln.
- Vermittlung von Stipendien: Office Ukraine Graz hat Stipendien an 12 ukrainische Künstler:innen vermittelt.
- Vermittlung von Bildungsangeboten: Office Ukraine Graz konnte Bildungsangebote in Form von Meisterklassen an Schulen/Universitäten sowie PhD Programme an ca: 10 ukrainische Künstler:innen vermitteln.
- Zusammenarbeit mit Kulturinitiativen und Institutionen: Office Ukraine Graz hat bisher mit mehr als 50 österreichischen und internationalen Institutionen zusammengearbeitet.
- Newsletter Graz: Office Ukraine Graz hat insgesamt 7 Newsletter an ukrainische Künstler:innen sowie an Mentor:innen, Unterstützer:innen und Interessierte versandt.
- Postkarten-Edition: Office Ukraine Graz hat bereits zwei Postkarten Editionen aufgelegt: 20 ukrainische Künstler:innen unterstützt.
- Versendete Emails: ca. 3.000 inklusive die privaten ca. 3.000, macht insgesamt mehr als 6.000 Emails

Office Ukraine Innsbruck: Conclusio und Statements der ukrainischen Künstlerinnen Kristina Kapeljuh, Veronika Kutseva, Oksana Radkevych
Seit Beginn der Initiative ist das Künstlerhaus Büchsenhausen die Office Ukraine Zweigstelle im Westen Österreichs, mit Fokus auf die Bundesländer Tirol, Salzburg und Vorarlberg. Das Büro in Innsbruck konnte bis dato zahlreiche Kooperationspartner:innen gewinnen und über 50 vertriebene Künstler:innen konkret in den Bereichen Vernetzung, Projekt- und Auftragsvermittlung, Unterkunftsvermittlung, Vermittlung von Arbeitsräumlichkeiten, Verteilung von Künstler:innenbedarf, Behördenkommunikation, Jobsuche, etc. unterstützen. Mit vielen weiteren Künstler:innen sind wir in Kontakt. Durch das Knüpfen von Kontakten zu lokalen Institutionen und Einzelpersonen sowie durch die Verteilung von Künstler:innenbedarf wird versucht, den Ankommenden die Möglichkeit zu geben, weiterhin künstlerisch tätig zu sein. Diese Vernetzungs- und Unterstützungsarbeit wird vom dreiköpfigen Team des Office Ukraine Innsbruck geleistet. In den vergangenen Monaten konnten wir auf die Unterstützung von über 30 institutionellen Partner:innen und zahlreichen Einzelpersonen zählen. Die Begegnungen und der Austausch mit ukrainischen Kunst- und Kulturschaffenden – zahlreiche persönliche Treffen, über 500 versendete E-Mails, unzählige Telefonate und Chat-Nachrichten – sowie mit neuen und alten lokalen Kooperationspartner:innen waren eine bereichernde Erfahrung.
Neben den zahlreichen Projekten unserer Kooperationspartner:innen initiierte und (ko-)organisierte das Innsbrucker Office Ukraine Büro auch selbst einige Veranstaltungen im Westen Österreichs. Im Künstlerhaus Büchsenhausen fand zu Beginn der Initiative eine Informationsveranstaltung für die lokale Kunst- und Kulturszene in Tirol statt. Zwei weitere von Office Ukraine im Künstlerhaus organisierte Veranstaltungen mit Filmscreenings und Artist Talks mit ukrainischen Künstler:innen ermöglichten das Kennenlernen der ukrainischen Kunstlandschaft und die Vernetzung ukrainischer und lokaler Kunstakteur:innen. Gäst:innen vor Ort waren unter anderem die Dokumentarfilmemacherin Zoya Laktionova sowie der Künstler Mykola Ridnyi. Besonders freuen wir uns, dass wir in Kooperation mit der Tiroler Künstler:innenschaft und dem Ukraine Office Austria (BMEIA) eine Ready-to-Print-Ausstellung der Artists Support Ukraine Foundation in der Neuen Galerie Innsbruck zeigen konnten. Im Rahmen der Ausstellung konnten mehrere Veranstaltungen realisiert werden, darunter Artist Talks mit Kristina Kapeljuh und Maria Kulikovska. Insgesamt beläuft sich die Besucher:innenzahl bei vom Innsbrucker Office Ukraine initiierten und organisierten Veranstaltungen auf rund 150 Personen. Die Besucher:innenzahl bei Veranstaltungen, an denen Office Ukraine als Kooperationspartner beteiligt war, ist dementsprechend weit höher. Das Innsbrucker Büro ist außerdem mit verschiedenen Kunst- und Kulturzentren in Salzburg und Vorarlberg vernetzt und berichtet auch dort vor Ort über die Arbeit der Plattform.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Kooperationspartner:innen für die Unterstützung bedanken! Ihre Ideen, Motivation und Hilfsbereitschaft sind zentral für die Arbeit von Office Ukraine. Wir hoffen auch im neuen Jahr auf Ihre Unterstützung zählen zu können!
Abschließend wollen wir drei ukrainische Künstlerinnen zu Wort kommen lassen, mit denen wir in den vergangenen Wochen und Monaten in regem Austausch standen.
Kristina Kapeljuh | Grafikerin
„Ich fühle mich sehr privilegiert, hier in Innsbruck zu sein. Hier habe ich das Gefühl, dass sich meine Ideen in Projekte verwandeln können, da sie auf Unterstützung, Begeisterung und Veränderungsbereitschaft stoßen. Deshalb hoffe ich, dass ich meine Ausbildung und meine künstlerische Laufbahn in diesem Land fortsetzen kann. Der Humor und die Anpassungsfähigkeit meiner Familienmitglieder, die in der Ukraine geblieben sind, beeindruckt und bestärkt mich. Wenn man im Ausland ist, kann man sich nicht vorstellen, wie viel Mühe es kostet, diesen Lebensmut zu bewahren. Auch im Alltag ist die größte Unterstützung mein soziales Umfeld: meine Kolleg:innen an der bilding Kunst und Architekturschule und das Office Ukraine. Bei bilding habe ich die Möglichkeit, mich mit Arbeit zu beschäftigen, mit Kindern zu sprechen (und dabei Deutsch zu lernen) und kreative Ideen auszutauschen. Was das Office Ukraine betrifft, so bin ich dankbar für die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und an kulturellen Veranstaltungen teilzunehmen, bei denen ich neue Wege in meiner Praxis erkunden kann, die mit der zeitgenössischen und historischen Perspektive der ukrainischen Kultur verbunden sind. (Ein spezielles Dankeschön an Iryna, Andrei und Veronika.)
Liebe ukrainische Künstler:innen, ich habe hier in Österreich verstanden, dass wir nicht allein sind, egal wie schwer es ist. Sprecht mit Menschen, die euch nahe stehen und glaubt an die Kraft eurer Stimme. Wir müssen in dieser schweren Zeit zusammen halten.“

Kristina Kapeljuh
Veronika Kutseva | Musikerin, Dirigentin, Flötistin
„Ich lebe nun seit fast acht Monaten im Exil. Während dieser Zeit habe ich viel Unterstützung von Office Ukraine erfahren. Durch die Vermittlung einer Residenz für Künstler:innen konnte ich mich mental erholen und ich erhielt die Möglichkeit, an kreativen Projekten zu arbeiten, zu lernen und kreativ zu wachsen. Das Office Ukraine half auch bei grundlegenden Fragen zu Unterkunft, Dokumenten usw.
Ich wünsche anderen Künstler:innen, dass sie ihr Schaffen fortsetzen können, egal was passiert, und dass sie so bald wie möglich die Chance bekommen, ihre kreativen Aktivitäten in unserem Heimatland fortzusetzen!“

Veronika Kutseva
Oksana Radkevych | Bühnenbildnerin, Malerin
„Wenn ich mir in Erinnerung rufe, dass meine Kinder hier in Österreich sicher sind, wird es ein wenig leichter für mich, von meinem Zuhause fernzubleiben. Außerdem habe ich hier die Möglichkeit, meine künstlerische Arbeit fortzusetzen und an verschiedenen Projekten zu arbeiten. In Österreich kann ich Künstlerin bleiben. Als ich in Österreich ankam, war es die Organisation Office Ukraine, die mir zunächst bei der Suche nach einer Unterkunft half. Sie brachten mich auch in Kontakt mit lokalen Künstler:innen, die mir bei der Umsetzung vieler meiner Projekte und Ideen halfen. Sie stellten mir auch einen Arbeitsraum zur Verfügung, was mir bei der Ausarbeitung meines Projekts „Psalms“ sehr geholfen hat.
Was ich anderen ukrainischen Künstler:innen mit auf den Weg geben möchte, ist, dass sich jede noch so schwierige Situation zugunsten eines großen Traums wandeln kann, da bin ich mir sicher!“

Oksana Radkevych

Office Ukraine-Taschen
Um dringend benötigte Spenden für Office Ukraine zu sammeln, die ukrainischen Künstler.innen und Kulturschaffenden in Notfällen unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden können, hat Office Ukraine Baumwolltaschen produziert.
Die Stofftaschen mit insgesamt sechs von ukrainischen Künstler:innen entworfenen Sujets — jeweils zwei aus den Offices in Wien, Graz und Innsbruck — sind in den Offices erhältlich.

Left: Kateryna Lysovenko, Good Shepherd, from the series Substitution, 2020
Right: Molly Route, Sunflower, 2022

Left: Grafprom, With Ukraine In The Heart, 2022
Right: Kristina Kapeljuh, So Good You’re Back, 2022

Left: Lera Elur, Burned House, 2022
Right: Maria Ruban, I’m Fine, 2022
"Meine einzige Waffe ist die Kunst"
Interview mit der ukrainischen Künstlerin Nina Khyzhna, derzeit Artist-in-Residence in Graz
von Andreas Stangl

