Im Hörsaal und auf der Bühne — Ein ukrainischer Theaterstudent in Österreich
Im Zuge der groß angelegten russischen Invasion in der Ukraine waren zahlreiche Studierende an Kunsthochschulen gezwungen, die Ukraine zu verlassen und ihre akademischen und kreativen Vorhaben im Ausland fortzusetzen. Einer von ihnen ist der derzeit am Mozarteum Salzburg eingeschriebene Schauspielstudent Yaroslav Somkin, der uns von seinen Erfahrungen berichtete.
Foto: Yaroslav Somkin
Yaroslav begann seine Studienlaufbahn an der Universität Mozarteum Salzburg im Jahr 2022. Der Übergang wurde durch seine vorherige Ausbildung an der Kyiver Nationalen Universität für Theater, Film und Fernsehen, benannt nach I. K. Karpenko-Karyj, ermöglicht. Am Mozarteum nahm er sein Studium wieder auf, das er im Februar 2022 in Kyiv unterbrechen musste. Nachdem er zwei Semester lang als Gaststudent Lehrveranstaltungen besucht hatte, bewarb er sich erfolgreich und wurde in das vierte Jahr des Thomas-Bernhard-Instituts mit der Spezialisierung Theater- und Filmschauspiel aufgenommen. Damit knüpft er an sein früheres Studium in Kyiv an: „Derzeit sind alle Ukrainer:innen [ehemalige Gaststudierende] zu regulären Studierenden geworden und bereiten sich auf das neue Semester vor – einige im ersten Jahr, einige im zweiten und einige, wie ich, im vierten Jahr.“
Yaroslav und seine Mitstudierenden aus der Ukraine erhielten vom Mozarteum eine umfassende Unterstützung, die von Deutsch- und Englischkursen über Hilfe bei der Wohnungssuche bis hin zu Gesprächen über den russisch-ukrainischen Krieg und ihr Wohlergehen im Ausland reichte.
Yaroslav erhielt ein Ernst-Mach-Stipendium des OeAD, das es ihm ermöglichte, sein Studium in Österreich fortzusetzen. „Ich nahm an vier Theaterproduktionen an der Universität teil und lernte die Unterschiede in der Mentalität, den Arbeitsmethoden und den Perspektiven der Theaterkunst im Allgemeinen sehr genau kennen“, berichtet Yaroslav. Diese Erfahrung ermöglichte ihm eine kreative Freiheit, die seiner Meinung nach in der Ukraine oft durch die Mentalität der Lehrenden oder aus finanziellen Gründen eingeschränkt war. Doch Yaroslav ist überzeugt, dass „der deutschsprachige Theater-‘Markt‘ von der Spiritualität und dem Wesen der Kunst in der Ukraine absolut profitieren würde.“ „Ich glaube, dass ich mir in dieser Zeit viele neue Fähigkeiten angeeignet und meine Geschmackspalette erweitert habe“, resümiert Yaroslav.
Nackte Wände: Konzert von ukrainischen Studierenden des Thomas Bernhard Instituts im Mai 2023. Foto: Natalia Kravets
Neben seinem Theaterstudium fand er auch Zeit, sich als Musiker weiterzuentwickeln und sich in der lokalen ukrainischen Community zu engagieren: „Zusammen mit meinen ukrainischen Mitstudierenden hatten wir die Möglichkeit, Konzerte zu organisieren, bei denen wir ukrainische Musik spielten, um die Kunst von Bands wie Skrjabin oder Vivienne Mort zu verbreiten. Ich versuche, viel gemeinnützige Arbeit zu leisten und mit der ukrainischen Community vor Ort zusammenzuarbeiten, sowohl im Hinblick auf humanitäre Hilfe zu Hause als auch auf die Unterstützung von Menschen, insbesondere von Kindern und Jugendlichen, die derzeit hier in Österreich leben.“