Foto: Thomas Raggam
Nina Khyzhna ist Theaterregisseurin, Choreografin und Performerin. Sie stammt aus der ostukrainischen Stadt Kharkiv und ist seit Oktober Stipendiatin des „Styrian Artists-in-Residence“-Programms des Landes Steiermark. Anfang November kehrte sie von einer Recherchereise für ihr Theaterprojekt mit dem Titel "Nobody died today" (etwa: Heute ist niemand gestorben) aus der Ukraine zurück. Die Theaterperformance soll vor Weihnachten drei Mal im Grazer Theater im Bahnhof (TiB) aufgeführt werden.
„Der erste Teil des Projekts sind Workshops für die ukrainische Gemeinschaft in Graz und für hiesige Leute, die Interesse an Theater, Körperarbeit und Integration haben“, skizziert Nina Khyzhna die Arbeit, die sie unter der Ägide des Grazer Performance-Kollektivs „Das Planetenparty Prinzip“ in Zusammenarbeit mit dem TiB entwickelt. „Dann werden wir Menschen über ihre Erlebnisse interviewen und danach, so arbeite ich für gewöhnlich, forme ich das in Theatermonologe. Es werden auch ein paar Performer:innen aus der Ukraine kommen und gemeinsam kreieren wir eine post-dokumentarische Performance, in der wir auch Körpersprache, Körpertext, Bewegung und Musik einsetzen werden.“ Insgesamt plant sie derzeit, vier Personen auf der Bühne auftreten zu lassen. Eventuell wird noch jemand aus Österreich dazu kommen: „Wir entscheiden das in den kommenden Wochen“.
Offiziell hat Nina Khyzhnas Künstlerresidenz im Oktober begonnen. Nach Graz kam sie mit Hilfe von Freunden allerdings schon im März, ungeplant, nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Seither pendelt sie immer wieder zurück nach Lviv, wo sie zuletzt mit Theaterarbeit beschäftigt war, und in ihre Heimatstadt Kharkiv, wo sich ihr Lebenspartner, der ebenfalls Theatermacher ist, derzeit aufhält.
„Die Situation ist verrückt, vollkommen verrückt. Gerade war ich noch in der Ukraine und habe Geschichten gesammelt von einigen meiner Freunde, die als militärische Freiwillige arbeiten, und jetzt bin ich hier, wo alles so anders ist. Es sind zwei verschiedene Welten, und das fühlt man auf verschiedenen Ebenen. Man braucht nur aus dem Bahnhof zu kommen und schon spürt man, dass die Leute eine andere Körperpräsenz haben - weicher, ruhiger. Weil ich mit Körpern arbeite, fallen mir solche Dinge auf. Auch wie sich die Leute bewegen, wie sie in Lokalen sitzen. In Lviv sitzen die Leute zwar auch in Lokalen, aber sie haben eine andere Rhythmik, sie sind wie elektrische Menschen. Auch ich selbst bewege mich hier in Graz in einem anderen Rhythmus.“
„Dieses Niveau an Ungerechtigkeit zu akzeptieren, wie diese Welt so ambivalent sein kann, das ist für mich immer noch seltsam. Langsam gewöhne ich mich an diese Dinge, aber es ist immer noch seltsam. Als ich im März nach Graz kam, bekam ich eine kognitive Dissonanz. Ich ging mehrere Wochen nicht aus dem Haus. Wenn ich hinausging und Menschen auf der Straße weißen Spritzer trinken und Zeitung lesen sah, und in diesen Zeitungen sah ich unsere zerbombten Städte. Das war vollkommen surreal.“

Foto: Thomas Raggam
In so einem Fall habe sie einerseits das Gefühl, einfach weitergehen zu wollen. „Andrerseits habe ich das Gefühl, es ist meine Verantwortung die Menschen daran zu erinnern, dass der Krieg nicht vorbei ist. Es ist das einzige, was ich gut kann. Ich bin nicht in den Krieg gegangen, ich war nicht stark genug um zu bleiben und als Freiwillige zu arbeiten. Meine einzige Waffe ist die Kunst. Sie hilft mir auch, mit der Situation fertig zu werden. Wenn ich arbeite, fühle ich, dass ich lebe, dass ich immer noch ich selbst sein kann. Als der Krieg ausbrach, hatte ich das Gefühl, mich selbst zu verlieren, weil ich dachte, mit Theater kann man keinen Krieg beenden.“
„In den ersten Wochen des Krieges waren wir ratlos. Was sollen wir mit unseren Performances, mit unseren Installationen, unseren Bildern machen? Wir können sie ja nicht einfach gegen russische Panzer werfen. Wenn man dann wieder anfängt, Kunst zu machen, dann verleiht es einem das Gefühl, dass sie unsere Kultur nicht zerstören können. Ein großer Teil der russischen Ressourcen geht ja in diese psychologische und kulturelle Kriegsführung, in der sie uns eine eigene Kultur und Identität absprechen und behaupten, wir seien einfach nur Kleinrussland. Seit hunderten von Jahren versuchen sie, die Seiten aus unserer Geschichtsbüchern zu reißen oder die Wahrheit zu verdrehen. In dem Augenblick aber, wo wir unsere Geschichte schreiben, schreiben wir sie fest. Wir dokumentieren die Wirklichkeit und fügen unsere Sichtweise dazu.“
Der Gedanke an eine mögliche Versöhnung mit Russland, wenn der Krieg einst vorbei sein wird, fällt Nina Khyzhna schwer. Darüber könne man erst reden, wenn die verfassungsmäßigen Grenzen der Ukraine wiederhergestellt seien. „Dafür wenden wir all unsere Kräfte auf, da müssen wir durch. Danach kann man reden. Zuerst werden wir über Reparationen reden müssen. Alles andere kommt später.“
Sie selbst bleibt jetzt einmal in Graz. Am 21. November wirkt sie in Graz an einer performativen Lesung des Dokumentarstücks „Unbeugsames Cherson“ im Theater am Lend mit, im Dezember folgt die Aufführung der Theaterperformance im Rahmen ihrer Künstlerresidenz. Diese wurde mittlerweile um zwei Monate verlängert. Auch für diese Zeit, Februar-März, hat sie schon Pläne: ein Projekt mit dem sie zu ihren ursprünglichen Ideen für ihren Graz-Aufenthalt zurückkehren will, bevor der Krieg ausbrach und das jetzige Thema bestimmte. Es soll sich mit Flüchtlingen und Immigranten aus den verschiedensten Ländern befassen, „ein Dialog über Gemeinsamkeiten und Unterschiede“. Aber, wer weiß, seufzt sie: „Für mich verändert sich alles so rasch. Ich hatte für dieses Jahr schon ganz genaue Vorstellungen, alles war perfekt geplant und jetzt liegt alles in Trümmern. Jetzt verstehe ich: Alles kann sich ändern. Ich versuche mein Leben flexibel zu halten.“
Public Program im Belvedere 21: Öffentliches Gespräch mit dem Team von Office Ukraine

Foto: eSeLSCHWARM Yak (Anastasiia Yakovenko)
Im Rahmen des Public Program “Geschichten wiedererzählen: Kriege im ehemaligen Jugoslawien und Krieg in der Ukraine” war das Office Ukraine-Team am 15. Oktober zu einem Public Talk im Blickle Kino des Belvedere 21 eingeladen.
Die Teammitglieder Larissa Agel, Natalia Gurova, Susanne Jäger und Ania Zorh von Office Ukraine Wien erörterten im Gespräch mit Claudia Slanar / Belvedere 21 Entstehung, Struktur und Arbeit der Initiative und sprachen über Herangehensweise, Erfolge sowie die speziellen Herausforderungen des Projekts.
Im Anschluss diskutierten die Autorin und Übersetzerin Ksenyia Kharchenko und die Publizistin und Literaturkuratorin Oksana Shchur (beide aus Kyiv) ihre Erfahrungen über Flucht und das Leben im Exil.
Das von Nikita Kadan kuratierte und in Anwesenheit des Künstlers präsentierte Filmprogramm ukrainischer Künstler:innen und Filmemacher:innen – unter anderem mit Beiträgen von Antigonna, Yarema Malashchuk & Roman Himey und Yuri Leiderman – gestaltete sich zu einer eindringlichen, mitunter bedrückenden Tour de Force über das Leben in der Ukraine vor und während des Krieges, das bei den Zuseher:innen einen intensiven Eindruck hinterließ.
Musik für eine ukrainische Zukunft
von Irene Suchy
Ausgehend von der Idee, ein musikalisches und poetisches Schlaglicht auf die bedrängte Ukraine zu werfen, entstand in Kooperation von Office Ukraine / Simon Mraz und Oe1 / Irene Suchy die Konzertreihe “Musik für eine ukrainische Zukunft” im Radiokulturhaus in Wien. Das Programm wurde als musikalische Verbindung von nach Österreich geflüchteten ukrainischen Musiker:innen und Verfolgten in Belarus, Moldawien und den baltischen Ländern entwickelt.
Im ersten Konzert „In den Kriegen – Musik für eine ukrainische Zukunft“ am 18. Oktober im Großen Sendesaal gab ein exzellentes Ensemble aus ukrainischen Musiker:innen mit dem Geiger und Sänger Viktor Andriichenko, der Pianistin Aliya Akbergenova und dem Cellisten Michael Duknych in brillanter Interpretation das Klaviertrio von Wassyl Barwinskyj, Elegie op 41.Nr 3 von Mykola Lysenko, Burlesque von Myroslaw Skoryk und Walzer op.3 Nr.1 von Valentin Silvestrov.
Neben Auszügen aus dem aktuellen Roman “In den Kriegen”von Evelyn Schlag, vorgetragen von der Autorin, las Susanne Scholl einen berührenden Gefängnisbrief von Maria Kolesnikova, einer der Anführerinnen der niedergeschlagenen Protestbewegung in Belarus: „Die Musik ist ganz in mir, sie agiert und beeinflusst mich in den verschiedenen Lebensabschnitten auf unterschiedliche Art. Und sie ist eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration, der Gedanken, der Kreativität – kurzum: Sie ist ein Lebensquell!”
Im zweiten Konzert „Da Pacem – Musik für eine ukrainische Zukunft“ am 24. Oktober im Studio 3 findet sich der Beginn der Begegnung mit der Ukraine und deren Musik: Anlässlich der Invasion Russlands hat das BMKÖS ein Sonderbudget für Aufträge an Kunstschaffende aus der Ukraine eröffnet. Das Ensemble REIHE Zykan + www.reihezykanplus.org unter der künstlerischen Leitung von Michael Mautner hat aus diesem Budget der ukrainischen Komponistin Karmella Tsepkolenko einen Auftrag für ein Vokal-Ensemblestück erteilt. Sie wählte Texte des ukrainischen Autors Serhij Zadan, dem diesjährigen Preisträger des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Foto: Karin Gruber

Foto: Karin Gruber
Karmella Tsepkolenko hat ihr im Rahmen des Konzerts uraufgeführtes Werk "Woher, schwarzer Tross..." während des Bombardements von Odessa komponiert. Die hohen technischen Anforderungen an das Vokalquartett, das vor allem für die teils sehr hohe Sopranstimme an die Grenzen des Machbaren stieß, folgen einer inneren Logik und werden kongenial durch den Text unterstützt.
Es folgte eine Lesung durch die Schauspielerin Maria Hofstätter mit Gedichten von Rose Ausländer und dem neuen Band „Sehnsucht und Heimat“ von Lesja Ukraijnka in der Übersetzung von Alois Woldan, einem Gedicht von Irina Schuwalowa – angeregt von der Kiewer Pianistin und Professorin Anna Seredenko – sowie weiteren Texten von Serhij Zhadan aus seinem Buch „Warum ich nicht im Netz bin“.
"Flügeln Wund" für Vokalquartett
Die zweite Uraufführung des Abends war Patricia Kopatchinskajsas Werk "Flügeln Wund" nach einem eigenen Text, und – so Dirigent Michael Mautner – ein spannendes Klangtheater, bei dem durch die zarte Interaktion von Geige und Vokalensemble ein Traumzustand evoziert und durch zusätzliche Geräuscheffekte der Stimmen eine irreale Klangkulisse erzeugt wird.
Neben Arvo Pärts titelgebendem Werk “Da pacem” überzeugte Viktor Andriichenko in Pärts „Es sang vor langen Jahren“ für Alt, Viola und Violine in der Doppelrolle des Sängers und Instrumentalisten.
Die beiden Konzerte werden am 9. Dezember um 19.30 Uhr auf Oe1 zu hören sein.
Die Konzerte wurden in Kooperation mit Oe1 ermöglicht und im Rahmen des Programms „Office Ukraine. Shelter for Ukrainian Artists“ organisiert. Das Projekt wurde finanziert aus den Mitteln vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, mit weiterer Unterstützung vom Verlag Hollitzer, dem Zukunftsfonds der Republik Österreich und dem oead – Kooperationsbüro Lemberg sowie dem Verein maezenatentum.at – Forschungstransfer in Wissenschaft und Kunst.
Kunst und Menschenrechte

Foto: Hannah Pichler / Österreichische Liga für Menschenrechte
Im Anschluss an die Generalversammlung der Österreichischen Liga für Menschenrechte am 11. November wurde eine nur an diesem Abend zu sehende Ausstellung zum Thema Kunst und Menschenrechte in der Brunnenpassage präsentiert.
In der Show mit Arbeiten von neun Künstler:innen und einer Tanz- und Musikperformance wurde der Art Space am Brunnenmarkt zum Ausstellungsort von Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Skulptur und Fotografie mit feministischem bzw. antirassistischem Bezug. Vier teilnehmende Künstler:innen aus der Ukraine – Elena Rabkina, Yana Hryniv, Olha Pylnyk und Gorsad Kyiv – waren auf Vorschlag von Office Ukraine eingeladen worden.

Foto: Hannah Pichler / Österreichische Liga für Menschenrechte

Office Ukraine-Taschen
Um dringend benötigte Spenden für Office Ukraine zu sammeln, die ukrainischen Künstler.innen und Kulturschaffenden in Notfällen unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden können, produziert Office Ukraine Baumwolltaschen.
Die Stofftaschen mit insgesamt sechs von ukrainischen Künstler:innen entworfenen Sujets — jeweils zwei aus den Offices in Wien, Graz und Innsbruck — werden ab Mitte Dezember in den Offices erhältlich sein.

Office Ukraine Innsbruck goes …
Auch aus dem Westen gibt es Einiges zu berichten: Nach einer Screening- und Vernetzungsveranstaltung Ende September dehnte Office Ukraine Innsbruck im Oktober seinen Tätigkeitsradius mit einem Besuch in Salzburg auf der Suche nach neuen Kooperationsmöglichkeiten und Projektideen weiter aus. Darüber hinaus nützte das Büro auch Radiowellen, um ukrainische Musik und Kunstdiskurse bekannt zu machen. Ebenfalls im Oktober fand das Residency-Programm 2022 der Landeshauptstadt Bregenz, in dessen Rahmen auf Vermittlung von Office Ukraine eine ukrainische Künstlerin nach Vorarlberg eingeladen wurde, mit einer Ausstellung seinen Abschluss. Für November dürfen wir bereits einen kleinen Ausblick auf eine Ausstellungseröffnung in der Neuen Galerie Innsbruck geben.
… into the core of artistic production in times of war.
Im Rahmen der Veranstaltung On the Continuity of War wurden am 27. September im Künstlerhaus Büchsenhausen Filme der ukrainischen Künstler Yarema Malashchuk und Roman Himey, Daniil Revkovskiy and Andriy Rachynskiy sowie von Mykola Ridnyi gezeigt. Das Videoprogramm kuratiert vom ehemaligen Büchsenhausen-Fellow Mykola Ridnyi, zeigte unterschiedliche Perspektiven auf den Krieg, das Wesen des Bewegtbildes und die Idee einer neuen Kunstproduktion im gegenwärtigen Kontext. Im Anschluss an das Screening fand ein Künstlergespräch statt. Die Veranstaltung informierte einerseits die unterstützende Öffentlichkeit vor Ort über den Stand der Dinge in der Ukraine, andererseits ermöglichte sie die Unterstützung männlicher Künstler, die momentan das Land nur in Ausnahmefällen verlassen können.

Artist Talk mit Mykola Ridnyi. © Maryna Shtanko
… Salzburg!
Am 18. Oktober reisten zwei Mitglieder des Office Ukraine Innsbruck nach Salzburg, um über die Aktivitäten und Projekte der Plattform zu berichten und die verschiedenen Möglichkeiten zur Unterstützung ukrainischer Künstler:innen vorzustellen. Wie entstand die Initiative? Was sind die Schwerpunkte unserer Arbeit als Vermittlungs- und Unterstützungsplattform? Was sind die Schritte von der Idee bis zur Umsetzung und wie kann Office Ukraine diesen Prozess begleiten? Diese und weitere Fragen wurden im Laufe des Nachmittags angesprochen. Wir möchten uns beim Dachverband Kultur Salzburg für die Organisation der Veranstaltung, bei periscope für das Hosten und bei allen Teilnehmenden herzlich bedanken! Wir freuen uns darauf, bei der Ausarbeitung und Umsetzung der zahlreichen Projektideen behilflich zu sein.

Team Office Ukraine Innsbruck im periscope, Salzburg. © Susanne Lipinski
… on air!
Bereits zum zweiten Mal gab Büchs'n'Radio, eine Sendung von Andrei Siclodi auf Radio Freirad, ukrainischen Kunst- und Kulturakteur innen eine Stimme und Raum im Äther.
Nach der September-Sendung mit einem Musikprogramm, das vom ehemaligen Büchsenhausen-Fellow Mykola Ridnyi zusammengestellt wurde und den Hörer*innen ukrainische Underground- und Mainstream-Dance-Musik von den frühen Neunzigern bis heute näher brachte, widmete sich die Büchs'n'Radio-Sendung im Oktober den Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks während des Krieges sowie den Herausforderungen, denen sich die Kunstwelt im Jahr 2022 stellen musste. Auf Initiative unserer Kollegin Iryna Kurhanska war ein Ausschnitt aus der aufgezeichneten Diskussion des interdisziplinären Programms Decolonising Art. Beyond the Obvious des ukrainischen Pavillons im Rahmen der 59. Biennale von Venedig zu hören.
… Bregenz!
Wir freuen uns außerdem zu berichten, dass die Ausstellung The Shape of Light mit Werken der ukrainischen Künstlerin Olena Dombrovska am 18. Oktober im Magazin 4 in Bregenz eröffnet wurde. Olena Dombrovska wurde für das Artist in Residence Fellowship 2022 der Landeshauptstadt Bregenz ausgewählt. Dieses Jahr vergab die Stadt das dreimonatige Stipendium in Zusammenarbeit mit Office Ukraine. Von Mitte Juli bis Ende Oktober 2022 lebte und arbeitete die in Odesa geborene ukrainische Künstlerin in Bregenz. Olena Dombrovska beschäftigt sich mit den vielfältigen Formatierungen, die sich aus der speziellen Kombination von Oberfläche und Licht ergeben. „Die Form des Lichts“ ist Thema einer Reihe von Arbeiten der Künstlerin, die mit minimalen künstlerischen Mitteln – Linien und geometrischen Konturen – große Formen und optische Effekte zum Ausdruck bringen.

Olena Dombrovska vor ihrem Atelier in Bregenz. © Stadt Bregenz
… Neue Galerie Innsbruck!
Am 18. November eröffnet auf Initiative von Office Ukraine eine Ausstellung mit Werken ukrainischer Künstler:innen in der Neuen Galerie Innsbruck. Die Artists Support Ukraine Foundation hat eine Ready-To-Print-Ausstellung mit Werken zeitgenössischer ukrainischer Künstler: innen, die über den Krieg erzählen, vorbereitet und lenkt somit an verschiedenen Standorten weltweit Aufmerksamkeit auf die Arbeit ukrainischer Künstler: innen über das Leben in den Kriegsgebieten. Zu den beteiligten Künstler:innen zählen Daniil Galkin, Igor Gusev, Alevtina Kakhidze, Kinder Album, Olexandra Kovaleva, Maria Kulikovska, Oksana Levchenya, Anton Logov, Anna Naduda, Vlada Ralko, Oleksiy Sai, Valerii Veduta und Oleksii Zolotariov. Die Ausstellung wird auch von diskursiven Veranstaltungen mit derzeit in Österreich/Tirol lebenden ukrainischen Künstler:innen begleitet werden. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
WIR STELLEN VOR: Office Ukraine Wien

Foto (von links nach rechts): Sasha Horbatiuk, Ania Zorh, Larissa Agel, Natalia Gurova, Michaela Geboltsberger, Susanne Jäger. (Foto von Mariia Yeroshkina)
Seit dem Projektstart im März 2022 haben sich über 250 ukrainische Künstler:innen und Kulturschaffende (mit Familienmitgliedern insgesamt ca. 700 Personen) mit verschiedensten Anliegen an Office Ukraine Wien gewendet.
Im Fokus von Office Ukraine Wien steht die Vernetzung der geflüchteten ukrainischen Kulturschaffenden und Künstler:innen mit den vielfältigen Angeboten und Einladungen von solidarischen heimischen Kunstinstitutionen, Initiativen und der Zivilgesellschaft. So konnten schon vielen Künstler:innen Residencies und Ausstellungsbeteiligungen angeboten, Auftrittsmöglichkeiten und Locations für Musiker:innen sowie Schreibaufträge für Autor:innen in diversen Publikationen vermittelt werden. Das Angebot umfasste bisher aber auch Tätigkeiten bei (Musik) Festivals, Kulturveranstaltungen, sowie DJ- und VJ- Gigs.
Darüber hinaus wurden von der heimischen Kunstszene angebotene Mentoring-, Psychotherapie-, Übersetzungsdienste sowie Ateliers, Arbeitsplätze und (Probe)Räume für temporäre Nutzung vermittelt. In manchen Fällen geht die Arbeit von Office Ukraine über die reine Vernetzungsarbeit hinaus, wie etwa Support bei der Rechtsberatung oder individuelle Hilfeleistung für unbegleitete Minderjährige.
Office Ukraine Wien wendet sich auch aktiv an Kunstinstitutionen und Initiativen und lanciert Vorschläge für Projekte und Veranstaltungen. So etwa im Bereich der klassischen Musik:
In Kooperation mit Ö1 (Dramaturgie und Moderation: Irene Suchy) finden zwei Konzertabende ukrainischer Musiker:innen sowie Lesungen statt: “In den Kriegen – Musik für eine ukrainische Zukunft” (18. Oktober um 19.30 im Großen Sendesaal) sowie “Da Pacem – Musik für eine ukrainische Zukunft” (24. Oktober um 19.30 im Studio 3). Tickets und Details finden Sie unter: www.radiokulturhaus.orf.at
Zudem ist für den 12. Januar 2023 der musikalische Abend “Muttersprache Musik” unter Beteiligung ukrainischer Musiker:innen und Sänger:innen an der Volksoper Wien geplant.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Arbeit von Office Ukraine war die Hilfestellung bei der Einreichung für die vom BMKÖS für 2022 im Rahmen eines Sonderbudgets für ukrainische Kunstschaffende zur Verfügung gestellten Arbeitsstipendien und Projektförderungen im Gesamtwert von 500.000 Euro, die Bereitstellung von Informationen über weitere Stipendien- und Studienmöglichkeiten sowie die Vernetzung mit anderen vergleichbaren europäischen Hilfsprogrammen.
Zu einem beliebten und effizienten Format entwickelten sich die regelmäßig stattfindenden “Get Togethers”, die sich zu einem fixen Treffpunkt für ukrainische Kulturschaffende und die Wiener Kunstcommunity entwickelten.
Bis Anfang des Sommers fanden die Treffen im von Hedwig Saxenhuber / springerin initiierten “Freiraum Ukraine” im Museumsquartier Wien statt und seither im sogenannten “Raum D”, ebenfalls im Museumsquartier. Die Aktivitäten reichten von Vorträgen ukrainischer Künstler:innen wie Pavlo Makov über Filmscreenings, z. B. von Alina Maksimenko, Diskussionsveranstaltungen sowie der Ausstellung “Scents of the Earth”, einer Präsentation der Arbeiten von Ada Rybachuk and Volodymyr Melnychenko (ARVM). Der Freiraum Ukraine stand ukrainischen Kulturschaffenden zudem unbürokratisch für Workshops sowie als Probe- und Arbeitsraum und informeller Treffpunkt zur Verfügung.
Eine Eigeninitiative von Office Ukraine ist auch die in unregelmäßigen Abständen stattfindende Verteilung von Künstlerbedarf an ukrainische Künstler:innen. Bisher erhielten über 100 Künstler:innen von ihnen dringend benötigtes Arbeitsmaterial, großteils gespendet von Einzelpersonen und Kunstinstitutionen. Außerdem war auch ein dreitägiger, Anfang Juni unter Beteiligung von 35 Künstler:innen stattfindender Kunst- und Kunsthandwerksmarkt im MuseumsQuartier Wien, initiiert von Hedwig Saxenhuber / Freiraum Ukraine, äußerst erfolgreich. Ein weiterer ist geplant.
Darüber hinaus werden mittels Aussendungen und Social Media-Beiträgen die vielfältigen, für die ukrainische Kunstszene relevanten kulturellen Aktivitäten anderer Veranstalter:innen beworben sowie Informationen zu rechtlichen Fragen und der Grundversorgung verschickt.
Das Team von Office Ukraine Wien besteht aus: Georg Schöllhammer (Initiator), Larissa Agel, Michaela Geboltsberger, Natalia Gurova, Oleksandra Horbatiuk, Susanne Jäger, Simon Mraz, Ania Zorh.

“Get Together” / Foto von ESEL
Ein leider derzeit besonders aktuelles Thema ist auch die Suche nach Wohnraum und Ateliers, die Situation ist äußerst angespannt.
Damit die Aufmerksamkeit für die Situation der ukrainischen Kulturschaffenden nicht abreißt, nützt Office Ukraine Wien auch die Gelegenheit, im Rahmen von Einladungen anderer Kunstinstitutionen über seine Arbeit zu sprechen: z. B. am 15. Oktober im Belvedere 21.
Office Ukraine Wien hat bisher mit folgenden Institutionen und Initiativen zusammengearbeitet
tranzit.at, ERSTE Stiftung, Museumsquartier Wien, Freiraum Ukraine, Künstlerhaus Wien, Belvedere 21, Vienna Design Week, Kunsthalle Wien, Kunsthalle Exnergasse, Secession, springerin, Vereinigte Bühnen Wien, IG Bildende Kunst, IG Architektur, Echolot Kulturverein, Akademie der bildenden Künste Wien, Universität für angewandte Kunst Wien, mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Volksoper Wien, PfarrCaritas, Notgalerie, Artist at Risk, Produzentengalerie, Art Phalanx, Österreichische Filmakademie, Ö1, ditiramb, , Size Matters – Raum für Film und Kunst, FLUC, PCs für Alle, PEN Austria / MICA – Music Austria, das weisse haus, Verein s’Hufnagl – Begegnung und Alltagskultur im Grätzl, Theaterflucht Österreich, Depot. Kunst und Diskussion, gift - Zeitschrift für freies Theater, ÖIF – Österreichischer Integrationsfonds, Symposium Kunst in der Natur (Gars), Kunstverein Eisenstadt, Johannes Kepler Universität Linz, Zirkus des Wissens / Airan Berg (Linz), Salzamt (Linz), KUPFzeitung (OÖ), Ars Electronia (Linz), u.a.

Wohnraum dringend gesucht
Die Suche nach Wohnraum für geflüchtete Ukrainer:innen gestaltet sich immer schwieriger.
“Good afternoon, we (my son 7 year old and my mother) are located near Klagenfurt. For two months I have been looking for housing all day long. I was in some relief organizations and it doesn’t work. In September the child needs to go to school.“
(Name ist Office Ukraine bekannt)
Seit Mitte August erreichen uns immer häufiger verzweifelte Nachrichten von geflüchteten Ukrainer:innen, die bereits eine lange erfolglose Wohnungssuche hinter sich haben und die dringend – und nun sehr kurzfristig – eine neue Bleibe benötigen.
Wir appellieren daher an alle Privatpersonen, Institutionen und Initiativen, die österreichweit Wohnmöglichkeiten zur Verfügung stellen können. Gebraucht werden WG-Zimmer und Appartements, derzeit nicht benötigte Zweitwohnungen / -häuser und Artists Residencies. Wie die Erfahrung gezeigt hat, sollte die Nutzungsdauer mindestens drei Monate betragen, im besten Fall längerfristig.
Ideal sind Gratisangebote, da sich viele mit uns in Kontakt stehende Geflüchtete in einer prekären finanziellen Lage befinden. Aufgrund des Mietzuschusses für ukrainische Geflüchtete, die sich in der Grundversorgung befinden, ist eine finanzielle Beteiligung für Wohnraum in den meisten Fällen möglich. Für Einzelpersonen sind derzeit maximal 160 Euro pro Monat, für Familien maximal 330 Euro pro Monat (genaue Höhe in den verschiedenen Bundesländern unterschiedlich) als Mietzuschuss vorgesehen.
Ebenfalls benötigt werden auch Wohnungen mit regulärer Miete für ukrainische Kulturschaffende, die über finanzielle Reserven verfügen.
Falls Sie Wohnmöglichkeiten für Office Ukraine anbieten möchten, bitten wir Sie, Ihr Angebot in das Webformular der Office Ukraine-Webpage einzutragen oder uns per Email zu schreiben.

Sommerveranstaltungen von Office Ukraine Wien
Tuesday@Secession Veranstaltungsreihe: Gemeinsamer Abend von Office Ukraine mit den ukrainischen Künstlerinnen Olia Fedorova und Svitlana Zhytnia am 19. Juli im Garten der Secession
Zur dritten Veranstaltung der Sommerreihe Tuesday@Secession am 19. Juli war Office Ukraine von der Secession eingeladen, den Abend im Garten der Secession zu gestalten.
Zum Auftakt des Abends gaben Teammitglieder von Office Ukraine Wien im Rahmen eines Talks einen Einblick in Entstehung, Struktur und Arbeitsweise des Hilfsprojekts.
Den Hauptteil der Veranstaltung gestalteten die beiden ukrainischen Künstlerinnen Olia Fedorova und Svitlana Zhytnia (beide aus Charkiv, derzeit in Graz) mit Einzelwerken, die aber miteinander verflochten präsentiert wurden: Olia Fedorova mit ihrer eindringlichen, erstmals öffentlich präsentieren Arbeit "Ukrainian Prayer", einem performativen Poetry-Reading mit der Intention, dass die Menschen „auch hören, fühlen, was wir fühlen, verstehen, was wir verstehen – was der Krieg eigentlich ist.” Svitlana Zhytnia, Künstlerin mit Schwerpunkt digitale Medien, arbeitet im Bereich der generativen Kunst, entwickelt Videoanimationen durch visuelle Codierung und experimentiert mit Filmmaterial in Echtzeit. Sie präsentierte die vielschichtige Video- und Soundinstallation "To the Living", in der der Kreislauf von Leben und Tod unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine im Mittelpunkt steht.
Bei hochsommerlichen Temperaturen erlebten die etwa hundert Besucher:innen im Garten der Secession einen entspannten Abend, der auch zum Informationsaustausch genutzt wurde.

Talk zur Arbeit von Office Ukraine: Svitlana Zhytnia (Künstlerin); Susanne Jäger (Office Ukraine), Christian Lübbert
(Secession), Natalia Gurova, Larissa Agel, Oleksandra Horbatiuk (alle Office Ukraine), Olia Fedorova (Künstlerin).


Olia Fedorova während der Performance

Svitlana Zhytnia (im Zentrum)
Copyright: Mariia Yeroshkina
IG: @masha_mellifluous
разом – razom – together in FLUC
Im Rahmen einer Kooperation von Office Ukraine mit dem Musik- und Kunstspace FLUC am Praterstern wurde das Projekt разом – razom – together im September 2022 unter Beteiligung ukrainischer Künstler:innen und Musiker:innen realisiert.
Von Anfang bis Mitte September präsentierten vier ukrainische Künstler:innen und Künstler:innenkollektive, die derzeit in Österreich, Deutschland und den Niederlanden leben und mit dem Office Ukraine in Kontakt stehen, Arbeiten auf Billboards im öffentlichen Raum außerhalb des FLUC. Die unterschiedlichen Ansätze, Arbeitsweisen, Techniken und thematischen Schwerpunkte von Alina Haieva & Karina Haieva, Alexandra Kadzevich, Maryna Shtanko und Socia Collective repräsentierten einen kleinen Ausschnitt der vielfältigen zeitgenössischen Kunstszene in der Ukraine.
Die Veranstaltung am 8. September im FLUC konzentrierte sich auf Musik- und Videoarbeiten. Den Beginn machte Igor Spassky, ein Mitglied des Socia Collective, mit einer Live-Musikperformance. Zum Pinguin-Tanz von Skrjabin kreierte er mit Sprühfarbe eine großformatige, abstrakte Arbeit, entstanden im Rhythmus der Musik.
Den Auftakt in der FLUC-Wanne im Anschluss bildete die Präsentation des Videos “Feast of Life” (2015) von Anatoly Belov in Zusammenarbeit mit Oksana Kazmina – ein eindrücklicher Einblick in die Clubszene von Kiew.
Sound Artist Heinali performte experimentelle elektronische Musik. Mit einer immersiven Klanglandschaft von Svitlana Zhytnia, Künstlerin und VJin in Zusammenarbeit mit DJ shelvy wurde der Dancefloor eröffnet.

Office Ukraine billboard



Socia Collective nach Performance

Heinali
Copyright: Mariia Yeroshkina
IG: @masha_mellifluous
Neues aus Innsbruck
“Alles, was hier passiert, ist eine neue Erfahrung für mich.”
Ukrainische Künstler:innen in Feldkirch
Künstler:innen verschiedener Genres aus der Ukraine nahmen im Sommer 2022 in der VILLA MÜLLER in Feldkirch, Vorarlberg, an der für sie konzipierten pARTner Residency teil. Durch die Vermittlung von Office Ukraine wurde hier geflüchteten Künstler:innen mit dem Schwerpunkt zeitgenössische und konzeptuelle Kunst Raum zum Wohnen, Arbeiten sowie für die Präsentation ihrer neu entstandenen Werke zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus erhielten sie Anschluss an die lokale Kunst- und Kulturszene und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit.
Insgesamt fanden drei Runden der einmonatigen Residency in der VILLA MÜLLER statt. Im April/Mai 2022 nahmen die Künstlerinnen Zoya Laktionova, Natalia Revoniuk, Zhenia Stepanenko, Vera Zemlyanikina und Hanna Trofimiva teil. Die Künstlerinnen präsentierten ihre Projekte zum Thema “Future Is Soon” im Rahmen einer Ausstellung, kuratiert von Garry Krayevets, am 19. Mai. Die zweite Runde im Juli – die Interviews mit den Teilnehmerinnen sind hier nachzulesen – wurde von Iryna Kurhanska kuratiert. Die Künstlerinnen arbeiteten einen Monat lang an ihren Kunstwerken zu dem übergreifenden Thema “Verbindungen” und präsentierten diese am 4. August in der VILLA MÜLLER. Es folgte die Augustausgabe mit den Künstler:innen Mark Chehodaiev, Alexandra Kadzevich, Miki-Mike 665, Maryna Shtanko und Marharyta Zhurunova, ebenfalls kuratiert von Iryna Kurhanska. Die Werke, die sich um die Erfahrungen und Erwartungen im Zusammenhang mit Krieg und Gender drehten, wurden am 1. September vorgestellt.
Wir freuen uns, Ihnen nun die Juli-Stipendiat:innen Olesia Papushnikova, Nataliia Khananova, Veronika Kutseva, Svitlana Honcharova (Molly Route), Viktoriia Dovhan (Viktoriia Dovhadze), Nadya Sobko und Nadiia Velychko (Vila) näher vorzustellen! Die Interviews wurden im Juli 2022 während ihres Aufenthalts in Feldkirch geführt.

1. Teilnehmerinnen der 2. Runde des pARTner Residency-Programms und ihre Organisator:innen.
Foto: Oleksandra Sauliak

2. Stipendiat:innen der 3. Runde der pARTner Residency bei ihrem Besuch in Innsbruck, um die lokale Kunstszene und Kultureinrichtungen kennen zu lernen.
Foto: Veronika Riedl

3. "Sie haben keine Namen, aber wir gehen oft zusammen" von Alexandra Kadzevich, Ausstellungsansicht, Villa Müller.
Foto: Sofiia Martseniuk

4. Plakat der Abschlussausstellung der pARTner Residency.
Foto: Sofiia Martseniuk
Olesia Papushnikova, Dnipro
Theater, Performance, Bühnenbild
Mein Traum war es, ein experimentelles, kritisches Theater in meiner Heimatstadt zu gründen. Aus diesem Grund plante ich, für eine Weile nach Kharkiv zu ziehen, da diese Stadt die stärkste Avantgarde-Theatertradition in der Ukraine hat, deren Wurzeln in den 1920er Jahren liegen. Aber seit Kriegsbeginn war ich es, die meinen Freund:innen aus Kharkiv und Umgebung Unterschlupf gewährte. Die Situation in Dnipro war vergleichsweise ruhig. Das dortige Opern- und Balletttheater, für das ich arbeite, hat seine Tätigkeit bereits im April wieder aufgenommen.
Die Residency ist für mich eine Gelegenheit, ein großes Projekt weiterzuentwickeln und an etwas Neuem zu arbeiten. Ich habe mich für mehr als 50 Residencies beworben und bin froh, dass ich dank Office Ukraine nun hier in Feldkirch sein kann. Ich bin beeindruckt von dieser kleinen und gemütlichen Stadt. Die Infrastruktur ist gut und die Kulturszene lebendig.
Alles, was hier passiert, ist eine neue Erfahrung für mich. Ich möchte an den Theaterprojekten hier teilnehmen, aber ich möchte auch nicht für immer als Geflüchtete außerhalb der Ukraine leben. So hoffe ich, in Zukunft an grenzüberschreitenden Projekten arbeiten zu können.


Nataliia Khananova, Kyiv
Künstlerische Keramik, Skulptur, Installation
@lia_khan_ceramics
Für mich ist die Keramik nicht nur ein sehr altes, sondern zugleich auch ein zeitgenössisches Medium. Deshalb interessiere ich mich vor allem für interaktive Keramik und modulares Design.
Ich verließ Kyiv, nachdem ein Flugzeug in der Nähe meines Hauses abgeschossen worden war. Ich verbrachte einige Monate in Lviv: Die dortige Akademie gab mir und meinen Kolleg:innen die Möglichkeit, in ihren Ateliers zu arbeiten, so dass wir kürzlich sogar eine Ausstellung machen konnten.
Die "pARTner Residency" ist meine erste Residency seit Kriegsbeginn. Was mich daran am meisten reizt, ist die Möglichkeit, Künstler:innen aus verschiedenen Bereichen zu treffen und mit ihnen zu arbeiten. Ich denke, dass an solchen disziplinären Schnittstellen viele interessante Ideen entstehen können.
Neben Feldkirch, das an sich sehr schön ist, habe ich auch Bregenz besucht – hier war ich vom Vorarlberg Museum beeindruckt. Im Moment kann ich meine persönliche Zukunft nicht klar sehen, wie wahrscheinlich die meisten Ukrainer:innen. Der Kulturbetrieb in der Ukraine ist unter den gegenwärtigen Kriegsbedingungen sehr zerbrechlich. Ich hoffe, dass ich Möglichkeiten für weitere Projekte in Österreich finden werde.
Veronika Kutseva, Kyiv
Flötistin, Dirigentin
Vor dem Krieg war ich Studentin an einem Konservatorium in Kyiv. Am ersten Tag des Krieges hatten mein Partner und ich das Coronavirus. Das wurde für uns zu einer zweifachen Herausforderung. Noch am selben Abend flohen wir mit einem Auto in die Westukraine, zwei Wochen später reiste ich aus nach Polen, während mein Partner in der Ukraine blieb.
Mir war klar, dass ich mein Studium trotz allem fortsetzen musste, und ich begann, Anfragen an Universitäten und Residencies in vielen Ländern zu schicken. Eines (glücklichen) Tages stieß ich auf die Website des Office Ukraine, die mich mit der Künstler:innen-Community in Feldkirch in Kontakt brachte. Ich bin nun schon seit 3 Monaten in dieser Stadt und habe mich bereits am Vorarlberger Landeskonservatorium eingeschrieben und widme meine gesamte Freizeit dem “Deutschlernen in Lichtgeschwindigkeit”. Außerdem hatte ich einige künstlerische Projekte, die mit Musik und Videokunst zu tun haben, in Planung. Ich freue mich, nun eines davon im Rahmen der "pARTner Residency" umzusetzen.
Mein größtes Glück ist natürlich die Aussicht auf eine hochwertige Ausbildung in Österreich. Da ich nun diese Möglichkeit habe, werde ich hier Zeit verbringen, um nach weiteren interessanten beruflichen Möglichkeiten zu suchen und mich weiterzuentwickeln.


Svitlana Honcharova (Molly Route), Kyiv
Grafik
Am Vorabend des Krieges arbeitete ich wie üblich in meinem Atelier. Als die ersten Angriffe erfolgten, blieb ich noch ein paar Tage in Kyiv, zog dann aber nach Lviv um.
Es war schwierig für mich, mich auf den kreativen Prozess zu konzentrieren, ich konnte nicht zeichnen. So verbrachte ich einige Wochen mit dem Weben von Tarnnetzen in einem der zahlreichen Freiwilligenzentren. Am 18. Tag der militärischen Invasion entstand mein erstes Werk aus dem Krieg. Da ich keine Möglichkeit hatte, in meinem Kyiver Atelier zu arbeiten, begann ich, nach Residencies im Ausland zu suchen. Im Zuge dessen fand ich Informationen über Office Ukraine, füllte das Formular aus und so kam es nun zur ersten Residency in meinem Leben!
Das ist eine völlig neue Erfahrung für mich: an einem Ort in einem fremden Land mit einer Gruppe von Künstler:innen zu leben und zu arbeiten. Wir sind alle so unterschiedlich, aber wir kommen zusammen wie ein Puzzle.
Ich habe 34 Jahre lang in einer flachen Gegend gelebt. Die österreichischen Berge erscheinen mir daher wie ein neues Universum. Ich hoffe, dass ich noch einmal die Gelegenheit haben werde, meinen Dialog mit Österreich fortzusetzen und andere Teile des Landes zu sehen. Ich werde auf jeden Fall in die Alpen zurückkehren.
Viktoriia Dovhan (Viktoriia Dovhadze), Lviv
Fotografie, Video, Mixed Media
@dovhadze
Kurz vor Kriegsbeginn gelang es mir, meine alte psychische Störung in den Griff zu bekommen, und ich begann langsam wieder zu arbeiten: Ich war kurz davor, eine Einzelausstellung zu machen. Doch am 24. Februar packte ich meine Katze und andere Dinge in meinen Rucksack und rannte in die Wohnung meines Freundes. Später gründeten wir eine gemeinnützige Freiwilligenorganisation namens KUKHNIA, in der Künstler:innen und Aktivist:innen Kriegsvertriebenen helfen.
Später merkte ich, dass ich dort an meine Grenzen kam, also suchte ich nach Möglichkeiten im Ausland, um meine kreative Tätigkeit fortzusetzen. Einer der interessantesten Aspekte dieser Residency in Feldkirch ist für mich die Zusammensetzung der Künstler:innen, denn jede:r von uns arbeitet in einem anderen Bereich. Dies bietet die Möglichkeit eines breiteren Dialogs und die Chance, andere Praktiken kennenzulernen und auszuprobieren.
Ich war schon zuvor in Österreich, aber noch nie außerhalb Wiens. Ich bin überrascht über die Dichte des kulturellen Angebots außerhalb der Hauptstadt. Ich dachte, ich komme in eine kleine Stadt, aber es stellte sich heraus, dass ich in Feldkirch mit all den interessanten Veranstaltungen, die hier stattfinden, kaum Schritt halten kann! Feldkirch ist für mich aber auch ein perfekter Ort, um mit meinen Gedanken allein zu sein. Hier kann ich eine gewisse Ruhe finden – dies ist bei uns in der Ukraine nicht mehr möglich.


Nadya Sobko, Lviv
Autor:innenkeramik, Environmental Art
Als professionelle Keramikerin wollte ich meinen Online-Shop mit Autor:innenkeramik eröffnen, aber jetzt habe ich meinen Job verloren und befinde mich in einer ziemlich schwierigen finanziellen und emotionalen Lage.
In den ersten zwei Monaten dachte ich gar nicht daran, an Residencies teilzunehmen, sondern half aktiv als Volontärin, weil ich glaubte, dass der Krieg bald vorbei wäre. Aber schon im Juni spürte ich, dass ich weitermachen musste. Der Wunsch, als Künstlerin zu arbeiten, erwachte schließlich wieder. Irgendwann erfuhr ich von Office Ukraine und hatte das Glück, ein Teil der "pARTner Residency" zu werden.
Ich schätze die Kulturszene in Österreich, es gibt so viele Veranstaltungen und man kann viele gut finanzierte Möglichkeiten für Künstler*innen finden. In Feldkirch ist zwar alles ein bisschen ruhiger, aber trotzdem finden hier richtig viele Kulturveranstaltungen statt! Ich habe den Wunsch, noch ein bisschen länger hier zu bleiben, aber ich vermisse Lviv auch sehr, deshalb werde ich nach der Residency auf jeden Fall wieder nach Hause zurückkehren. Auf jeden Fall ist Österreich unerwarteterweise zu einer der besten Auslandserfahrungen geworden, die ich bisher gemacht habe!
Nadiia Velychko (Vila), Kharkiv
Grafik, Buchgestaltung, Kuratieren
Ich arbeite seit mehr als 15 Jahren als Grafikdesignerin und interessiere mich unter anderem für experimentelle Veröffentlichungsverfahren und Kunstbücher. Außerdem habe ich an der Staatlichen Akademie für Design und Bildende Kunst in Kharkiv unterrichtet. Die Arbeit mit Studierenden ist meine wahre Leidenschaft, denn sie bringen eine unglaubliche Energie mit.
Eine Woche nach Kriegsbeginn wagte ich es, meine Stadt zu verlassen – selbst die Fahrt mit dem Evakuierungszug wurde von ständigem Beschuss begleitet. So landete ich in Lviv, aber schon bald erhielt ich eine Residency in Polen, dann eine weitere. Ich kann nicht nach Kharkiv zurückkehren, deshalb wandere ich von einem Wohnsitz zum anderen, und hier bin ich nun — in Österreich. Die Villa und die Residency selbst bieten komfortable Unterkünfte; ich genieße die hiesige Gesellschaft anderer ukrainischer Künstler:innen.
Ich spüre hier ein großes Potenzial für meine künstlerische Arbeit. Ich mag es, schöne Bücher zu machen, und ich sehe, dass dieser Bereich in Europa sehr gut entwickelt ist. Aber ich vermisse meine Heimat und hoffe, dass ich bald zurückkehren und wieder von dort aus Projekte realisieren kann.

Zahlreiche Vernetzungserfolge von Office Ukraine Graz
In den Sommermonaten von Juli und August gab es von Office Ukraine Graz insgesamt zehn Projekte mit ukrainischer Beteiligung, die in Kooperation mit Kunstinstitutionen und Initiativen aus der Steiermark und dem Burgenland umgesetzt wurden. Folgende vier Projekte sind Teil dieses Vernetzungserfolgs.
Ausstellung „War Views“ by Anzhelika Palyvoda und Vladyslav Riaboshtan
Graz Museum, 7. Juli – 28. August 2022
Anzhelika Palyvoda (Kyiv/Graz) und Vladyslav Riabosthan (Dnipro), zwei ukrainische Künstler:innen, die durch die Folgen des Krieges in der Ukraine ihren Heimatort verlassen mussten, dokumentieren künstlerisch ihre Erfahrungen und reflektieren ihre Realität – die eine in Graz, der andere in Luzk (Ukraine). Es ist ein Dialog zweier Künstler:innen, zwischen Zerstörung und der Hoffnung auf Frieden, zwischen nah und fern.

War Views, Graz Museum, Fotos: Sebastian Reiser
Installation „WITNESSES“ by Margo Sarkisova und Eduard Balula

WITNESSES, Landeszeughaus, Fotos: J.J. Kucek
In Kooperation mit Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark, Landeszeughaus, die Eröffnung fand am 21. Juli statt.
Beide Künstler:innen, deren Werke im Projekt Witnesses präsentiert werden, lebten und arbeiteten vor dem Krieg in Kharkiv. Jetzt sind beide nach Lviv bzw. Graz gezogen, um weiterzuarbeiten. Eduard Balulas Werk „Storch“ zeigt einen toten Vogel – ein Symbol der Ukraine. Dieser Storch steht für alle Ukrainer:innen, die vor dem Krieg geflohen sind oder gezwungen waren, sich in Kellern zu verstecken, die starben und in Angst leben und die Freiheit verteidigen, oft auf Kosten ihres eigenen Lebens. Die Platzierung der Arbeit ist nicht zufällig: die Fassade des Landeszeughauses. Der zweite Teil des Projekts, von Nastia Khlestova kuratiert, befindet sich im Museum selbst. Dort sind die Tagebücher von Margo Sarkisova ausgestellt – Zeichnungen in einem Notizbuch, an denen sie seit Beginn der Invasion, arbeitet.
Wandbild „Shameless land does not remain dead for too long“ by Kateryna Lysovenko
in Kooperation mit dem Kunsthaus Graz, Juli – September 2022

Shameless land, Fotos: Kunsthaus Graz
Als Fortsetzung ihrer Teilnahme am Prolog des steirischen herbst in der Neuen Galerie Graz malt Kateryna Lysovenko zwei Tage lang an einem Wandbild für das Erdgeschoss des Kunsthauses Graz, von Katrin Bucher-Tantrow kuratiert. Im Foyer lässt die ukrainische Malerin und Performerin im halböffentlichen Raum das Publikum an ihrer Arbeit teilnehmen.
„Schamlose Erde bleibt nicht allzu lange tot.“ Es ist ungeheuerlich, wie sich Bäume regenerieren und grün werden, nachdem sie mit Bombenteppichen bombardiert wurden. Verlorene Menschen leben in Städten, die tot genannt werden, sie suchen nach Wasser und Nahrung, sie sterben während der Suche.
In der Poesie, in religiösen Texten, verdunkelt sich der Himmel, wenn ein großes Unglück geschieht; die Sonne geht nicht auf, die Vögel verstummen. Aber jenseits der Texte gibt es kein Unglück, das die Sonne nicht mehr aufgehen lässt. Es gibt auch kein einziges Unglück, bei dem die überlebenden Menschen nicht dennoch zum Leben verdammt sind.
Selbst die schwierigsten Bedingungen in der Welt können nicht als unmöglich für das Leben bezeichnet werden. Da die Menschen die Lebensbedingungen für sich und ihre Umgebung ändern können, haben sie kein Recht, das Land oder die Städte als tot zu bezeichnen.
Und man kann die Verantwortung dafür, welche Bedingungen an bestimmten Orten geschaffen werden, auch nicht ablehnen. Schließlich kann man sehr, sehr unterschiedlich leben, bis hin zur fast völligen Ununterscheidbarkeit vom Tod. - Kateryna Lysovenko
Buchprojekt zugunsten ukrainischer Künstler:innen:
„FINALE | THE FINAL | ФІНАЛ“ by Martin Behr & Christian Wiedner
In Kooperation mit dem Verlag Bibliothek der Provinz, August 2022
Beratung: Anna Sorokovaya (Kyiv/ Graz)
2012 kamen Fußballfans aus ganz Europa zum UEFA-EURO-Finale nach Kyiv.
2022 kamen die Raketen aus Russland.
2012 war Kyiv von den Insignien einer globalen, durchkommerzialisierten Fußballkultur besetzt, der Grazer Fotograf Martin Behr dokumentierte drei Tage lang die kommerzielle Eventisierung eines Fußballfinales. Die Texte sowie eigene Erfahrungen haben den ukrainischen Künstler und Grafiker Oleg Gryshchenko zu sechs Illustrationen über das vergangene wie gegenwärtige Geschehen motiviert. Gryshchenko lässt in seinen Motiven die Zeitebenen und damit auch das Betriebssystem Fußball mit den Ahnungen und Erscheinungsformen des Krieges verschmelzen.
Der Gesamterlös der Publikation, die auch online erhältlich ist, kommt Office Ukraine zugute.
Creating History Together 2012/22

FINALE, Creating History Together 2012/22, Grafik: Oleg Gryshchenko
Dieser Garten heilt mich und meinen Geist

Kateryna Lysovenko in ihrem neuen Atelier.
Kateryna Lysovenko ist eine junge Künstlerin aus Kiew (Ukraine), die vor wenigen Monaten aufgrund des Krieges nach Graz kam. Über das Office Ukraine Graz wurde der Kontakt zum Universalmuseum Joanneum (UMJ) hergestellt und in weiterer Folge geeigneter Wohnraum gefunden. Mit ihren beiden Kindern und einer Katze lebt sie nun im Portierhaus des Schloss Eggenberg. In einem Gebäude im Schlosspark konnte sie sich ein Atelier einrichten, um ihrer künstlerischen Tätigkeit weiterhin nachgehen zu können.
Ein ruhiger Nachmittag im Schlosspark von Eggenberg. Kateryna zeigt die kleinen Malereien auf ihrem Schreibtisch, an denen sie gerade arbeitet. „Wenn ich kleine Bilder male, hat es einen größeren emotionalen Wert für mich. Gleichzeitig geben sie viel Raum für Fantasie. Große Dinge bekommen in dieser Welt aber mehr Aufmerksamkeit. Wenn ich solche Werke mache, möchte ich Menschen in diese Welt einladen“, erklärt Kateryna, während sie die großen Leinwände, die die Wände des Ateliers schmücken, präsentiert.
Ein langer Weg nach Graz
Seit fast vier Monaten lebt Kateryna nun hier in Graz. „Als der Krieg ausbrach, verstand ich, dass ich meine Kinder in Sicherheit bringen musste. Ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte. Zuerst sind wir in die Westukraine gegangen, aber die Situation dort war sehr schwierig für uns. Deshalb gingen wir nach Polen, wo ich dann den Kontakt zu polnischen Künstler:innen herstellen konnte.”
Kateryna erklärt, sie habe sich einen sicheren und ruhigen Ort gewünscht, an dem sie für einen längeren Zeitraum künstlerisch arbeiten kann. „Unsere Unterkunft in Graz ist sehr schön. Ich fühle mich hier sehr wohl und das Office Ukraine Graz hat mir auch wirklich bei der Integration geholfen, wofür ich sehr dankbar bin. Ich habe hier gute Beziehungen geknüpft und einige neue Freund:innen gefunden.“

Das Ateliergebäude liegt im Eggenberger Schlosspark.
Mutter-sein und Künstlerin-sein
Ihre Kinder sind fünf und zehn Jahre alt und können hier in Graz weiterhin den Kindergarten und die Schule besuchen. Vor allem die Suche nach einem Kindergarten gestaltete sich zunächst schwierig. Erst nach mehreren Wochen konnte ein Platz in einem lokalen Kindergarten organisiert werden.
„Die freie Zeit, die ich nun habe, nutze ich hauptsächlich in meinem Atelier, um an meiner Kunst zu arbeiten.“ Auf die Frage, ob sie auch mit ihren Kindern arbeiten könne, meint die junge Künstlerin: „Natürlich brauche ich Zeit für mich allein, um nachzudenken. Aber wenn ich dann eine Idee habe, kann ich auch neben den Kindern arbeiten, das habe ich früher auch schon gemacht.“
Ein neues Leben in Graz
Nun setzt Kateryna ihre künstlerischen Tätigkeiten in Graz fort. „Es ist ein sehr schöner Platz hier. Ich liebe den großen alten Garten sehr. Ich hatte immer schon den Traum, in einem solchen Garten zu leben und jetzt ist dieser Traum wahr geworden - natürlich unter sehr harten Bedingungen und mit einem sehr schwierigen Hintergrund. Dieser Garten heilt mich und meinen Geist wirklich. Manchmal ist es sehr schizophren für mich. Meine Verwandten und Freunde sind in einer sehr schwierigen Lage zu Hause, während ich diesen schönen Blick habe.”

Ein Weg im Schlosspark, den die Künstlerin besonders gerne hat.
Zwischen Krieg und Kunst
Die Themen, die Kateryna mit ihrer Malerei aufgreift, sind derzeit vor allem Entmenschlichung und Entobjektivierung. Sie verfolgt dabei ein politisches Interesse und beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Ideologie und Malerei, sowie mit der Präsenz von Opferdarstellungen in Politik und Kunst, von der Antike bis zur Gegenwart. Sie betrachtet die Malerei als eine Sprache, die instrumentalisiert oder befreit werden kann.
„Ich habe viele Emotionen mit der Situation hier in Verbindung mit der Ukraine, die ich in meine Kunst einbringen möchte. Es ist für mich sehr interessant zu sehen: Wenn ich in den öffentlichen Verkehrsmitteln sitze, fühle ich mich anders als die anderen. Aber im Museum fühle ich mich wie zu Hause, weil ich viele Inspirationen von anderen Bildern bekomme, vor allem von den Künstler:innen aus der Vergangenheit. Die österreichischen Künstler:innen des 19. und 20. Jahrhunderts sehen den Krieg und die Gewalt ganz nah. Ich sehe, dass sie ihre Realität so beschrieben haben, wie ich es jetzt tue. Der Verlust der Menschlichkeit und die Zerstörung des Körpers, der Stadt und allen Lebens. Ich empfinde jetzt ähnliche Gefühle wie diese Künstler:innen damals in Österreich.“
Licht am Ende des Tunnels?
Derzeit bereitet sich die Künstlerin auf den steirischen herbst 2022, sowie auf die Schaffung eines Wandbilds, das in Kooperation mit dem Kunsthaus Graz entstehen wird, vor. „Identitätsverlust, Entmenschlichung, die feministische Kritik am Krieg, sowie die Beziehung zwischen Körper und Gewalt im Bild werden Themen sein“, erklärt sie. Die Künstlerin arbeitet darüber hinaus auch an einem neuen Werk, das im Herbst in Rumänien gezeigt werden wird.

Auch die Arbeit an großen Leinwänden ist im Atelier möglich.
„Ich möchte erst wieder nach Hause zurückgehen, wenn die Ukraine diesen Krieg gewinnt und wir unser Territorium zurückbekommen wie vor dem 24. Februar. Ich denke dabei sehr an meine Kinder. Im Herbst fange ich in Basel ein Masterstudium an und dann denke ich vielleicht über eine Dissertation in Wien nach. Zwei Jahre lang werde ich sicher hier bleiben, weil ich mich weiterbilden will.“
Text: Nora Reichhalter
Fotos: Thomas Raggam
WIR STELLEN VOR: OFFICE UKRAINE INNSBRUCK

Foto (von links nach rechts): Andrei Siclodi, Veronika Riedl, Iryna Kurhanska
Seit Beginn der Initiative Office Ukraine gehört es zum Alltag im Künstlerhaus Büchsenhausen, Projektmöglichkeiten für ukrainische Künstler:innen mit Institutionen und Initiativen in Tirol, Vorarlberg und Salzburg auszuloten, Wohnmöglichkeiten zu finden und mit den vertriebenen Künstler:innen Gespräche über Alltagsfragen und dringend benötigte Dokumente zu führen. Abgesehen davon hat sich die Terrasse des Künstlerhauses als Arbeits- und Begegnungsort für Künstler:innen aus Ukraine etabliert.
Das Künstlerhaus Büchsenhausen in Innsbruck vereint normalerweise zwei Förderprogramme unter einem Dach: das international ausgerichtete Fellowship-Programm für Kunst und Theorie sowie ein Atelierprogramm für in Tirol ansässige Künstler:innen. Seit März 2022 ist es nun auch die Office Ukraine Zweigstelle im Westen Österreichs, mit Fokus auf die Bundesländer Tirol, Salzburg und Vorarlberg. Durch den Standort im Westen, wo wesentlich weniger Vertriebene aus Ukraine direkt ankommen als in Städten wie Wien und Graz, ist die Situation – und damit auch die Arbeitsschwerpunkte des Teams – ein wenig anders.
Vor allem in der Anfangsphase konzentrierten wir uns unter anderem auf die Verbreitung von Informationen in den lokalen Kunst- und Kulturszenen, um Unterstützungsangebote und Spenden zu generieren. Für die Angekommenen versuchen wir, durch finanzielle Unterstützung, Wohnraumvermittlung und Informationsweiterleitung die Hürden der Ankunftszeit etwas zu mindern und ihnen in weiterer Folge durch das Knüpfen von Kontakten zu lokalen Institutionen und Einzelpersonen sowie durch die Verteilung von Künstler:innenbedarf die Möglichkeit zu geben, weiterhin künstlerisch tätig zu sein. Eine wichtige Säule ist auch die Vermittlung, beziehungsweise die Unterstützung des Aufbaus von Residencies für vertriebene ukrainische Künstler:innen im Westen. Vernetzungsveranstaltungen, darunter auch ein Film-Screening mit Filmen von Zoya Laktionova und Mantas Kvedaravičius Anfang Mai, haben den Austausch zwischen Kunst- und Kulturakteur*innen aus Österreich und Ukraine vertieft.
Diese und weitere Aktivitäten werden vom Team des Office Ukraine Innsbruck – aktuell bestehend aus Iryna Kurhanska, Veronika Riedl und Andrei Siclodi, dem Leiter der Host-Institution Künstlerhaus Büchsenhausen – umgesetzt. Einen besonderen Platz in unserem Team nimmt Iryna, Kuratorin und Art Managerin aus Kyiv, ein. Iryna hat selbst über das Formular auf unserer Webseite Kontakt mit Office Ukraine gesucht und wir freuen uns sehr, dass wir – dank großartiger Unterstützer*innen – eine Unterkunft in Innsbruck für sie finden konnten und sie uns nun im Büro mit ihren Sprachkenntnissen und ihrem Wissen über die ukrainische Kunst- und Kulturszene zur Seite steht.
Für die nächsten Monate wollen wir unsere Vernetzungsarbeit weiter intensivieren – vor allem über die Grenzen Tirols hinaus in Vorarlberg, wo bereits erfolgreiche Kooperationen mit Villa Müller in Feldkirch und der Kulturabteilung der Stadt Bregenz bestehen, sowie in Salzburg, wo gegenwärtig vor allem Wohn- und Projektmöglichkeiten eruiert werden.
Erfolgreiche Verteilaktion von Künstlerbedarf an ukrainische Künstler:innen
Aufgrund der vielfachen Anfrage nach leistbarem Künstlerbedarf von seiten ukrainischer Künstler:innen konnte Office Ukraine Wien seit Anfang Mai bei seinen Unterstützer:innen durch gezielte Aufrufe eine Vielzahl an Materialien sammeln.
Unter anderem Acryl-, Öl, Gouache - und Aquarellfarben, Ölkreide, Sprühdosen, Leinwände und Zeichenblöcke, Pinsel, Lehm, Gips, Stoffe usw. Mehr als 50 Künstler:innen, die mit Office Ukraine in Kontakt stehen, konnten im Rahmen einer Verteilaktion am 1. und 2. Juni von ihnen für ihre Arbeit benötigte Materialien abholten.

Wir danken allen Unterstützer:innen sehr herzlich für den großzügigen Support!
Art and Craft Market: Wie es war

Office Ukraine versucht unterschiedliche (Kunst)initiativen und Künstler:innen zu unterstützen und ist der Ansicht, alle sollen gleich behandelt werden. Der von Hedwig Saxenhuber, der Initiatorin des Freiraum Ukraine in Zusammenarbeit mit dem MuseumsQuartier Wien und Office Ukraine organisierte Art und Craft Market fand vom 2. - 6. Juni im Außenraum des Museumsquartier Wien statt. Im Zentrum von Wien hatten mehr als dreißig nach Wien geflüchtete ukrainische Künstler:innen fünf Tage lang die Möglichkeit, ihre Arbeiten zu präsentieren.
Für die meisten der Teilnehmer:innen gestaltete sich der Markt zu einem außergewöhnlichen Ereignis, das ihnen die Gelegenheit bot, mit heimischen Kunstinteressierten und Künstlerkolleg:innen in Kontakt zu kommen und sich auch gegenseitig auszutauschen.
Hier ein paar Eindrücke der teilnehmende Künstler:innen:
Elena Slavova aus Zhytomyr
Vielen Dank an die Organisatorinnen des Marktes! Mit dieser Veranstaltung ist ein großer Wunsch von mir wahr geworden: meine Arbeiten auf dem Gelände des MuseumsQuartier Wien präsentieren zu können. Ich habe mich sehr gefreut, Künstler:innen aus anderen Teilen der Ukraine kennenzulernen. Das Experiment war sehr hilfreich und ich hoffe auf ein weitere Auflage.

Yana Gryniv aus Kyiv
Vielen Dank für diese Initiative für ukrainische Künstler:innen! Es hat mich gefreut, an diesem für uns wichtigen Projekt teilnehmen zu dürfen. Fünf Tag lang hatten wir nicht nur die Möglichkeit, Kunst und Kunsthandwerk aus der Ukraine in seiner ganzen Bandbreite vorzustellen, sondern auch die ukrainische Kultur in Österreich präsentieren zu können.
Die wunderschöne Location im MuseumsQuartier Wien und die große Unterstützung durch Office Ukraine machte diese Veranstaltung zu einem wahren Highlight und war nicht nur eine Präsentation unserer Arbeiten, sondern brachte auch einen Gedankenaustausch von Personen, die sehr stark vom Krieg betroffen sind, und die temporäre Schaffung eines Art Hub mit sich.
Anastasia Strauss aus Kharkiv
Ganz herzlichen Dank für die Unterstützung ukrainischer Künstler:innen in einer solch schwierigen Situation! Mir persönlich hat der Kunstmarkt geholfen, mich aus einer langen Depression zu befreien. Danke für Eure Arbeit und Kindness!
Anastasia Tkachuk aus Kyiv
Ich hatte das Glück, am Markt teilnehmen zu können. Fünf Tage lang hatte ich die Gelegenheit, meine Arbeiten den Bewohner:innen und Gästen Wiens präsentieren zu können und so zu einem Teil der österreichisch-ukrainischen Kreativszene zu werden. Vielen Dank an die Organisator:innen und Besucher:innen für ihren umfassende Unterstützung in dieser schwierigen Zeit.

Inna Nikolaeva aus Dnipro
Ich habe nun wieder das Gefühl, dass das Leben weitergeht, dass anstelle der vielen dunklen Stunden der letzten Monate wieder etwas Licht in mein Leben kommt und dass durch die Teilnahme am Kunstmarkt trotz des Schmerzes und der Traurigkeit wieder etwas Balance einkehren kann. Und das ist es, was wir jetzt alles so dringend brauchen. Ich bin den Menschen, die dies ermöglicht haben, unendlich dankbar: Hedwig Saxenhuber, Office Ukraine und dem MuseumsQuartier Wien. Denn was wir hier erlebt haben, war nicht nur Mitgefühl, sondern echte Hilfe in einer sehr schwierigen Zeit.
Oksana Ivantsova aus Dnipro
Ich war sehr glücklich, am Kunstmarkt im MuseumsQuartier Wien teilnehmen zu dürfen.
Fünf Tage Kunstmarkt waren fünf Tage psychologische Unterstützung für die Teilnehmer:innen. Als kreative Menschen fühlen wir besonders mit unseren Landsleuten in der Ukraine mit. Die Initiative fühlte sich an wie eine Brise frische, friedliche Luft.
Ich habe mich sehr gefreut, die anderen ukrainischen Künstler:innen und die Organisator:innen von Office Ukraine kennenzulernen, es hat mich sehr bereichert.
Vielen Dank an Hedwig Saxenhuber und die Organisator:innen für die Möglichkeit zur Teilnahme. Ich würde mich sehr freuen, auch an weiteren Aktivitäten teilnehmen zu können.
Das BMKÖS verlängert Hilfen für ukrainische Künstler:innen!
Das Sonder-Förderbudget Ukraine-Hilfe für Arbeitsstipendien und Projektförderungen für ukrainische Künstler:innen wird von derzeit 300.000 Euro auf 500.000 Euro erhöht. Zudem wird die Tätigkeit des „Office Ukraine - Shelter for Ukrainian Artists“ bis Ende 2022 verlängert. Das „Office Ukraine“ dient als Plattform, die geflüchteten Künstler:innen aus der Ukraine mit Institutionen, Personen und Initiativen aus Österreich miteinander vernetzt und unterschiedliche Hilfeleistungen anbietet.
Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer besuchte das Office im MuseumsQuartier, um sich persönlich über die erfolgreiche Arbeit zu informieren.
Am Bild: Staatssekretärin Andrea Mayer mit den ukrainischen Künstler:innen Olena Maiorenko, Evgenia Pavlova, Olha Duhota und Vladislava Korotyk.
Fotos: HBF/Laura Heinschink

Königin der Katzen

»Office Ukraine. Shelter for Ukrainian Artists« wurde ins Leben gerufen, um ukrainische Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen aller Sparten, die nach Österreich geflüchtet sind, zu unterstützen. Das Projekt ist online und hat darüber hinaus drei Büros (Graz, Innsbruck, Wien). Bis jetzt wurden wir von ca. 400 ukrainischen Künstler:innen kontaktiert und einer großen Zahl konnten wir aktiv helfen. Dabei hilft das Office Ukraine den Künstler:innen bei der Vernetzung mit der lokalen Kunst- und Kulturszene und versucht Unterstützung zu finden. Darüber hinaus organisiert Office Ukraine regelmäßige offline Netzwerktreffen, in denen wir Menschen ermutigen, anderen zu helfen. In unserem Newsletter möchten wir Beispiele für die Zusammenarbeit zwischen österreichischen und ukrainischen Kulturarbeiter:innen aufzeigen und die Büros vorstellen. Nach wie vor brauchen zahlreiche Künstler:innen Unterstützung. Lassen wir sie nicht im Stich.
Tetiana Shtykalo ist eine Künstlerin aus Odessa (Ukraine), die sich aufgrund des russischen Angriffskriegs gezwungen sah, die Ukraine zu verlassen. Mit ihrem Ehemann und ihrem Hund verließ sie ihre Heimat und kam nach Österreich. »Office Ukraine. Shelter for Ukrainian Artists« half ihnen nicht nur, eine Unterkunft zu finden, sondern auch weiterhin ihrer künstlerischen Arbeit nachgehen zu können. Wir haben mit Tetiana während unseres letzten “Get Together”-Treffens, das alle zwei Wochen im FREIRAUM UKRAINE im MuseumsQuartier Wien stattgefunden hat, gesprochen.
Wie bist du nach Österreich gekommen und wie hast du von Office Ukraine erfahren?
Wir haben die Ukraine am ersten Kriegstag verlassen und sind auf der Suche nach einer leistbaren Unterkunft quer durch Europa gefahren. Schließlich sind wir über Social Media auf das Office Ukraine gestoßen. Wir haben dieses sofort angeschrieben und uns wurden einige Kontakte gegeben. So sind wir an eine österreichische Künstlerin gekommen, die ein Haus angeboten hat. Nun sind wir sehr dankbar, dass wir an diesem sicheren und schönen Ort wohnen können. Wie war dein Leben vor dem Krieg? Ich habe studiert und im Anschluss 22 Jahre als Senior Lecturer an der Pädagogischen Hochschule in Odessa gearbeitet. Ich habe dort Skulptur, Keramik und Zeichnen unterrichtet. In Odessa konnte ich 2018 ein großes Skultpturenprojekt über Katzen realisieren. Projektbeginn war bereits 2012, und es dauerte fünf Jahre, um alle notwendigen Genehmigungen von den städtischen und staatlichen Behörden einzuholen. In Odessa kennen mich alle und nennen mich „Katzenmutter“.
In welcher Form hat Office Ukraine dir geholfen?
Office Ukraine hat mir viel geholfen. Ich konnte mittlerweile ein gutes Netzwerk aufbauen und habe Einladungen für private Projekte und Initiativen erhalten. Aus Erfahrung weiß ich, dass es sogar in Odessa nicht leicht ist, eine Einladung für eine Ausstellung zu bekommen, aber hier in Wien ist wirklich viel los. Ich gebe Filz-Workshops für ukrainische Kinder im Freiraum Ukraine, und am 26. Mai hat ein Gips-Workshop stattgefunden. Ich bin zuversichtlich, dass sich noch mehr daraus ergeben wird, und ich bin natürlich offen für weitere Angebote.
Woran arbeitest du derzeit?
Ich möchte eine große Installation aus Gipsobjekten gestalten. Aber der Arbeitsprozess war nicht einfach. Ich habe sehr viel Gips verwendet, um ein perfektes Ergebnis zu erhalten, und am Ende hat es wirklich geklappt. Es ist ein hohles Objekt und wurde in einer der anspruchsvollsten Gipstechniken ausgeführt. Denn hier in Österreich ist Gips etwas anders als in der Ukraine, und so muss ich viel experimentieren, bevor es klappt.
Was für einen Eindruck hast du von Wien und Österreich bekommen?
Das erste Mal war ich 2002 in Wien zu Besuch. Ich kenne sowohl die Stadt als auch Österreich recht gut. Als ich in Wien war, hatte ich einen Kulturschock. Im Anschluss an die Reise war ich nach meiner Rückkehr nach Odessa einen Monat lang deprimiert. Ich war sehr beeindruckt von der Secession gewesen. Ich mag aber auch die österreichischen Kleinstädte am Land. Es ist ein wundervoller Ort zum Leben. Und ich habe den Eindruck, dass Österreich auch, was das Klima betrifft, große Ähnlichkeiten zu Odessa aufweist. In Wien habe ich jetzt viele Museen und Galerien besucht, und manche sind natürlich interessanter als andere. Ich freue mich schon auf die Ausstellung von Ai Weiwei in der Albertina. Seine Arbeit zu sozialen Themen ist essentiell für mich.
Welche Aspekte des Lebens findest du ungewöhnlich in Österreich verglichen zur Ukraine?
Alle bürokratischen Vorgänge hier in Österreich und dem Rest von Europa verschlingen sehr viel Zeit. In der Ukraine hatte ich mich z. B. daran gewöhnt, meine neue Bankkarte innerhalb von 15 Minuten zu erhalten, hier muss ich zwei Wochen darauf warten. Also muss ich lernen, geduldig zu sein. Ich bin schon über einen Monat in Österreich und habe bisher noch keinen Job, aber ich will alles dafür tun, um rasch einen zu finden. Das Interview wurde geführt von: Natalia Gurova, Office Ukraine/Wien
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WIR STELLEN VOR: OFFICE UKRAINE GRAZ

Das Office Ukraine Graz konnte seit Projektbeginn im März 2022 mit mehr als 80 ukrainischen Künstler:innen und Kulturschaffenden verschiedener Sparten in Kontakt treten. Davon sind rund 30 Personen aktuell in Graz und Umland wohnhaft. Für etwa die Hälfte der Künstler:innen und Kulturschaffenden wurde über das Office Ukraine Graz kostenloser Wohnraum organisiert. Die andere Hälfte ist über private Netzwerke nach Graz gekommen und konnte die Wohnungsfrage eigenständig regeln. Neben dem Support bei der Klärung von Alltagsfragen - vom günstigen Einkauf bis zum Zahnarztbesuch - war das Office Ukraine Graz auch in der Organisation von Kinderbetreuungseinrichtungen tätig. Das Office Graz hat auch intensiv an der Vermittlung und Vernetzung der Schutz Suchenden mit kulturellen Einrichtungen bzw. der Herstellung von Kontakten zur örtlichen Kunstszene sowie an der Kontaktaufnahme zu Bildungseinrichtungen gearbeitet.
Eine erfolgreiche Vernetzung in Form von lokaler institutioneller Anbindung gelang bisher in einem Dutzend Fällen. Als institutionelle Kooperationspartner sind bis dato zu nennen: Universalmuseum Joanneum, Schaumbad - Freies Atelierhaus, HTBLVA Graz-Ortweinschule, Kunstverein Roter Keil, Forum Stadtpark, Akademie Graz, Camera Austria, Illu Kollektiv Graz, the smallest gallery, off_gallery graz, QL Galerie, Kunsthalle Graz. Einen wichtigen Stellenwert nimmt das nunmehr zweiwöchig angebotene “Open House” ein, das bisher sechs Mal abgehalten wurde und Raum für Austausch und Vernetzung von ukrainischen Künstler:innen und Kulturschaffenden mit Personen aus der lokalen Kunstszene bietet. Die Anfragen von bearbeiteten Angeboten - Wohnraum und unterstützende Services aller Art - vor allem aus Graz, aber auch der Steiermark und Kärnten, sowie die Anfragen von Kunst- und Kultureinrichtungen und Medien gehen in die Hunderten. In vielen Fällen konnten hier auch erfolgreich Vernetzungen hergestellt werden.
Neben dem Support bei der Klärung von Alltagsfragen - vom günstigen Einkauf bis zum Zahnarztbesuch - war das Office Ukraine Graz auch in der Organisation von Kinderbetreuungseinrichtungen tätig.
Von links nach rechts: Margarethe Makovec, Johanna Hierzegger, Stephanie Sackl, Johanna Weihrich, Anastasiia Khlestova & Jake, Anton Lederer, Lara Almbauer (Photo von Office Ukraine Graz, März 2022)
Das Team des Office Ukraine Graz besteht aus Johanna Hierzegger, Anastasiia Khlestova, Stephanie Sackl und den beiden Leiter:innen Margarethe Makovec und Anton Lederer des Grazer Zentrums für zeitgenössische Kunst < rotor >, welches die Homebase für die Arbeit des Office Ukraine Graz darstellt.www.rotor.mur.at
Das »Office Ukraine. Shelter for Ukrainian Artists« ist in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft, tranzit.at, < rotor > Zentrum für zeitgenössische Kunst, Künstlerhaus Büchsenhausen, springerin und anderen Initiativen entstanden. Wir arbeiten eng mit dem BMKÖS (Bundesministerium für Kunst, Kultur, Öffentlichen Dienst und Sport), tranzit.at, BMEIA (Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten), dem MuseumsQuartier Wien und FREIRAUM UKRAINE zusammen. Wir möchten uns außerdem bei allen Unterstützer:innen - Einzelpersonen, Institutionen und Initiativen - sehr herzlich für ihre Solidarität mit den ukrainischen Künstler:innen und Kulturschaffenden bedanken.
STATISTISCHE DATEN
Office WIEN
240 Anfragen
110 Künstler:innen in Wien
Office GRAZ
80 Anfragen
30 Künstler:innen in Graz
Office INNSBRUCK
60 Anfragen
29 Künstler:innen in Innsbruck

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